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Kartengrüße der Umwelt zuliebe
Hennigsdorfer Firma Eulzer Druck erhält Umweltsiegel fürs Energiesparen / Glückwunschkarten weiterhin beliebt
Reinhard Nowozin (rechts), Inhaber des Hennigsdorfer Kartenherstellers Eulzer Druck, wurde am Mittwoch Umweltpartner des Landes. Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) überreichte das dazugehörige Umweltsiegel. Eulzer Druck hat die Energiekosten und den CO2-Ausstoß in den vergangenen Jahren durch eine Solaranlage, eine eigenes Blockheizkraftwerk und den Einsatz von LED-Leuchten drastisch reduziert. Das 1935 gegründete Traditionsunternehmen stellt vor allem Glückwunsch- und Trauerkarten her. Vom Entwurf bis zum Druck stammt alles aus dem eigenen Haus.
Hennigsdorf. Nach den Oberhavel Kliniken ist die auf Glückwunschkarten spezialisierte Firma Kurt Eulzer Druck aus Hennigsdorf erst das zweite Oberhaveler Unternehmen, das das Brandenburger Umweltsiegel erhält. Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) war das am Mittwoch einen Betriebsbesuch wert.
„Unser Stromversorger E.ON hatte gedacht, dass bei uns die Zähler kaputt sind“, kann sich Juniorchef Benjamin Nowozin noch Monate später amüsieren. Defekt war bei Eulzer Druck gar nichts. Ganz im Gegenteil: Das 70 Angestellte und bis zu 40 Heimarbeiter zählende Unternehmen gehört einfach zu den Vorreitern hinsichtlich des Energiesparens.
Bereits 2015 wurden die Glühbirnen durch LED-Leuchten ausgetauscht. Seither sank die Stromrechnung monatlich um 500 Euro. Wie Peanuts erscheint das allerdings gegen die beiden Investitionen, die Geschäftsführer Reinhard Nowozin und Sohn Benjamin im vorigen Jahr tätigten. Mehrere 100 000 Euro wurden in den Bau eines Blockheizkraftwerks und die Installation von Solarmodulen gesteckt. Gebündelt sorgten all diese Maßnahmen dafür, dass sich der Stromverbrauch binnen fünf Jahren von 350 000 Kilowattstunden auf deutlich unter 100 000 verringert hat. Damit werde sich die Investition nach einem Jahrzehnt amortisiert haben, hat Benjamin Nowozin ausgerechnet.
Nicht allen ist dieses Einsparen von Energie und damit auch von CO2-Ausstoß recht. Dieser Verdacht ist den Firmenchefs gekommen, als ihr bisheriger Stromlieferant mehr als vier Monate benötigte, um das Heizkraftwerk anzuschließen und sogar ein halbes Jahr benötigte, damit die Solaranlage ihre Arbeit aufnehmen konnte.
Energie sparen, das wolle jeder. Aber, so betonte der Umweltminister, die Windkraft sorge zum Beispiel für viele Konflikte. „Sie entschärfen diesen Konflikt, indem sie im Solarbereich selbst Energie produzieren“, lobte der SPD-Politiker und überreichte dafür das Brandenburger Umweltsiegel.
Im Umweltschutz ganz vorn, von den Produkten her aber eine Firma von gestern? Nicht nur der Geschäftsführer bestreitet ganz vehement, dass das Geschäft mit Glückwunschkarten antiquiert ist, und er kann das mit Zahlen belegen. Auch der Umweltminister (53) bekennt, dass „ich zu Hause einen ganzen Schuhkarton mit Karten habe“. Zu Weihnachten schreibe er gut 100 Karten, „und zwar per Hand“.
Das hört man in den Räumen von Eulzer Druck gern. 22,5 Millionen jährlich gedruckter Karten für alle Anlässe des Lebens sowie 3 500 Motive, die in jedem Jahr zu 80 Prozent ausgetauscht werden, beweisen, dass die analoge Karte eine Zukunft hat. „95 Prozent der Deutschen freuen sich über Grußkarten. Und die restlichen fünf Prozent tun das auch. Die haben nur keine Lust, zurückschreiben zu müssen“, plaudert Reinhard Nowozin über die Schreib-Gepflogenheiten seiner Landsleute. Natürlich weiß auch er, dass viele Geburtstagsgrüße heute via App oder soziale Netzwerke ihren Adressaten erreichen. „Aber einen Brief zu öffnen und persönliche Zeilen zu lesen, das ist doch etwas ganz anderes“, argumentiert er und rückt noch einen anderen Aspekt in den Vordergrund: „Können Sie sich vorstellen, eine Beileidsbekundung zum Tod per SMS zu versenden?“
Der Minister erfährt an diesem Vormittag viel über die bunte Welt der Glückwunschkarten. Während er durch die Gänge der Druckerei geht, hört er zum Beispiel von den unterschiedlichen Geschmäckern der Deutschen. In Bayern, so Nowozin, müsse eine Beileidskarte weiterhin schwarzweiß gehalten sein. Zu fröhlichen Anlässen gratuliere man auf dem Land mit bunten Blumenmotiven, der Großstädter mag es weiß-elegant. Eulzer bedient da jeden Geschmack.