Märkische Oderzeitung Fürstenwalde
In jedem Auto ein Stück Erkner
14. Baekeland-Tag beginnt mit Führung durchs Chemiewerk in der Berliner Straße
Erkner. Jährlich erinnert der Verein der Chemiefreunde an die Erkneraner KunststoffTradition. Erneut fand der Baekeland-Tag statt – mit Blick in die Werkanlagen von Prefere Resins.
Erkner. Einmal jährlich erinnert der Verein der Chemiefreunde auf ganz besondere Weise an die Erkneraner Kunststoff-Tradition. Am Freitag fand der mittlerweile 14. Baekeland-Tag statt – mit Fachvorträgen und mit einem Blick in die Werkanlagen von Prefere Resins.
In Blumensteckmasse, in Möbeln, in Klebestreifen und vor allem in Autos: Erkneraner Kunstharz steckt in vielen ganz verschiedenen Dingen. Wie früher das Duroplast in jedem Trabant sei heute in jedem Auto zumindest europäischer Produktion Pulverharz aus dem Werk an der Berliner Straße verarbeitet, berichtet René Bohndorff nicht ohne Stolz. Bei Prefere Resins ist er für Arbeitssicherheit zuständig – am Baekeland-Tag führt er Interessierte durch das Unternehmen, in dem Pulver- und Flüssigharz, Dispersionsleime und Formalin produziert werden.
„Wir sind Marktführer in Europa“, ist von René Bohndorff auch zu erfahren; er meint damit die europäische Gesellschaft Prefere Resins, zu der das Werk gehört. Bevor sich die Besucher von der Arbeit des Marktführers in Erkner ein Bild machen können, müssen sie Warnwesten anziehen und Helme mit Sichtschutz tragen. Auch sonst gelten strenge Regeln: Das Fotografieren auf dem Werksgelände ist verboten, weder in der großen grauen Lagerhalle für Rohstoffe und in Erkner Produziertes noch an der Formaldehydanlage oder in der Flüssigharzproduktion dürfen die Besucher knipsen.
Aber Bohndorff und das Werk können auch so beeindrucken und den Gästen in Erinnerung bleiben: Damit, dass das Werk immerhin noch 122 Mitarbeiter beschäftigt und derzeit knapp zehn junge Leute ausbildet. Oder damit, dass das Werk rund um die Uhr produziert und dass pro Schicht fünf bis sechs Mitarbeiter in der so gut wie vollständig automatisierten Herstellung tätig sind. Und damit, dass Prefere Resins inzwischen zwei Drittel des für das Werk benötigten Stroms selbst erzeugt: mittels einer Dampfturbine.
Dass das Unternehmen – zu DDR-Zeiten Plasta, später Dynea – überhaupt in Erkner produziert, geht auf Leo Hendrik Baekeland zurück, an den die Chemie-Freunde erinnern wollen. Baekelands Todestag jährt sich heute zum 75. Mal. Der Erfinder des Bakelits hat vor fast 109 Jahren in Erkner mit der Kunststoffproduktion begonnen. Sein schwarzes Bakelit wurde zur Herstellung von allen möglichen Kunststoffteilen benutzt, bis in den 1950er-Jahren Kunststoffe produktionsreif waren, die in allen möglichen Farben hergestellt werden konnten.
Zum Programm gehörte außer der Werksführung noch das Schaupressen einer Erinnerungsplakette aus Duroplast im Technikum des Chemiewerks. Claus Schaarschmidt stellte sich dafür an die bei Plasta für Prüfzwecke genutzte Laborpresse aus den 1960er-Jahren, die ihm nicht nur handwerkliches Geschick, sondern auch körperlichen Einsatz abverlangte. Außerdem standen Vorträge auf dem Programm. Es ging um Phenolharze und ihre Anwendung, außerdem gab es einen historischen Rückblick auf Leuna und die Kunststoffe.
122 Mitarbeiter sind heute bei Prefere Resins beschäftigt