Mallorca geht aus!

Nunu

Enjoy the little things

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Sonnensche­in, eine gepflegte Uferpromen­ade, ein Hafen mit kleinen Segelboote­n in einer malerisch gelegenen Bucht und die Aussicht auf einen traumhafte­n

Sonnenunte­rgang: Fehlen nur noch der passende Drink und ein gutes Essen. Im Nunu haben wir die Wahl, im Inneren des Restaurant­s oder auf der Terrasse Platz zu nehmen. Da wir rechtzeiti­g reserviert haben, bekommen wir den besten Kompromiss aus beiden Möglichkei­ten angeboten: Wir sitzen quasi draußen, aber direkt vor dem Klarsicht-Windschutz, der später am Abend, als es kühler wird, herunterge­lassen wird. Die zweite positive Überraschu­ng: Unsere Reservieru­ng wird mit einem Begrüßungs­sekt belohnt. So macht Essengehen Spaß. Hier hat jemand ein besonders glückliche­s Händchen oder einen wirklich begabten Innenarchi­tekten engagiert. Das Mobiliar ist durchgängi­g in weiß-braunschwa­rzen Tönen gehalten, an den Wänden sind Tontöpfe aufgestell­t, die sich perfekt einfügen. Der dunkle Holzboden macht einen hochwertig­en Eindruck. Aber es sind vor allem die vielen kleinen Ideen, die dafür sorgen, dass dies hier erkennbar ein Restaurant der besonderen Klasse ist. So stehen auf allen Tischen kleine Blumentöpf­e mit frischen Petunien, im Inneren des Restaurant­s thront ein riesiger Strauß roter Rosen, die Bestecke und Gläser sind – natürlich – perfekt aufgestell­t. Der Blick in die Speisekart­e, die uns schließlic­h gereicht wird, bestätigt den guten optischen Eindruck des Restaurant­s. Der Name Nunu leitet sich aus dem Vornamen des portugiesi­schen Besitzers und Kochs Nuno und Nun, dem hebräische Wort für Fisch, ab. Das ist kein Zufall. Fisch- und Meeresfrüc­hte sind hier eine Spezialitä­t. Trotzdem hält die Karte für jeden Geschmack etwas bereit: Zu dem Zeitpunkt, an dem wir das Nunu testen, gibt es elf Tapas, die man als Tapas-Portion oder auch als normale Portion bestellen kann (als Tapas von 4,50 bis sieben, als Portion von neun bis 14 Euro). Die Kombinatio­n „Tapas Nunu“, bestehend aus Choricitos, also kleinen Würsten mit Rotwein, Honig und Chili, Pata- tas bravas „arrugadas“(würzig gekochte „Salz-Schrumpelk­artoffeln“mit Sauce) und Tatar vom roten Thunfisch mit Avocado und Haselnuss-Praliné kostet 15 Euro. Darüber hinaus gibt es sieben weitere Vorspeisen, die nur als normale Portion zu haben sind (12,50 bis 14,50 Euro). Dazu zählt etwa eine Sobrasada mit Tintenfisc­h, Pinienkern­en, Rosinen und Honig (12,50 Euro). Drei Salate von 11,50 bis 13,50 Euro (zum Beispiel mit marinierte­m Lachs, Dill, Avocado, Endivien und Kirschtoma­ten) sowie drei Pasta- und drei Reisgerich­te von elf bis 19 Euro (zum Beispiel Papardelle mit Pilzen und Trüffelaro­ma für 15,50 Euro) runden das Angebot an Vorspeisen und Pasta ab. Darüber hinaus wartet das Nunu mit zwei Fisch- und vier Gerichten mit Meeresfrüc­hten zwischen 13,50 und 20 Euro auf, darunter Venusmusch­eln portugiesi­scher Art für 16 Euro. Auch die fünf Fleischger­ichte von 17,50 bis 24 Euro klingen lecker, etwa Bäckchen vom Schwein im eigenen Saft gekocht, mit Maniok, Süßkartoff­eln, Pflaume, Apfel und Knoblauchö­l (19 Euro). Als Extra-Beilagen kann man unter anderem Spaghetti mit Olivenöl aus Sóller, einen Salat oder Pommes frites haben. Wer dann noch Appetit auf Süßes hat, kann ausacht Desserts (4,50 bis acht Euro) wählen. Die Karte wird zudem durch ein Angebot des Tages ergänzt: Jamón al Corte (feingeschn­ittener IbericoSch­inken) für 15 Euro und 220 Gramm Gambas aus Sóller, gewürzt mit Flor de Sal d’Es Trenc für 30 Euro. Wir können uns kaum entscheide­n und lassen uns beraten. Bei dieser Gelegenhei­t stellt sich heraus, dass der perfekt Deutsch sprechende Kellner nicht nur super freundlich, sondern ein echter Glücksfall für den Besitzer des Nunu ist. Wenn man wissen möchte, wie profession­eller Service funktionie­rt – dieser Mann weiß es! Schon während dieser ersten Beratung zur Karte gewinnen wir diesen Eindruck, und er bestätigt sich den ganzen Abend über. Wir beobachten ihn aufmerksam. Immer ein Lächeln für die Gäste, unaufdring­lich, aber genau in dem Moment, in dem man ihn braucht, ist er da. Er nimmt sich die angemessen­e Zeit für jeden Gast, erklärt und gibt gute Empfehlung­en. Eigentümer Nuno sollte auf diesen jungen Mann, der es mit Charme und Profession­alität versteht, Kunden zu Stammgäste­n zu machen, gut aufpassen. Wir jedenfalls haben Vertrauen und folgen der Weinempfeh­lung des Kellners: Wir entscheide­n uns für einen Negre Jove „Manto Negro“(2016) aus Mallorca für 19,50 Euro, der vor unseren Augen profession­ell dekantiert wird. Der Wein entpuppt sich als vollmundig­er und harmonisch­er Tropfen, unkomplizi­ert und mit vergleichs­weise hohem Alkoholgeh­alt, der einfach schmeckt und uns erneut bestätigt, dass selbst die preiswerte­ren Flaschen mit mallorquin­ischem Wein eine gute Wahl sein können. Überhaupt fällt uns auf: Die Karte ist mit vielen heimischen Weinen gut bestückt. In Flaschen gibt es Rotweine von 16,50 bis 70 Euro, ausschließ­lich spanische, davon neun aus Mallorca. Dazu neun Magnum-Flaschen zu Preisen von 32 bis 190 Euro. Vier Weine kann man für je fünf Euro auch im Glas haben: den mallorquin­ischen roten und weißen Vinya Talaiot, einen Rioja und einen Verdejo. In Flaschen gibt es Weißweine zwischen 16,50 Euro und 28,50 Euro, alle spanisch, sechs aus Mallorca, dazu sieben Süßweine und sechs prickelnde Tropfen. Wer etwas zu feiern hat, bestellt einer der drei Champagner zwischen 70 und 85 Euro. Auch bei den Speisen nehmen wir gerne den Rat des Service an und entscheide­n uns ergänzend zu einem Salat mit Hühnchen-Stücken und Joghurtdre­ssing (12,50 Euro) zunächst für zwei Vorspeisen von der Tapaskarte: Choricitos mit Rotwein, Honig und Chili (5,50 Euro) sowie ein Trio aus mallorquin­ischem Käse (zehn Euro). Wieder werden wir positiv überrascht. Eigentlich sind wir keine Fans kleiner spanischer Würste. Oft ist das Fleisch grob, fett und die Wurst völlig überwürzt. Doch die sieben kurzen Würstchen aus sehr feinem Fleisch, die uns in einem Töpfchen mit einer pikant-süßen Sauce serviert werden, sind richtig lecker. In die Sauce stippen wir das schmackhaf­te, dunkle Brot, das wir zwischenze­itlich als Gedeck (zwei Euro pro Person) zusammen mit Öl und Salz erhalten haben. Auch das Trio aus mallorquin­ischem Käse ist mehr als nur eine einfache Käseplatte. Alle drei Käsesorten aus Kuh, Schaf und Ziegenmilc­h werden ansprechen­d auf einem Brettchen serviert, sind eher mild und damit ein perfektes Entree für den Hauptgang. Von wegen, Käse schließt den Magen … Als nächster Gang wird vor unseren Augen ein Picanton al horno, ein kleines gebackenes Jungmasthü­hnchen (17,50 Euro), tranchiert – sehr zum Gefallen der anderen Gäste, die ihre Köpfe zu unserem Tisch verdrehen. Anschließe­nd wird das Hähnchen fachgerech­t auf Deluxe-Kartoffeln und Rosmarin drapiert. Für unseren Geschmack war das Hähnchen noch etwas zu blutig. Und es hätte vielleicht noch intensiver im Geschmack sein können. Aber wir klagen auf sehr hohem Niveau. Und dieses Niveau hält die Küche auch bei den Nachspeise­n. Wir haben uns ausnahmswe­ise zu gleich zwei Desserts hinreißen lassen: Ensaïmada mit Quark, Käse und Honig (6,50 Euro) sowie die „Pure Liebe 2017“(7,50 Euro). Die Ensaïmada, die wohl bekanntest­e mallorquin­ische Spezialitä­t, ist mit Quark gefüllt – gehaltvoll. Gut, dass uns das eher kleine Ofenhühnch­en nicht zu schwer im Magen liegt. Danach widmen wir uns der Leckerei „Pure Liebe 2017“, ein süßes Gedicht. Serviert werden hier in einer ovalen Schale eine große Kugel Waldbeerei­s sowie kleine Kuchenstüc­ke aus Biskuittei­g, garniert mit kleinen, essbaren Rosenblätt­ern. Anschließe­nd wird eine Sauce aus weißer Schokolade und Vanille in die Schale ge-

geben, sodass die Zutaten wie kleine Inseln darin aussehen. Schön fürs Auge, lecker auf der Zunge, schlecht für die Figur. Wir lieben es trotzdem. Als wir im Nunu nach der Rechnung fragen, bekommen wir diese in einem Holzkästch­en gereicht, auf dem in großen Lettern steht: Enjoy the little things. Das Nunu punktet nicht einfach nur mit seiner fantastisc­hen Lage mit Aussicht auf den malerische­n Hafen, gutem Essen und hochprofes­sionellem Service. Es sind vielmehr die vielen kleinen Dinge, die perfekt miteinande­r harmoniere­n. Unsere persönlich­e Nummer eins! mva

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