Sa Barca
Ganz oben angekommen
Jürgen Lichtenauer und seine Frau Andrea Müller müssen überaus glückliche Menschen sein. Seit sie im Mai 2014 ihr schönes Restaurant im Hafen von Sóller eröffnet haben, werden sie von ihren Gästen mit
Lob überschüttet. Auf den
Punkt gebracht: Das Sa Barca besetzt vom ersten Tag an einen der Spitzenplätze unter den besonders Guten in der Bucht. Von der einen Insel (Sylt) auf die andere (Mallorca) – leicht hatten die beiden es sich nicht gemacht, als sie in Westerland nach zwölf erfolgreichen Jahren im Alten Zollhaus die Koffer packten. Mallorca, Port de Sóller, kannten sie zwar schon von ihren Urlaubsreisen, dennoch dauerte es drei Jahre, bis sie im September 2013 an der Hafenpromenade das richtige Lokal in Gestalt einer leerstehenden, leicht herun- tergekommenen Immobilie fanden. Lichtenauer kaufte solide Holztische in Holland und bediente sich für die weitere Einrichtung auch in Barcelona. „Wir wollten, dass sich unser Lokal drinnen und draußen von den anderen abhebt“, begründet er den Aufwand. Und das ist ihm ausnahmslos gelungen. Die Qualität seiner Küche findet im Gastraum mit seinen warmen Grau-, Braun- und Blautönen und der sich anschließenden Terrasse mit unverstelltem Blick auf die weite Bucht ihre Entsprechung. Drinnen und Draußen gehen fließend ineinander über, genauso hatten die beiden es sich vorgestellt. „Denn hier kann man neun Monate im Jahr draußen leben.“Draußen ist an diesem sonnigen Tag jeder Tisch besetzt. Stammgäste, unverkennbar alte Freunde aus früheren Sylt-Tagen, mischen sich unter ein Publikum, das beim Bummel über die Promenade an der Optik des Sa Barca hängengeblieben ist: Auf jedem Tisch das gleiche Arrangement aus Oran- gen, Olivenöl und Meersalz – erntefrische Orangen aus Sóller, edles Olivenöl aus Fornalutx und bestes Insel-Meersalz aus dem Hinterland von Mallorcas schönstem Strand, dem Es
Trenc. Zeit für einen ausführlichen Blick in die Karte: Im Angebot sind acht Vorspeisen, auch Klassiker wie die mallorquinische Mandelsuppe (elf Euro), Jakobsmuscheln mit Lardo-Speck und Pomelo-Spargelsalat (15,50 Euro), Carpaccio vom Rinderfilet mit Rucola, Parmesan und Pinienkernen (13,90 Euro) und Iberischer Schinken vom Eichelmastschwein mit Tomaten-Bruschetta (zehn Euro die kleine Portion). Schon hier wird deutlich, wie Lichtenauer sich „von den anderen abheben“will: Erstens durch die Qualität der verarbeiteten Produkte, zweitens mit wohlgesetzten asiatischen Anklängen, die sich durch die ganze Karte ziehen. Das Tatar vom hochklassigen Thunfisch (14,50 Euro) beispielsweise wird mit einem sensibel abgeschmeckten Wasabi-Gurkensalat serviert. Und das Sashimi vom Schwertfisch bekommt seine besondere Note durch einen Orangen-Fenchel-Salat (14,50 Euro). Des Rätsels Lösung: Den in Korea geborenen Koch Thom Bell kennt Lichtenauer aus seinen Sylter Tagen, den Ortswechsel des Chefs hat er sozusagen gleich mitvollzogen. Weil Lichtenauer seine Küche als „mediterrane Kreuzung“beschreibt, müssen auch Ravioli mit Mandelfüllung und Parmesan (19,50 Euro) und Gnocchi mit Gemüse und Pistazien (18,50 Euro) – beide natürlich hausgemacht – ihren festen Platz auf der Karte haben. Als Fisch des Tages wird ein schöner Wolfsbarsch
(22 Euro) auf den Grill gelegt. Zurückhaltend gewürzt, wunderbar saftig und in Begleitung von kleinen Rosmarinkartoffeln und mallorquinischem Sommersalat aus Tomaten, klein gewürfelten gelben Paprikastücken und milden Zwiebeln ist er perfekt. Gleiches gilt für das Filet vom schwarzen Heilbutt (24 Euro), das als Pot au feu mit asiati-
schem Curry-Espuma serviert wird. Wer so traumwandlerisch sicher mit den Flossentieren umgeht, wird seinen Gästen auch mit dem Thunfisch asiatisch (25,50 Euro), dem Filet vom Steinbutt auf Fenchel-Safran-Risotto (23 Euro) oder mit dem Fisch des Tages in der Salzkruste (55 Euro) viel Lob entlocken. Dass das Sa Barca als Alternative zum Meeresgetier auch fünf leckere Fleischgerichte wie das Kotelett vom iberischen Schwein mit Pastinakenpüree (23 Euro), das Rinderfilet mit Möhren und Kartoffelgratin (24,90 Euro) oder die gefüllte Maispoularde mit Kräuter-Pappardelle (22 Euro) auf der Karte hat, rundet das überaus positive Bild ab. Hier kocht sich jemand in die Oberliga. Noch Platz für ein Dessert? Wir empfehlen etwa den vorzüglichen Mandelkuchen mit einer schönen Portion Mandeleis (8,50 Euro) und das Orangensüppchen mit Schokoladenbisquit (10,50 Euro). Was wäre alles dies ohne einen guten Tropfen? Die Auswahl ist groß, aber bleiben wir bei den Mallorquinern: Elf Weiße zwischen 18 und 48 Euro, sechs Rosés zwischen 18 und 29 Euro, 13 Rote zwischen 22 und 59 Euro. Da ist jede Menge dabei, das passt. Versprochen.