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Geschichte aus persönlichem Interesse
Ministerin Martina Münch besucht Workcamp
Oranienburg (kd) Elena Tschernjakowa erzählte eine bewegende Geschichte. Ihr Großvater sei als Soldat im Zweiten Weltkrieg im Einsatz gegen die deutsche Wehrmacht gewesen, aber nie nach Hause zurückgekehrt. Niemand in der Familie wisse etwas über den Verbleib des Opas, wo er ums Leben kam, berichtete die 22-Jährige. Sie ist Teilnehmerin des diesjährigen Sommer-Workcamps in der Gedenkstätte Sachsenhausen. Dort helfen junge Menschen aus insgesamt 15 Nationen bei der Pflege des Außengeländes, vor allem aber lernen sie etwas über den Krieg und die deutsche Geschichte.
Am Mittwoch bekamen die zwölf Teilnehmer des ersten Camps Besuch von Kulturministerin Martina Münch (SPD), die genau wissen wollte, welche Erfahrungen die Studenten bereits gesammelt hatten und mit welchen Beweggründen sie nach Oranienburg gekommen seien. Elena Tschernjakowa sagte, dass sie sich besonders für die Zeit nach 1945, als das Gelände von der sowjetischen Armee als Speziallager betrieben wurde, interessiere. Dieser Teil der Ge- schichte ist anderen Teilnehmern vorher gar nicht bewusst gewesen. Die jungen Menschen kommen aus Griechenland, Serbien, Armenien, Frankreich, Spanien, den Niederlanden und Mexiko. Sie sei selbst erstaunt, dass mit jeder Ausstellung neue historische Erkenntnisse bekannt würden, sagte Martina Münch.
Erika Koistra ist schon zum zweiten Mal Teilnehmerin des Workcamps und berichtete, wie wichtig es ihr sei, in der Gedenkstätte nicht nur einen Tag lang zu lernen. „Wir können jederzeit die Ausstellungen besuchen“, sagte die Germanistikstudentin aus den Niederlanden. Sie halte es für notwendig, dass Besucher ihre Eindrücke aus der Gedenkstätte diskutierten. Roman Harutyunyan aus Armenien beschreibt die Besonderheit des authentischen Ortes auf dem früheren Lagergelände. Die CampTeilnehmer sprachen zuvor bereits mit dem KZ-Überlebenden Henry Schwarzbaum und werden noch den ehemaligen Speziallagerhäftling Reinhard Wolff hören. Zwei weitere Gruppen werden jeweils drei Wochen lang am Camp teilnehmen.