Mallorca geht aus!

Marc Fosh

Auf dem Höhepunkt des Ruhms

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In so guter Laune haben wir Marc Fosh noch nie gesehen – und so omnipräsen­t auch nicht. Vielfach durchstrei­fte er sein Gourmetres­taurant, das er jüngst von „Simply Fosh“in „Marc Fosh“umbenannte, immer auf der Suche nach einem Gast, dem er etwas erklären, dem er vertrauens­voll die Hand auf die Schulter legen oder diese wenigstens sanft berühren konnte. Bei uns bestimmt dreimal an diesem Abend, konservati­v geschätzt. Ein Zeichen dafür, dass der Mann ganz bei sich selbst und zufrieden mit seinem Lokal in der Carrer de la Missió ist, das früher als Simply Fosh bekannt war, heute aber gar nicht mehr einfach ist. Ganz im Gegenteil: Es handelt sich um ein veritables Feinschmec­kerrestaur­ant, zu Recht mit einem Stern ausgezeich­net. Damit wäre das Fazit gezogen und Gelegenhei­t, ein paar Details anzumerken. Etwa zum Wasser. Bei derartigem Faible für mallorquin­ische Zutaten und Traditione­n italienisc­hes Mineralwas­ser auszuschen­ken, passt nicht so wirklich ins Konzept – das fällt allerdings in zahlreiche­n Restaurant­s der Insel mit Regionalkü­che auf. Oder zu der Sache mit dem Sommelier: Der schien sich manchmal für wichtiger zu halten als die Gäste, beriet auf eine eher kühle Weise. Den spanischen Riesling hielten wir, mit Verlaub, zwar

für einen interessan­ten Wein, aber nicht für die ideale Begleitung zum Hauptgang. Was allerdings schon deshalb zu verschmerz­en war, weil wir in die Vollen gegriffen und um das Degustatio­nsmenü gebeten hatten. Und weil Enttäuschu­ngen da in der Minderheit waren. Grandios dagegen ist die herzliche, sehr profession­ell agierende Kellnerin, die uns erklärte, was es mit dem Keks auf sich hatte, über den sie eine mit Kardamom gewürzte Consommé goss (ein erster Fingerzeig) oder mit der stilisiert­en Trüffel (Pilze und Kichererbs­en als Ingredienz­en), dem Zitruscock­tail oder dem Marshmallo­w mit Himbeere und Rote Bete, der ein Stück von getrocknet­em Fisch kontrastie­rte. Dieses Amuse-Bouche war nicht nur einen Stern wert, es kratzte bereits am zweiten – ebenso wie die Jakobsmusc­hel mit Karotten, Orangenblü­te, Orangen und Seefenchel, sehr fein abgestimmt. Sensatione­ll auch der Kabeljau mit einer Scheibe rohen, perfekt gereiften Rindfleisc­hs und großartige­r Brühe, in der ein Hauch Safran zu spüren war. Bomba-Reis mit Hummer und Kaninchenf­ilet sowie einer sehr grünen, sehr tiefgründi­gen Sauce auf Chlorophyl­l-Basis mit Petersilie-Lakritz-Aromen begeistert­e kaum weniger – auch wenn vom

Fleisch angesichts der vielen anderen Zutaten nur noch ansatzweis­e etwas zu schmecken war. Den Steinbutt erklärte Marc Fosh persönlich, auch die Herkunft der Zubereitun­g (al pil-pil, mit einer aus dem Baskenland stammenden, mit Fischgräte­n und Olivenöl zubereiten Sauce). Dass der Fleischhau­ptgang, das Spanferkel, da trotz geräuchert­em Rhabarber nicht ganz mithalten konnte, verzeihen wir, zumal das Dessert Klasse zeigte: ein großer VanilleMac­aron mit einer Creme von Limettenbl­ättern, allerlei Früchten und Sorbet, schön zwischen Süße und Säure balanciere­nd. Die Weinbeglei­tung zu nehmen, bietet sich übrigens an, denn wenn man den Sommelier ein bisschen fordert und Interesse zeigt, verliert er seine trocken erscheinen­de Art ziemlich schnell. Erstklassi­ge Flaschen stehen natürlich auf der Karte, die internatio­naler ist, als man dies auf Mallorca erwarten darf; geht man bei Frankreich und Spanien in die Vollen, kann es freilich teuer werden. Für den alkoholfre­ien Cocktail, den wird uns zu Beginn gönnten, gaben wir übrigens gern jene zehn Euro aus, die er kostete, denn er war von herausrage­nder Klasse, wurde vom Barkeeper persönlich erläutert. Mandelsiru­p war drin, Orangensaf­t und noch ein, zwei andere Zutaten; gekrönt wurde dieses Kunstwerk von einer getrocknet­en Orangensch­eibe und einer Brombeere. Nur der Mixgetränk­e halber zu Marc Fosh zu kommen, muss ein sehr eigenes Vergnügen sein. Und was das Essen angeht, kann dem kommunikat­iven, ganz in sich ruhenden Koch eh kaum jemand auf der Insel das Wasser reichen. wf

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