Märkische Oderzeitung Fürstenwalde
Neustart für Wolle-Wohngebiet
Fürstenwalde will 3,5 Hektar großes Areal wieder ausschreiben – mit detaillierteren Vorgaben für die Bieter
Fürstenwalde. Drei Bieter haben 2016 ihre Konzepte zur Wohnbebauung für das Areal der alten Wollfabrik eingereicht. Das Verfahren stockte, nun will die Stadt neu ausschreiben.
Fürstenwalde. Im Jahr 2016 schrieb die städtische GIP das rund 3,5 Hektar große Areal der alten Wollfabrik aus. Drei Bieter reichten Angebote mit Konzepten zur Wohnbebauung ein. Es gab Anwohnerproteste, das Verfahren stockte. Jetzt soll es neu starten – mit konkreteren Vorgaben zur Bebauung.
„Dieses Gequassel geht doch schon jahrelang.“Doris Braun winkt ab. Die 80-Jährige wohnt neben den Ruinen der Wollfabrik in der Uferstraße. Vor 30 Jahren stellte das Werk, im Volksmund nur „Wolle“genannt, den Betrieb ein. Die Gebäude verfallen. Bäume sprießen zwischen alten Mauern. Zwielichtige Gestalten nutzen das Areal, um Müll ab- zuladen, Drogen zu konsumieren oder zu angeln, erzählen Anwohner. Ein hoher Schornstein und die Backsteinfassaden von Weberei, Zwirnerei und Färberei zeugen von der Glanzzeit des Werks, das um 1900 entstand. Denkmalschutz liegt nicht darauf.
Die Stadt möchte das Gelände entwickeln. Im Jahr 2016 schrieb die städtische Gewerbe- und Industriepark Lindenstraße GmbH (GIP) das rund 3,5 Hektar große Areal aus. Drei Bewerber reichten Angebote ein. Alle lagen über dem Mindestgebot von 850 000 Euro und sahen eine Mischung aus Ein- und Mehrfamilienhäusern vor. Von 73 bis 203 Wohneinheiten reichten die Konzepte; zwei Bieter wollten den Schornstein erhalten, einer eine Halle.
Anwohner protestierten, ein Beschluss wurde nicht gefasst. Nun will die Stadt einen Neustart. Um Baurecht zu schaffen, soll ein Bebauungsplan aufgestellt
werden. Mit dem Aufstellungsbeschluss hat sich in dieser Woche der Ausschuss für Stadtentwicklung befasst. „Alle drei Bieter wären bereit, erneut Konzepte einzureichen“, teilte Christfried Tschepe mit, der im Fürstenwalder Rathaus für Stadtentwicklung zuständig ist. Es werde aber um klarere Vorgaben gebeten. Darum müssten Kriterien beschlossen werden, um einen „belastbaren Wettbewerb“zu ermöglichen.
Einige stehen bereits als Empfehlung in der Beschlussvorlage der Stadt. Zum Beispiel, dass die Geschossfläche auf dem Grundstück maximal 14 000 Quadrat-
meter betragen darf, dass die Herstellung der holperigen Uferstraße mit dem Investor in einem städtebaulichen Vertrag geregelt werden kann und die neuen Gebäude, in Anlehnung an die Umgebungsbebauung, maximal vier Geschosse hoch sein dürfen. Ferner ist ein öffentlicher Uferweg in Spree-Nähe genannt, der vielleicht sogar mal über die aktuell gesperrte Treidelbrücke führen könnte. 10 000 Quadratmeter Grün- und Platzflächen, ein Stellplatz je Wohnung und zwei je Einfamilienhaus, Erhalt der Straßenbäume sowie eine 30 Meter breite Grünzone am Spree-Ufer sind weitere Empfehlungen.
Man müsse festlegen, was von den alten Gebäuden erhalten werden soll, regte Stephan Wende (Linke) an. Den Schornstein zu erhalten, sollte kein Muss sein, entgegnete Klaus Hemmerling (SPD), da solche Bauwerke irgendwann zur Gefahr würden. Die neue Bebauung könnte durch einen Grünstreifen von den Nachbargrundstücken abgetrennt werden, um Konflikte, wie es sie am Altstädter Platz gibt, zu vermeiden, sagte Thomas Fischer (BFZ). Abgestimmt wurde über die Kriterien aber noch nicht.
Egal, wie das Areal einmal aussieht, allen Nachbarn werden es die Stadtverordneten wohl nicht recht machen können. „Die sollen da einfach nur ein bisschen aufräumen“, findet Doris Braun. Sie und andere Anwohner fürchten Lärm und zusätzlichen Verkehr – wobei ein eigens angefertigtes Gutachten zu dem Schluss kam, dass das umliegende Straßennetz den Verkehr auch bei einer Bebauungsvariante mit 200 Wohneinheiten aufnehmen könne. „Ist doch schön, wenn hier Wohnungen herkommen“, sagt hingegen Toni Pippirs. „Das ist schön dicht an der Spree und eine Kita ist auch in der Nähe“, fügt der 19-Jährige an, der am Freitag mit einem Kinderwagen an dem Ruinengelände vorbeispazierte.
Die drei Bieter aus der ersten Runde haben weiterhin Interesse am Gelände an der Spree