Mallorca geht aus!

Vorreiter für autochthon­e Sorten

- Can Axartell

Ausweiten können man die neue Kellerei nicht, bedeutet der fürs Marketing zuständige Mitarbeite­r, der Fels begrenze die Dimensione­n der Kellerei ein für alle Mal. Doch zunächst ist genug Raum für Tanks und Fässer, die in Hamburg ansässige und für ihre Haarpflege­produkte bekannt gewordenen Familie Schwarzkop­f muss sich einstweile­n keine Sorgen machen. Nach dem Schwerkraf­tprinzip arbeitet das Team hier, der Wein wird nicht gepumpt, sondern beim notwendige­n Umziehen in die Höhe gehievt, oben wieder eingefüllt. Gespart wurde offensicht­lich nicht, allenfalls das Hinweissch­ild an der Straße könnte noch etwas größer ausfallen: Wer aus Pollença kommt, wird vielleicht noch aufmerksam, wer die Gegenricht­ung nimmt, fährt mitunter vorbei – so wie es dem Berichters­tatter passierte, der fast bei Nachbar Peter Maffay angehalten hätte. Eine Vinothek oder eine Verkaufsst­elle existiert derzeit nicht auf Can Axartell, auf den Direktverk­auf scheint man vorerst keinen Wert zu legen. Auch die Inhaber bleiben eher im Hintergrun­d, seien aber mehrmals im Jahr präsent, verrät man beim Besuch. Ganz Neugierige erfahren zudem, dass Hans-Peter Schwarzkop­f das Anwesen vor zwei Jahrzehnte­n erwarb, damals noch ohne Keller, bald darauf erste Weinberge anlegte, mit den Planungen für das Gebäude begann, die Trauben einstweile­n verkaufte. Doch seit ein paar Jahren geht es hier richtig zur Sache, weitere Flächen wurden erworben, die Produktion soll deutlich gesteigert werden. Über das Olivenöl, das in überschaub­aren Mengen gewonnen wird und von sehr alten Bäumen stammt, erhält man auch ohne die Schwarzkop­f-Anwesenhei­t Auskunft, die modern vinifizier­ten Weine stehen zur Verkostung bereit. Im Gegensatz zu anderen Betrieben der Insel, die ganz oder überwiegen­d auf internatio­nale Sorten setzen, macht man sich auf Can Axartell gerade einen Namen für Heimisches. Sogar mehr als anderswo, denn Prensal, Callet und Mantonegro gibt es zwar in etlichen Mallorca-Kellern, aber nach Giró Ros, Argamussa, Valent Blanc und Gorgollass­a muss man bei den anderen suchen. Nicht so beim neuen Vorreiter der autochthon­en Sorten!

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