Leserpost
Lustvoller Blick in die Stadtgeschichte
Zur Serie „Ein Streifzug durch die Zeit“:
Ein alter Frankfurter, schon lange Berliner, aber noch immer Moz-leser, liest erfreut die Serie „Ein Streifzug durch die Zeit“! Gratulation zur Entscheidung für diesen lehrreichen, aber auch lustvollen Blick zurück in die Stadtgeschichte mit Fotos aus dem Archiv und Texten, die das Heute und den Wandel einbeziehen. Die furchtbaren Zerstörungen durch Krieg und Nachkrieg haben leider auch das Bewusstsein für Kontinuität und historische Entwicklung des Baugeschehens in der Stadt zerstört und damit auch vielfach die Identifikation mit ihr. Gegenwärtig aber ist die Heimat, die Zugehörigkeit wieder stärker im Blick und in der Diskussion. Die Moz-serie könnte durchaus Schulstoff sein oder Anlass, mit einer Schulklasse auf Spurensuche zu gehen und eine Dokumentation zu erstellen. Wer verwurzelt ist, zerstört nicht und hindert vielleicht aktiv die Schmierer, die manche Gebäuderestaurierung verschandeln.“Wilfried Seiring
Berlin
Worte von damals an der Realität prüfen
Zu „Das Unmögliche im Herbst 1989“(Ausgabe vom 1. November):
Die friedlichen Demonstrationen und ihre Initiatoren vor 30 Jahren fänden kaum Aufmerksamkeit, heißt es in dem Beitrag. Da muss man widersprechen. Täglich steht bei den Medien das bevorstehende Jubiläum im Brennpunkt, zugleich wird aber das reale Leben in der DDR zumeist verächtlich gemacht und herabgewürdigt. Natürlich wird dies unzähligen Bürgern, die hier früher ein erfülltes Leben geführt haben, allmählich zu viel, so dass sie einfach abschalten. Einen Grund zum Jubeln sehen sie daher kaum. Jenen, die am 1. November 1989 in Frankfurt (Oder) demonstrierten, sei empfohlen, die damaligen Forderungen von Dr. von Klitzing, wie sie noch immer auf den Stufen am Brunnenplatz nachzulesen sind, auf ihre Erfüllung hin zu überprüfen. Haben wir inzwischen u. a. wirklich bessere Perspektiven für jeden Einzelnen, Chancengleichheit für alle und ein besseres Bildungssystem? Umfragen dieser Tage klären auf. Die Wochenzeitung „Die Zeit“z. B. hat am 2. Oktober in großer Aufmachung Umfragewerte von Ostdeutschen wiedergegeben, so u. a., dass 56 Prozent der Befragten die Bildung an Schulen, 68 Prozent die soziale Gerechtigkeit, 70 Prozent den Schutz vor Kriminalität und Verbrechen und 73 Prozent die Sicherheit des Arbeitsplatzes schlechter finden als vor 1989.
Volker Link
Das wäre auch Erinnern an die Halbleiterwerker
Zum Vorschlag der PARTEI, eine Straße in Frankfurt nach Kosmonaut Sigmund Jähn zu benennen:
Die PARTEI ist nicht nur eine Satirepartei, sondern auch eine mit Geschichtsbewusstsein. Ich unterstütze diesen Vorschlag von ganzem Herzen. Gleichzeitig möchte ich an etwas erinnern, das vielleicht in Vergessenheit geraten ist: Als Sigmund Jähn ins All startete, hatte er auch integrierte Schalkreise im Gepäck, die im Halbleiterwerk entwickelt und gebaut worden sind. Sie befanden sich in der von Zeiss gebauten Multispektralkamera und haben ihren Weltraumtest bestanden. Mein Mann, Dr. Michael Kunath, war maßgeblich mit seinem Kollektiv an der Entwicklung dieser Schaltkreise beteiligt. Er schrieb auch seine Doktorarbeit zu einem Thema, das die Weltraumtauglichkeit beinhaltete. Da diese Arbeit einen Geheimhaltungsrad hatte, wurde sie nicht öffentlich gemacht. Das Kollektiv meines Mannes erhielt nach der erfolgreichen Weltraummission den Namen „Jugendkollektiv Sigmund Jähn“verliehen. Sigmund Jähn besuchte mehrmals das Halbleiterwerk und auch „sein“Jugendkollektiv. Leider ist in unserer Stadt die Erinnerung an diesen auch international anerkannten Betrieb und seine hoch qualifizierten Beschäftigten so gut wie nicht vorhanden. Vielleicht kann der Vorschlag der PARTEI das ein wenig ändern.
Gudrun Kunath
Geld besser für Straßen und Wege einsetzen
Zu „Brücke soll ab 2020 nachts leuchten“(Ausgabe vom 23. September):
Welch ein Schwachsinn. Menschen, die wie wir besonders am Wochenende und in den Sommermonaten von nächtlicher Ruhestörung betroffen sind, brauchen nachts nicht noch eine Beleuchtung. Wir schlagen vor, die geplanten Kosten von 172 500 Euro in die Sanierung der Gehwege und für die Sauberkeit der Stadt einzusetzen. Übrigens: Brückenbeleuchtung und Klimawandel – geht das zusammen?
Manfred Kotte
Angela Krug
Die Redaktion
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