Trespais
Wiener Charme und Schnitzel
Eigentlich reichen drei Länder nicht aus, um die kulinarische Vielfalt, die das Trespais (abgeleitet vom Spanischen tres paises, drei Länder) bietet, zu beschreiben. Quattro müssten es schon sein, denn das junge Paar Domenico Curcio (deutsch-italienischer Abstammung) und Jenny Terler (Österreicherin) haben die Karte ihres Restaurants, dem Zeitgeist folgend, längst um asiatisch-japanische Varianten erweitert. Wir werden an einem Sonntagabend im März von der Hausherrin auf charmante Weise begrüßt – sie zählt zu den besten Gastgeberinnen der Insel – und zu unserem Zweier-Tischchen begleitet. Durch einen Raum mit Bartheke und Stehtischen mit Hockern betritt man das eigentliche Restaurant. Rustikal gestaltet mit dunklem Holzboden, ockerfarben gekälkten Wänden, hübsch dekoriert mit weißen Lilien. Und überall tauchen Kerzen das Trespais in romantisches Licht – aber Gott sei Dank, ohne zu übertreiben. Im Sommer, so sagt uns Jenny, sei der Patio mit Brunnen und Kumquat-Bäumchen besonders zu empfehlen. Es ist 20 Uhr, und das Restaurant ist fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Jenny Terler und ihr Team sind unermüdlich im Einsatz für das Wohl ihrer Gäste. Meist gut gekleideten Residenten, deren vertrauter Umgang mit dem Personal dafür spricht, dass sie immer wieder gern das „Dreiländereck“besuchen. Und das ist auch kein Wunder bei dieser Speisekarte. Tatsächlich gibt es Gerichte der österreichischen, schweizerischen und deutschen Küche, Gerichte, nach denen so mancher Resident vielleicht ab und zu Sehnsucht bekommt: Tafelspitz und Wiener Schnitzel, das wir unbedingt probieren müssen, Tatar mit Rösti (Vorspeise 20 Euro) und sogar eine „Frikadelle Deluxe“(15,90 Euro), eine Kalbfleisch-Bulette mit Rahmspinat, Wachtelspiegelei und Trüffelschaum. Klingt alles toll. Die Basis der Küche ist aber, so zeigt die Karte, eindeutig mediterran, asiatische Einf lüsse sind stark: Fischsuppe (Vorspeise 16,50 Euro), Rinder-Carpaccio (Vorspeise 22,50 Euro) Seehecht (25,80 Euro), Filet und Bäckchen vom Ibérico (27,90 Euro) und Lammrücken (28,90 Euro) kommen noch mit vergleichsweise klassischen Zutaten daher. Aber schon die Chipirones (Vorspeise 15,50 Euro) werden mit Guacamole serviert, die Lubina (mit Gambas 29,50 Euro) mit KrustentierLimonen-Risotto und Mango. Die Entenbrust (26,90 Euro) ist nicht nur asiatisch mariniert, sondern kommt mit GemüseTempura an den Tisch. Pad Thai Pasta begleiten Thunfisch und Jakobsmuscheln (27,80 Euro). Kurz: Hier fühlt man sich doch ein wenig wie zu Hause und ist doch, kulinarisch gesehen, in der weiten Welt unterwegs. Also ordern wir neben Brot, Oliven und Thunfischpaste zunächst unsere Vorspeisen: Mit Nüssen gebackener Ziegenkäse, der mit einer Mousse aus IngwerZwetschgen angerichtet ist und von einem Salat begleitet wird (14,50 Euro). Meine Co-Testerin entscheidet sich für das Sashimi vom Thunfisch, serviert mit Mango, Wasabi, rotem Kaviar und grünem Spargel (16,90 Euro). Sie ist begeistert, vor allem, was den mit feinen Fettstreifen durchzogenen rohen Thunfisch anbelangt. Nur dass die Sojasauce, wie das Etikett auf der Flasche verrät, aus Taiwan kommt und nicht aus Japan, finden wir nicht so gut. Mein pfirsichgroßer, warmer Ziegenkäse mit der Nusskruste und den fruchtigen, süß-sauren Aromen des Salats ist ein Gedicht. Da wir erst am Nachmittag mit dem Flugzeug angekommen sind und mir die Rolle des Chauffeurs zugefallen ist, belassen wir es an diesem Abend bei einem Gläschen Weißwein, einem Chardonnay, der für 6,80 Euro pro Glas groß-
zügig eingeschenkt wird. Und dann, es ist 20.30 Uhr, wird die Musikanlage aufgedreht. „Happy Birthday“tönt es aus den Boxen, und der Dame am Tisch gegenüber wird, begleitet vom Applaus der übrigen Gäste, ein Dessert mit funkensprühendem Feuerwerk serviert. Sie freut sich sichtlich über alle Maßen. Und auch der dazugehörige Ehemann ist zufrieden. Ein kleiner Zwischengang der menschlichen
Art. Das Wiener Schnitzel vom Milchkalb zum Hauptgang, da ist Jenny ihrer Herkunft verpf lichtet, ist seine 22,50 Euro allemal wert. Unglaublich knusprige Panade umgibt das nicht zu dünn, aber auch nicht zu dick geschnittene Fleisch. Mit Kartoffeln, Schmand und Blattsalat sowie handgerührten Preiselbeeren kommt es auf den Tisch.
Und das Hühnchen, das auf Garnelen trifft („Chicken meets Gamba“, 23,50 Euro) muss sich auch nicht verstecken. Maispoulardenbrust, mit den Meerestieren gespickt, auf etwas zu suppigem Krustentier-Risotto gebettet und von grünem Spargel begleitet, ist eine gelungene Komposition. hü