Bildungsweg im falschem Licht
Wer nicht die richtige Herkunft aufwies, konnte in der DDR weder das Abitur absolvieren noch studieren.
Zu „Mit dem Trabi zur ersten Baustelle“(Ausgabe vom 12. Oktober):
Ja, das Klischee lebt immer noch und wird im Artikel regelrecht erneuert und gepflegt: Wer nicht die richtige Herkunft aufwies, konnte in der DDR weder das Abitur absolvieren noch studieren. Diese Argumente werden oftmals von Bewerbern geäußert, die ihre eigenen damaligen Versäumnisse heute in ein besseres Licht rücken wollen.
In meiner Abiturklasse waren Schüler aller Gesellschaftsschichten vertreten, ebenso dann beim Studium. Und in meiner Seminargruppe gab es keine Genossen. Dass nicht alle Studienwünsche erfüllt werden konnten, lag am Bedarf der kleinen DDR. Aber immerhin hat Frau Merkel als Pfarrerstochter Physik studiert und beinahe privilegiert in diesem Fach promoviert. Wer aus Kapazitätsgründen keinen Platz an der EOS erhielt, konnte sein Abitur bei der folgenden Berufsausbildung mit Abitur ablegen. Selbiger Weg zum Abitur wird gerade derzeit als neue Erfindung beworben.
Noch eine Erklärung – ich wurde in der BRD vom Ddr-wissenschaftler auch zu einem erfolgreichen Unternehmer, möchte aber meinen früheren Bildungsweg durch solcherart Klischeepflege nicht in ein falsches Licht gerückt sehen. Und da spreche ich im Sinne vieler Mitbürger mit Ddr-abitur und nachfolgendem Studium. Günter Schachler Waldsieversdorf