„Der Damm ist gebrochen“
Teilnehmer empfehlen in Ausnahmesituationen die Weihe von geeigneten verheirateten Männern zu Priestern.
Rom.
Die Bischofssynode im Vatikan hat sich in Ausnahmefällen für die Priesterweihe verheirateter Männer ausgesprochen. So sollen im Amazonas-gebiet angesehene Männer, die eine Familie haben und schon als Diakone tätig sind, auch Priester werden dürfen. Dafür stimmte eine Zwei-drittel-mehrheit der Synoden-teilnehmer. Die Synode fasst keine verpflichtende Beschlüsse, sondern gibt dem Papst Empfehlungen. Dieser verfasst dann ein eigenes Schreiben dazu. Papst Franziskus hat dies schon für Ende des Jahres in Aussicht gestellt. Zugleich stellte Papst Franziskus eine neue Diskussion über Frauen in gewissen Weiheämtern in Aussicht.
Das Bischofstreffen hat sich drei Wochen lang mit den besonderen Herausforderungen der Kirche im Amazonas-gebiet und den dortigen Umweltzerstörungen befasst, die das Leben der Ureinwohner massiv bedrohen. Für Zündstoff sorgte jedoch vor allem die Frage der sogenannten „Viri probati“: Also, ob geeignete Männer mit Familie geweiht werden könnten, um dem Priestermangel im Amazonas abzuhelfen.
Laute Querschläger
Konservative Kritiker des argentinischen Papstes sehen darin einen Angriff auf den Zölibat – die mehr als 1000 Jahre alte Pflicht zur Ehelosigkeit der Priester – und die Kirche in ihrer Gesamtheit. Die deutschen Kardinäle Walter Brandmüller und Gerhard Ludwig Müller gehörten dabei zu den lautesten Querschlägern.
Auch wenn die Synode den Zölibat insgesamt nicht in Frage stellt, öffnet der Vorschlag die Debatte doch ganz erheblich. Mit der Empfehlung sei „endgültig der Damm gebrochen, der bisher eine Aufhebung des Pflichtzölibats verhinderte“, sagte der Theologe und Psychotherapeut Wunibald Müller. Einige Teilnehmer hätten sich sogar dafür ausgesprochen, das Thema auf „universaler“Ebene anzugehen. Priestermangel gibt es schließlich nicht nur im Amazonas-gebiet, sondern auch in Ländern wie Deutschland.
Der zweite heikle Punkt betraf die Rolle von Frauen. Zwar sprachen sich die Synodenteilnehmer blumig für mehr Anerkennung der Frau und für mehr Frauen in Führungspositionen aus – bei der Frage nach Frauen als Diakoninnen bleibt das Abschlussdokument jedoch vage. Bereits heute werden im Amazonas-gebiet bis zu 80 Prozent der Gemeinden von Frauen geleitet.
Papst Franziskus sagte zu, es solle noch einmal untersucht werden, wie das Frauendiakonat in der Urkirche aussah. Eine 2016 eingesetzte Kommission war bisher zu keinem klaren Urteil gekommen und soll nun mit neuen Personen besetzt werden. Für sich spricht auch die Tatsache, dass über das Abschlussdokument nur 181 Männer abstimmen durften – obwohl auch mehr als 30 Frauen bei der Synode dabei waren. dpa/gb/eth
Kommentar
Cdu-landeschef Mike Mohring reagiert niedergeschlagen auf das Ergebnis.