Es Roquissar
Valldemossas schönstes Plätzchen
Vor knapp drei Jahren, im Hochsommer 2014, kamen wir eher zufällig vorbei und blieben prompt auf der hübschen Terrasse des Es Roquissar hängen. Eigentlich wollten wir nur einen kleinen Mittagssnack nehmen, es wurde dann aber ein ausgedehnter Lunch daraus, weil wir so schön saßen und unser Appetit angesichts der rundum servierten Leckereien wuchs. Damals aßen wir sowohl das Rinds- als auch das Lachstatar mit Avocado
(stehen immer noch auf der gedruckten Karte, zwölf/elf Euro), zwei Vorspeisen, von denen zumindest das Tatar locker als Hauptgang durchginge. Wir erinnern uns noch heute gern an die hohe Produktqualität – bei diesen günstigen Preisen! –, an perfekt gewürztes Fleisch und herrlich frischen, aromaintensiven Fisch. Und daran, dass wir äußerst verwundert waren, dass wir gleich gegenüber der Kartause von Valldemossa, ganzjährig ein Touristenmagnet, zur Hochsaison Ende Juli so angenehm ruhig sitzen konnten. Da durfte es gerne noch butterzarter Kalamar vom Grill sein, der tagesfrisch angeboten wurde (damals zehn Euro).
Früher hätten wir die nur wenige Schritte entfernte Plaça des Lladonners als den schönsten Winkel Valldemossas bezeichnet: Etwas ab vom Schuss und mit Blick auf die Bucht von Palma, blieb er lange ein ruhiges Plätzchen. Mittlerweile hat gegenüber der von uns bisher stets empfohle- nen Casa de Sa Miranda ein typisches Touristenrestaurant eröffnet, und es hat sich herumgesprochen, dass sich von dort aus beste Aussichten genießen und fotografieren lassen. Entsprechend viel Betrieb herrscht, als wir im Frühjahr 2017 eine Stippvisite machen. Wir drehen schnell wieder ab auf die Plaça de Cartoixa, ergattern ein Sonnenplätzchen auf der Terrasse des Es Roquissar, genießen die Ruhe und lauter Leckereien, die wir ganz selbstverständlich alle teilen durften. Zunächst begießen wir den herrlichen Frühlingstag mit einem guten Cava (Glas vier, Flasche 15 Euro), knabbern an knusprigem Rosmarinbrot und leckeren Brötchen, die zwar mit einer etwas zu knofeligen Aioli, dafür aber mit köstlich marinierten Oliven gereicht werden. Das nun folgende Jakobsmuschel-Tiradito (Vorspeise 13 Euro, auf der Karte falsch als „Carpaccio“übersetzt) ist eine superfeine Nascherei: perfekt gegarte Muscheln mit zarten Röstaromen, aber innen noch perfekt glasig, zwar ohne Schnickschnack auf einem ovalen Teller serviert, aber dennoch hübsch anzuschauen. Wir ließen das „Ceviche clásico estilo peruano“(14 Euro), das in einer hübschen Keramikschale auf den Tisch kommt, folgen: Mit herrlich zitrusfruchtig mariniertem Weißfisch, viel frischem Koriander, milden roten Zwiebeln, Rauke und einigen gegarten Möhrenstückchen (wohl mehr für die Farbe als für den Geschmack), ist es so leicht und erfrischend, wie es sein soll. Da haben wir auch kein Problem damit, noch einen ordentlich portionierten Hauptgang zu genießen: Butterzartes Confit vom Lamm – vermutlich aus dessen Schulter – mit perfekt gewürztem Couscous, der mit gewürfelten Gemüsestückchen versehen ist (18 Euro). Für eine Person dürfte das Confit mehr als sättigend sein – wir sind dankbar, dass wir es teilen dürfen und so nichts übrig lassen müssen. Dazu trinken wir zwei Gläser des Hausweins (3,50 Euro für ein großzügig eingeschenktes Glas), der, anders als in vielen preiswerten Restaurants auf Mallorca, von der Insel stammt. Seinen Namen kennt unsere superfreundliche junge Servicefrau nicht, aber er ist aus der D.O. Binissalem, so viel weiß sie. Auf der Weinkarte zählen wir 13 Flaschen-Offerten, davon vier Weiße, drei Rosés (18 bis 22 Euro) und insgesamt drei Mallorquiner. Die Weine, so hören wir, wechseln aber ständig, mallorquinische Tropfen seien immer zu haben. Am Nachbartisch trinkt man einen wunderbar blassen Rosé, wie man ihn aus der Provence kennt und wie er auch auf Mallorca immer populärer wird. Auch, wenn die eine oder andere Speise wie etwa das Tiradito durchaus Fine-DiningQualitäten aufweist – das Es Roquissar ist kein gehobenes Restaurant, und wer aufgrund des Wetters oder am Abend drinnen Platz nehmen möchte,
darf mit beengten Platzverhältnissen kein Problem haben.
Die beiden Gasträume im Erdgeschoss und in der ersten Etage sind halt sehr klein, wenn auch originell eingerichtet. Besser aber, man genießt seine Wander-, Shopping- oder Sightseeing-Pause auf der Terrasse. Die Karte, die im besten Sinne internationale Speisen bietet und dabei aktuelle Trends nicht auslässt, dürfte für jeden Geschmack etwas bieten: Bei den Vorspeisen etwa auch Pulpo in Miso-Sauce, Gamba-Gyoza und Salat mit Ziegenkäse, bei den Hauptgängen Wolfsbarsch mit gebratenem Gemüse, Entenbrust mit Pf laumensauce und BirnenConfit, einen R indereintopf mit schwarzen Bohnen, Sojasauce und Kartoffelpüree sowie, für Vegetarier, Gemüse-Ravioli mit Tomaten-Pesto (Vorspeisen
7,50 bis 14, Hauptgänge 14 bis 18 Euro). An den Nachbartischen stärkt man sich mit grünem Hühnchen-Curry samt Basmati (15 Euro) und dem Chili von der Tagestafel. Wir gönnen und teilen uns noch eine Creme aus weißer Milchschokolade, aromatisiert mit Kardamom (5,50 Euro). Nicht zu süß, echt lecker! emkazwo