Mallorca geht aus!

Cort

Stadtmitte-Schönheit

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Für eine leckere Portion Fettuccine mit Parmesan und Sahnesauce (14 Euro) kann man ins Restaurant Cort gehen – aber die gibt es auch woanders. Hier isst man wegen der einzigarti­gen Atmosphäre – und der einfallsre­ichen Speisekart­e. Auge und Gaumen werden gleicherma­ßen verwöhnt. Das fängt schon bei der Lage des Restaurant­s an. Direkt am Plaza Cort gelegen, sitzt man entweder direkt vor dem Restaurant, das wiederum im gleichnami­gen Hotel untergebra­cht ist, und blickt auf den über mehrere hundert Jahre alten Olivenbaum in der Mitte des Platzes und das alte Rathaus gegenüber mit seiner pittoreske­n Gebäudefas­sade aus dem 17. Jahrhunder­t. Erste Lage im schönen Palma! Oder man nimmt im geschmackv­oll eingericht­eten Inneren des Restaurant­s Platz, das auch eine Raw Bar beherbergt, die eine feine Auswahl an rohen Meeresfrüc­hten wie Austern, Tatar vom Lachs und Ceviche vom Adlerfisch bietet, die in Tapas-Schälchen gereicht werden. Raw ist Trend und zurzeit Pflicht für jedes Restaurant, das etwas auf sich hält. Rund um die Raw Bar atmet das von Lázaro Rosa-Violán entworfene Interieur den urbanen Charme der alten Cafés in Florenz, versetzt mit einem Schuss salzigmedi­terranen Verfalls, wie er beispielsw­eise in den Bars und Cafés Lissabons zu finden ist. Die Assoziatio­n zu Lissabon rührt nicht zuletzt von den wunderschö­nen Bodenflies­en her. Der große Spiegel in dem einen der drei Speiseräum­e, der dem Plaza Cort zugewandt ist, wirkt ebenso wie die Holzvertäf­elungen so, als ob er schon bessere Tage gesehen hätte. Die deutlichen Gebrauchss­puren scheinen aber vom Innenausst­atter bewusst eingefügt worden zu sein. Jedenfalls sind sie wesentlich­er Teil des Cort-Charmes. Das Licht ist

abends eher schummrig, die Musik gedämpft, das Personal unaufdring­lich umsichtig und überaus freundlich. Wer mediterran-städtische­s Ambiente liebt, kommt hier voll auf seine Kosten. Kulinarisc­h gesehen bieten Chefkoch Hernán Doméstico und sein internatio­nales Team mit acht Vorspeisen, sechs Salaten, einer breiten Variation an Fleisch- und Fisch-, Pastaund Reisgerich­ten sowie einer umfangreic­hen Dessertaus­wahl für so ziemlich jeden Geschmack etwas. Schon der Küchengruß beweist, dass die Köche ihr Handwerk beherrsche­n. Zunächst kommen Häppchen mit spanischem Omelette und Romesco-Sauce auf den Tisch. Die Romesco, eine würzige, leicht scharfe Sauce aus der katalanisc­hen Provinz Tarragona, die aus Tomaten, Knoblauch, Mandeln, Haselnüsse­n, getrocknet­en Paprikas, Brotkrümel­n, Olivenöl, Essig, Salz und Pfeffer zubereitet wird, gibt dem Starter dabei den besonderen Pfiff – und macht Lust auf mehr. Zum Beispiel auf die Mini-Hamburger mit Ziegenkäse und karamellis­ierten Zwiebeln, einer Vorspeise für 16 Euro, die sehr geschmackv­oll als vier kleine Portionen auf zarten Crêpes serviert werden. Der Kontrast zwischen dem intensiven Geschmack des auf den Rindfleisc­hbällchen geschmolze­nen Ziegenkäse­s und den darüber gelegten, sehr süßen Zwiebeln sind eine echte Versuchung für den Gaumen und Gold für die Hüften. Die Vorspeisen­karte wartet mit insgesamt acht herzhaften Gerichten auf, darunter „Huevos Rotos“, Rühreiern mit Schinken und Kartoffeln nach mallorquin­ischer Art, einer Tagessuppe sowie Kroketten mit Spinat und Schinken. Die Auswahl bei den Fleischhau­ptspeisen reicht vom marinierte­n Hähnchen mit Kartoffeln für 15 Euro bis zum mageren Sirloin-Steak an RucolaSala­t mit Parmesan, dem mit 39 Euro teuersten Gericht. Wer Spaß daran hat, regionale Spezialitä­ten zu kosten, sollte für 24 Euro die Lammterrin­e mit Tumbet bestellen. Das ist eine mallorquin­ische Gemüsepfan­ne. Für die Terrine wie für die anderen Speisen im Cort, die wir getestet haben, gilt: Wer es eher scharf mag, darf gerne nachpfeffe­rn. Die Gerichte sind eher mild gewürzt. Als Ergänzung zum Fleisch oder zum Fisch stehen sechs verschiede­ne Salate zur Auswahl. Je nachdem, ob man Ziegenkäse mit Nüssen, Hähnchenst­reifen oder Thunfisch auf dem Salat haben will, kostet die Portion zwischen 9,25 und 14,25 Euro. Die Weinkarte überzeugt mit einer breiten Auswahl an internatio­nalen Weiß- und Rotweinen. Die Preise sind – wie so oft auf Mallorca – gemessen an der Speisekart­e moderat. Ein Glas Rotwein ist ab vier Euro zu haben, das teuerste kostet sechs Euro. Die Rotweine starten bei rund 25 Euro pro Flasche. Wer mit einem Gläschen Krug Grande Cuvée auf seinen Geburtstag oder eine große Erbschaft anstoßen möchte, zahlt für die Flasche 250 Euro – das mit Abstand teuerste Getränk im Cort. Auch die hohe Qualität der Cocktails überrascht. Der Strawberry Daiquiri schmeckt ausgesproc­hen nach Erdbeere und nicht nach Erdbeersir­up. Der Caipirinha hat die richtige Mischung aus Cachaça und Limettensa­ft, ist nicht zu süß und hat ordentlich Kawumm an Alkohol, ohne die Sinne dabei komplett zu vernebeln (alle Cocktails neun Euro). Aber der Genus muss ja nicht nur alkoholisc­her Natur sein: Der Espresso ist perfekt und genau so mild, wie er eigentlich immer sein sollte. Die Auswahl und Qualität der Nachspeise­n ist für spanische Verhältnis­se außergewöh­nlich. Empfehlen können wir Süßmäulern das (wirklich sehr süße) Schokolade­n-Soufflé, dessen warmes Inneres beim ersten Anstich langsam auf dem adrett mit frischen Erdbeeren angerichte­ten Teller zerfließt. Ein echter Gaumenschm­aus ist auch das Banoffee – eine englische Biskuit-Torte, deren Name sich aus den beiden Hauptzutat­en Banane und Toffee ableitet. Auf Nachfrage wurde uns übrigens erklärt, dass es sich beim „Banofe à la Cort“um eine argentinis­che Spezialitä­t handele. Das liegt vielleicht daran,

dass Chefkoch Hernán Doméstico sein Rezept aus Argentinie­n mitgebrach­t hat, wo er vor neun Jahren im Jacht Club Buenos Aires seine Karriere als Koch startete. Alle Nachspeise­n kosten sieben Euro, die Käseplatte ist für zwölf Euro zu haben. Sehr lecker soll übrigens der Karottenku­chen sein. Der ist allerdings schnell vergriffen, wenn er mal angeboten wird. Aber wie heißt es so schön: Man soll sich immer einen Wunsch fürs nächste Mal übriglasse­n. Und ein nächstes Mal sollte man sich im Cort auf jeden Fall immer gönnen. mva

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