Märkische Oderzeitung Fürstenwalde
Die Scheune wird zur Kinderstube
Lammsaison bei Schäfer Michael Winnige
Heinersdorf/Georgenthal. Ein schwarzes Lamm erklimmt geschickt den großen Heuhaufen. Ein helles Zwillingspärchen ist zwischen den über hundert Tieren laut blökend auf der Suche nach der Mutter. „Durch Geruch und Laute finden sich Mutter und Nachwuchs ganz schnell“, erklärt Schäfer Michael Winnige. Seine Scheune hat sich in eine große Kinderstube verwandelt. Überall hüpfen putzige Lämmer in verschiedenen Farbschlägen herum. Heidschnucken, Schwarzköpfe und Merinoschafe – deshalb auch die bunte Vielfalt beim Nachwuchs.
Nach einer Tragezeit von fünf Monaten kommen die Lämmer zur Welt. Drei bis vier Monate lang werden die Jungtiere von den Müttern gesäugt. Haben die Lämmer dann ein Gewicht von 40 Kilogramm, werden die männlichen an regionale Händler verkauft. Die weiblichen Tiere bleiben zur Nachzucht beim Schäfer. „Es ist jedes Jahr ein harter Kampf. Die Preise schwanken“, sagt der Züchter. Auch der Wollpreis ist im Keller. Nur die kostbare Merinowolle ist auf dem Markt gefragt. Das Scheren ist für Winnige meist ein Minusgeschäft. Anfang Januar ist der 35-jährige Schäfer mit seiner Herde in traditioneller Art von der Weide bei Hasenfelde zum 20 Kilometer entfernten Stall gezogen. Zwei Tage war der Tross unterwegs. „Die Lämmer und Muttertiere sollen es warm und sicher haben“, erzählt Winnige.
Er weiß, wovon er spricht. Immer öfter sind Wölfe auf seinen Weideflächen, die mit speziellen Abwehrzäunen gesichert sind, unterwegs. Erst im Oktober gab es bei Heinersdorf eine Attacke. In Panik vor dem Raubtier durchbrach die Herde den Sicherheitszaun. Im Umkreis entdeckte der Schäfer nach längerer Suche fünf gerissene Tiere. „Die Bisse an den Kehlen und die aufgerissenen Bäuche sind typisch für den Wolf“, sagt Michael Winnige.
Mitte März – wenn das Gras als Futterquelle sprießt – zieht der Schäfer mit seinen Tieren wieder auf die gepachteten Flächen um Arensdorf, Steinhöfel und Heinersdorf. Dazu gehören auch Naturschutzflächen, die drei- bis viermal im Jahr abgegrast werden. Bis dahin bekommen die Tiere Heu, gequetschten Weizen und Futterstroh. „Ich habe noch genug Vorrat für meine 600 Schafe“, versichert Michael Winnige. (bw)