Der Boden und: Lage, Lage, Lage!
Sebastian Keller hatte freie Hand. Zusammen mit Bernd Philippi, dem aus der Pfalz stammenden Winzer und WeinConsultant, machte der aus Siegen stammende Winzer auf Ses Talaioles Nägel mit Köpfen. Böden wurden untersucht, Reben gepflanzt, Konzepte entwickelt. Nachdem die deutsch-holländische Unternehmerfamilie de Waal das Anwesen im Jahr 2000 entdeckt hatte, überließ sie nichts dem Zufall und machte manches anders als anderswo. Die Reben wurden eng gepflanzt, und neben internationalen Sorten interessierte man sich auch für einheimische. Rund ein Dutzend werden insgesamt angebaut: Cabernet, Syrah, Tempranillo und Callet. Zarte 21 Jahre jung sei er gewesen, als das Abenteuer begann, erinnert sich Weinmacher Sebastian Keller. „Anreiz waren von Anfang an der Boden und die besondere Lage. Ich halte Hangausrichtung und Bodenbeschaffenheit für außergewöhnlich auf Mallorca.“Doch auch nach 15 Jahren ist Ses Talaioles ein Phänomen, das viele Inselbewohner nur vom Hörensagen kennen. Es mag mit der Lage des Weinguts zu tun haben, das man abseits von Manacor über verschlungene Wege erreicht, es mag vielleicht am Vertrieb liegen: Einen Shop gibt es nicht, ein beachtlicher Teil der Ernte wird in Deutschland und in der Schweiz verkauft. Ungewöhnlich ist auch das Programm, das aus lediglich drei Cuvées besteht. Man merkt auf der Stelle die Konzentration, die mit geringen Erträgen einhergeht, vor allem beim Hauptwein Sestal und bei der raren Reserva namens Na Pujola. Viel Alkohol? Ja, aber auch eine Finesse, die man selbst bei den anderen namhaften Betrieben der Insel kaum je findet. Weil alles so gut läuft, hat Keller Zeit, auch noch Beratungsprojekten nachzugehen oder auf Mallorca eine selbst verantwortete Spezialität zu erzeugen. „Quer verteilt auf der ganzen Insel haben wir verschiedene Weinberge und Rebsorten, daraus machen wir einen Wein, der so die gesamte Insel zum Ausdruck bringen soll.“„8 Vents“, acht Winde, nennt sich die aus Cabernet, Merlot, Callet und Mantonegro gekelterte Komposition, nicht in Barriques, sondern in größeren Fässern ausgebaut, mineralisch und voller Eleganz. Typisch Mallorca?
Typisch Keller!