Märkische Oderzeitung Fürstenwalde
Windrad-Pläne sorgen für Ärger
Überarbeiteter Entwurf im Jacobsdorfer Bauausschuss vorgestellt
Jacobsdorf. Seit der ersten Mühle des Windparks I Jacobsdorf schwelt die Missstimmung bei den Bewohnern der umliegenden Flächen. Am Donnerstag sorgte der überarbeitete 2. Entwurf des B-Plans Windpark II zur Sitzung des Bau- und Finanzausschusses Jacobsdorf für ein volles Haus. Gekommen war auch Christin Parz von der Berliner „Gruppe Planwerk“, um die Änderungen für eine auf zwei Wochen begrenzte erneute öffentliche Auslegung vorzustellen.
Akribisch erläuterte sie auch die kleinsten Einwände, die aus der Bevölkerung gekommen waren. Das betraf vor allem Beeinträchtigungen durch Schall und Schatten, „optische Bedrängung“, Eingriff in die Persönlichkeitsbelange, Fragen der Nutzbarkeit des betroffenen Hauses nach der Fertigstellung.
Die Änderungen beschränkten sich aber größtenteils auf neue Formulierungen, „um den gesetzlichen Bestimmungen zu entsprechen und damit den Plan durch das Genehmigungsverfahren beim Landkreis zu bringen“, wie die Mitarbeiterin der Planungsgruppe erläuterte. So seien die Einwände „optische Bedrängung“, „Eingriff in Persönlichkeitsbelange“und „Nutzbarkeit des Hauses“abgewiesen worden, weil der ökologische Nutzen durch Windkraft den Vorrang habe. Eine Beeinträchtigung durch Schall und Schatten wiederum könne zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilt werden, weil sie vom Typ der betreffenden Anlage abhänge. Dieser Punkt wurde ganz aus der Planung genommen.
Gleich zu Anfang betonte Christin Parz, dass „Waldflächen und Felder nutzbar bleiben“. Auch hier wurde der Plan frisiert, weil einzelne Türme dem Wald sehr nahe kommen sollen, ihr Fuß über die Bebauungsgrenze gehe. Das sei jedoch kein Problem, meinte die Berlinerin, denn der Rotorüberflug sei so hoch, dass es zu keiner Beeinträchtigung des Waldes komme. So wurde einfach „aus gesetzlichen Gründen“ein Streifen der Waldfläche in die „Sondergebiete“aufgenommen und als „Erhaltungsgebiet“deklariert.
Jürn von Stünzner, der als Betroffener in Sieversdorf von Anfang an den Windparks kritisch gegenübersteht, ergriff in der erregten Diskussion als erster das Wort, indem er die Planerin sarkastisch lobte: „Sie haben da einen wirklich sehr guten B-Plan gemacht – für die Investoren.“Allgemein wurde bemängelt, dass kein Punkt drin sei, den die Gemeinde festgelegt habe. Es war gefordert worden, dass keine Anlage dichter als tausend Meter an Wohnbebauung herankommt und ein fünffacher Rotorabstand eingehalten wird. „Unsere Entscheidungsfreiheit ist sehr bescheiden“, wandte ein Mitarbeiter der Verwaltung ein. Das sieht von Stünzner anders. „Ich glaube, dass die Gemeinde in keiner Form ihre Planungshoheit wahrgenommen hat“, stellte er fest. „Sie kapituliert und überlässt alles dem Investor.“Als Beispiel nannte er den nur zweieinhalbfachen Rotorabstand, was den Lärm vervielfache.
In Wulkow und Rietz Neuendorf werde ein fünffacher Abstand eingehalten. Als Vorschlag brachte er „Repowering“in die Sitzung eing. Das bedeutet, das Baurecht einer neuen Anlage an die alte Anlage zu knüpfen, mit der Bedingung, alte Türme abzubauen, die jetzt zwischen Sieversdorf und Petersdorf nur 650 Meter von der Wohnbebauung entfernt stehen. (el)
Schall und Schatten der Anlagen bei Planung nicht berücksichtigt