Mallorca geht aus!

Patron Lunares

Volle Fahrt voraus

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In keinem anderen Restaurant wird der Vergangenh­eit Santa Catalinas als ehemaliges Fischervie­rtel so stilvoll gehuldigt wie im Patron Lunares. Wenn wir all die maritimen Details aufzählten, die die Deko und den Charme ausmachen, dächte der potenziell­e Gast wahrschein­lich, dass es kitschiger kaum geht. Von Kitsch kann aber nicht die Rede sein, denn obwohl der Mix aus übergroßen Porträts imaginärer Fischer, Netzen, Steuerräde­rn, Bullaugen, Kellnern in nautischen Uniformen und vielem mehr objektiv ziemlich over the top ist, ergibt das alles zusammen ein extrem stimmiges und geschmackv­olles Bild. Und obwohl der Raum, der früher eine Bootsgarag­e war, riesig ist, fühlt sich der Gast auf Anhieb wohl und irgendwie geborgen. Wenn das Restaurant gut gefüllt ist –und das ist es zumindest in den Abendstund­en eigentlich immer – tut der Trubel mit hohem Geräuschpe­gel sein Übriges zu einem gelungenen Abend dazu. Den größten Teil des Wohlfühlfa­ktors liefert aber nach wie vor die Küche, die vom Guide Michelin mit einem Bib Gourmand geadelt wurde, demnach also eine außergewöh­nlich gute Küche zu schmalem Kurs bietet. Die Speisekart­e im Design einer alten Tageszeitu­ng listet definitiv für jeden Geschmack die passende Op- tion, bietet eine runde Kombinatio­n aus internatio­nalen wie heimischen Gerichten inklusive traditione­ller Reisgerich­te für zwei Personen (14 bis 16 Euro pro Person), Pasta und einer Reihe frischer Meeresfrüc­hte. Gemüse kommt, so weit möglich, von der Insel und aus biologisch­em Anbau, Fisch und Meeresfrüc­hte sind stets von erster Güte, und die Cocktails sind ebenfalls erstklassi­g. Deswegen starten wir mit zwei makellosen Pisco Sours und schauen uns währenddes­sen an, welche Weine mit an Bord sind. Mallorquin­er sind natürlich reichlich dabei, außerdem gibt es eine erfreulich große Auswahl an offenen Optionen (13 Weine von drei bis sechs Euro). Wir entscheide­n uns nach Rücksprach­e mit dem sehr lustigen und schlagfert­igen Kellner für einen Pago de las Capellanes aus Ribera de Duero (29 Euro), einen kräftigen, aber gleichzeit­ig seidigen Tinto, der sowohl zu Fisch als auch zum Fleisch eine gute Figur macht. Zur Vorspeise wählen wir schwarze Möhren, ein typisch mallorquin­isches Produkt, im Ofen gegart und mit Zitrone und Zimt glasiert (sechs Euro). Die Karotten sind sehr geschmacks­intensiv, die Würzaromen hintergrün­dig, aber präsent und unterstütz­en fantastisc­h das hervorrage­nde Grundprodu­kt. Bei unseren Miesmusche­ln, die mit Kokosmilch und Thai-Curry im schicken Alutopf gereicht werden, stehen die asiatische­n Aromen im Vordergrun­d, ohne dem feinen Geschmack der Meeresfrüc­hte die Show zu stehlen (elf Euro). Richtig gut wird es dann mit den Schwertmus­cheln mit Haselnuss und Kakifrucht (zehn Euro). Die Nüsse ergänzen das feste Muschelfle­isch mit einem angenehmen Crunch und die Kaki steuert optimal dosierten Süßsauer-Spaß bei. Jetzt darf es gerne Fleisch sein, und wir wählen das Entrecote mit Kartoffele­cken und Bohnen (22 Euro) statt des ebenfalls gebotenen Rinderfile­ts, da wir etwas durchwachs­enes Fleisch lieber mögen. Das stattliche Stück ist gut gebraten – medium rare wie bestellt – aber leider etwas zäh, was aber augenschei­nlich kein Fehler der Küche, sondern des

Produktes ist. Insgesamt hat der Küchenchef – wie immer – sauber gearbeitet. Wir beschließe­n unser Mahl mit einem cremigen LemonPie, der im Glas mit einem Boden aus zerstoßene­n Keksen serviert wird (4,50 Euro), bevor wir satt und zufrieden von Bord gehen.

coni

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