Erfrischende Weine durch Meeresbrise
Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist. Anja Köhler, die diensthabende Winzerin auf Ca’n Vidalet, muss selbst schmunzeln. Seit das Weingut Mitte der 90er entstanden ist, seit ein paar Jahre später die ersten Weine auf den Markt kamen, hat sich der Betrieb in die Herzen der Mallorca-Urlauber und -Residenten eingebrannt. Vielleicht auch deshalb, weil dies kein gewaltiges Projekt ist, keine Riesenkellerei, die mit Millionensummen beeindruckt. Parkt man vor dem Haus, scheinen die großen Mitbewerber von Es Fangar im Inselosten oder von Can Axartell – quasi ums Eck – sehr weit weg. Thomas Matzen, ein Hamburger Professor, verstand es immer wieder, gute Mitarbeiter zu motivieren, seit rund acht Jahren ist Anja Köhler mit dabei. Auf die Insel gekommen war sie aber schon Anfang der 90er, damals, als Mallorca anders aussah. Die Bauern seien noch mit dem Maultier aufs Feld gezogen, erinnert sich die Winzerin. Heute dienen die Mulis, sofern sie nicht längst abgeschafft wurden, allenfalls noch als Touristenattraktion. Doch nicht jede Änderung bringt Nachteile: Früher hat es auch keinen Gin gegeben, den man inzwischen auf Ca’n Vidalet brennt. Elf Botanicals seien drin, erzählt Anja Köhler, das meiste stamme von der Insel. „Den Rosmarin pflücken wir selbst.“
Hauptsache ist und bleibt dann aber doch der Wein. Knapp fünf Hektar sind bepflanzt: Merlot und Cabernet Sauvignon, Chardonnay und Syrah. Tempranillo kommt nun dazu, auch etwas Prensal ist in Planung. Doch egal, ob weiß oder rot, ob mallorquinisch oder international: Auch in heißen Jahren wie 2011 bleiben die Weine, des bisweilen hohen Alkoholgehaltes zum Trotz, erfrischend. „Die Meeresbrise“, erklärt Anja Köhler. Welche wohl auch den Süßwein so finessenreich macht. Mit Alkohol wurde die Gärung gestoppt, das Ergebnis ähnelt einem Portwein, die Besucher reißen sich darum. Allzu viel gibt es sowieso nicht, das Gros der Gesamtproduktion bleibt auf der Insel, dramatische Erweiterungen sind nicht vorgesehen. Die Idylle soll auf keinen Fall gestört werden.