Selbst ein Sieg bewahrte die deutschen Fußballer bei der Kleinfeld-wm nicht vor dem frühen Aus.
Schnelle Kombinationen, Tricks und viele Tore – die Weltmeisterschaft auf Kreta sorgt für jede Menge Unterhaltung. Titelverteidiger Deutschland schied trotz eines 3:2 gegen Pakistan aus.
Blauer Himmel, 24 Grad, und leichter Wind am Strand auf Kreta – das klingt nach einem perfekten Urlaubstag. Doch für die deutsche Nationalmannschaft im Kleinfeldfußball ist momentan alles andere als Urlaubszeit. Bei der WM auf der griechischen Insel galt es, den Titel zu verteidigen.
Vor fast genau einem Jahr krönte sich die deutsche Elf auf dem Praça do Comércio, den berühmtesten Platz Lissabons, durch einen 1:0-Sieg über Polen zum Weltmeister. Mit dabei war auch Torhüter Marvin Jäschke, der momentan beim FC Strausberg in der Oberliga Nord zwischen den Pfosten steht. „Es war mein erstes Turnier und wirklich ein unglaubliches Gefühl. Es war einfach großartig, mit dem großen Pokal abends durch Lissabon zu laufen“, erzählt der 22-Jährige.
Es ist eine große Ehre, für sein Land aufzulaufen und vor jedem Spiel die Hymne zu hören.
Seit vergangenem Sonnabend kämpfen 40 Nationen in acht Fünfergruppen um die Wm-krone. Das Finale findet bereits am Sonntagabend statt. Alle Spiele werden auf speziell angefertigtem Kunstrasen in einer temporär errichteten Arena am Strand von Rethymno im Norden der Insel ausgetragen. Pro Mannschaft treten fünf Feldspieler und ein Torwart auf einem 30x50 Meter großen Feld mit 2x4 Meter großen Toren gegeneinander an. Eine Halbzeit dauert 20 Minuten und es darf beliebig oft ein-und ausgewechselt werden.
Aufgrund des engen Spielfeldes müssen die Spieler viel handlungsschneller als auf dem großen Feld agieren und sich immer wieder in Eins-gegen-eins-situationen durchsetzen. Da der Weg zum Tor nur sehr kurz ist, werden auch individuelle Fehler meist sehr schnell mit einem Treffer bestraft. „Als Torwart war die Umstellung schon groß. Man muss immer bereit sein und ist ständig unter Strom. Man hat einfach nicht so viele Ruhepausen wie auf dem Großfeld, da man sich als sechster Feldspieler auch am Spielaufbau beteiligt“, beschreibt Jäschke.
Team aus Amateurspielern
Der gebürtige Bernauer, der momentan im fünften Semester an der Polizeischule in Oranienburg studiert, ist dieses Mal nicht dabei. „Es war eine Fünfzig-zu-fünfzig-entscheidung für Daniel Reck, dem Sohn vom langjährigen Werder-bremen-torhüter Oliver Reck, der schon beim ersten Turnier dabei war und einfach mehr Erfahrung hat“, erklärt Jäschke. Dennoch ist er weiterhin im Kreis der Nationalmannschaft und auch bei den nächsten Sichtungsmaßnahmen wieder dabei.
Kleinfeldfußball ist in Deutschland noch eine recht junge Sportart. Erst 2012 gründete sich der Deutsche Kleinfeld-fußballverband in Göttingen. Bei der Europameisterschaft 2013 reichte es bereits zu Platz 3 und fünf Jahre später feierte man den Wm-titel. Die Mannschaft besteht dabei vor allem aus Amateurfußballern, denn der DKFV hat seine Wurzeln in den Universitätsligen.
So sind viele Spieler noch Studenten oder ehemalige Studenten, die in ihrer Freizeit höchstens in der Regionalliga spielen. Um einen schlagkräftigen Kader für das Turnier zusammenzustellen, veranstaltete der Verband Sichtungstrainings für Spieler, die meistens in der Verbands- oder in der Oberliga aktiv sind. „Es sind alles Spieler, die keinen Amateurvertrag haben. Ich wurde über Facebook kontaktiert und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mal vorbeizukommen“, erinnert sich Marvin Jäschke. So erhalten die Spieler auch keinerlei Prämien für Siege oder den Titelgewinn. Lediglich die Reise und Ausstattung übernimmt der Verband. „Socca ist zwar nicht so bekannt, aber es ist eine große Ehre, für sein Land aufzulaufen und dann vor jedem Spiel die Hymne zu hören“, erzählt der Torhüter.
Schwere Gruppe erwischt
Da der Sender Sport1 sich die Übertragungsrechte am Turnier sicherte, konnte der Torhüter die Spiele der Nationalmannschaft dennoch verfolgen. „Es ist natürlich ein bisschen schade, dass ich nicht dabei sein kann und stattdessen in der Uni sitze“, sagt er mit einem Lachen. Außerdem steht er mit dem kompletten Team über Whatsapp in Kontakt. „Vor allem mit Torhüterkollege Kim Sippel schreibe ich täglich.“
Das Turnier lief für die Mannschaft, die mit Slowenien, Ungarn, Pakistan und Rumänien eine schwere Gruppe erwischt hatte, jedoch sehr holprig. „Gerade in Osteuropa ist der Kleinfeldfußball sehr beliebt. Wo in Westeuropa Tennisplätze entstehen, werden dort Kleinfeldplätze gebaut, deswegen sind das alles sehr starke Mannschaften“, ordnet Jäschke die Gruppe ein. Nachdem das Team zum Auftakt mit 1:3 gegen Ungarn verlor, gab es gegen Slowenien und Rumänien jeweils ein 3:3. Zum Abschluss besiegte man am Mittwoch zwar Pakistan mit 3:2. Da sich nur die beiden Gruppenbesten für das Achtelfinale qualifizieren, hätte es aber ein Sieg mit sechs Toren Unterschied sein müssen. Nur dann hätte es noch ein Wunder geben können.
Noch amtierender Weltmeister: Marvin Jäschke (untere Reihe, 2. v. r.) im Kreis der Nationalmannschaft, die durch einen knappen Sieg über Polen vor einem Jahr in Portugal den Titel im Kleinfeld-fußball gewann.