Can Simoneta
Ein sommerlicher Lunch am Meer
Das Can Simoneta zählt zu den schönsten und am schönsten gelegenen Hotels der Insel. Ein Herrenhaus, das über der sehr idyllischen Bucht von Canyamel thront, und ein Beach House, das sich direkt an der Wasserkante darunter befindet, bieten komplett in Weiß und Naturtönen eingerichtete Zimmer und Suiten – insgesamt 28. Es gibt einen eigenen Strandzugang für die Gäste, eine Sauna, ein Dampfbad, Spa-Behandlungen. Da darf – gerade in einem so kleinen, in den Nebensaisons in den Dornröschenschlaf fallenden Dörfchen wie Canyamel – natürlich ein gutes Restaurant nicht fehlen. Die- ses ist auch für Genießer geöffnet, die nicht im Haus Logis genommen haben. Man muss am großen Tor, das sich direkt an der Straße befindet, klingeln. Dahinter liegt die kurze Zufahrt zum Herrenhaus, Parkplätze sind reichlich vorhanden. Der Rezeptionist empfängt und geleitet uns formvollendet zur Terrasse, schließlich ist heute ein strahlend sonniger und zudem windstiller Frühlingstag, wie gemacht für einen Lunch am Wasser. Und dieses Panorama! Gepflegter, gestutzter, herrlich grüner Rasen trifft am Horizont auf das blaue endlose Meer. Davor, ganz fotogen: zwei leere Liegen. Einladend, wie für uns gemacht. Hier möchte man gerne mal Hotelgast sein!
Fast jeder der insgesamt etwa zehn ganz in Weiß eingedeckten Tische ist zur Mittagszeit – im März! – besetzt, der Service hat alle Hände voll zu tun. Wir sehen vor allem riesige Club-Sandwiches (13,70 Euro) und Burger (hausgemacht mit Rindfleisch und Sesam-Brioche, 21,20 Euro,) an den Nachbartischen anlanden – oh Schreck: Wir wollen doch hoffen, dass hier auch mittags richtig gekocht wird? Es wird. Nicht so kreativ wie am Abend – dazu später mehr – aber richtig gut: klassische einfache Gerichte der mediterranen Küche, auf hohem Niveau zubereitet, genau das Richtige für sommerliche Urlaubstage. Mit diversen Salaten, etwa mit Ziegenkäse oder mit Hühnchen (12,50/13,20 Euro), mit Vorspeisen wie einem RindsCarpaccio mit Vanille-ZitronenVinaigrette (16,50 Euro) lässt sich in Kombination mit Pasta (etwa Tagliatelle Aglio Olio mit roten Garnelen oder Penne Pesto & Caprese, 17,50/17 Euro) ein leckeres und leichtes Lunch-Menü zusammenstellen. Oder man isst landestypisch traditionell wie die Einheimischen, die später am Nachbartisch Platz nehmen, beginnt mit der Pata-negra-Schinkenplatte (100 Gramm aus der D.O. Los Pedroches, 25 Euro) und teilt sich dann eine der drei Paellas (eine mit Gemüse, eine mit Hummer und eine aus Nu- deln mit Felsenfisch und roten Garnelen, ab zwei Personen, 16,90 bis 23 Euro pro Person). Das mit der Schinkenplatte machen wir auch, und natürlich ist der Jamón von exquisiter Qualität. Starter wie Thunfisch-Tataki mit Ponzu-Sauce (17,50 Euro) und Ceviche mit Weißfisch und Oktopus (17,20 Euro), ein Salat mit Gamba-Tempura und die Tatsache, dass der Felsenfisch auch bei Niedrigtemperatur gegart wird, belegen, dass die Küche nicht nur ganz klassisch kann, sondern durchaus auf der Höhe der Zeit ist. Zum Pata-negraSchinken essen wir den Gartensalat (11,50 Euro), eine wirklich gute Mischung, die man andernorts vielleicht als Wildkräutersalat bezeichnet hätte, eine großzügige Portion mit angenehm dezenter Vinaigrette. Köstlich! Den gegrillten Tintenfisch, der mit getrüffeltem Blumenkohl und würziger Pico-de-Gallo-Sauce serviert wird (18,90 Euro), finden wir zwar attraktiv, aber zu vertändelt für unsere sommerliche Sause. Stattdessen greifen wir auf Solides zurück. Kein Fehler: Die Spaghetti mit Lamm-Bolognese (16,70 Euro) ist eine der besten Bolo-Varianten, die wir jemals gegessen haben. Die Sauce ist nicht wie so oft überwürzt, sondern schmeckt nach sommerlich gereiften Tomaten und lässt auch das Lamm gut zur Geltung kommen. Gleiches gilt für die Tagliata vom Rind (26,50 Euro): Bestes, perfekt rosa gegartes und geschnittenes Fleisch ruht auf einem Bett von getrockneten Tomaten, Rucola und gehobeltem Parmesan. Vom annoncierten Trüffel schmecken wir nicht viel, aber der muss bei so viel sattem Fleischaroma sowieso nicht sein. Die Weinkarte bietet eine Reihe der populärsten und besten mallorquinischen Tropfen, die, wie die Speisen auch, in Anbetracht von Lage und Qualität noch sehr fair kalkuliert sind. Bliebe noch zu sagen, dass man hier abends in den Genuss der ambitionierten Kreationen von Küchenchef Pablo Tamarit kommt, der in den Wintermonaten in Asien und Südamerika unterwegs sein soll, wie es sich zurzeit für einen Küchenchef gehört. Er rollt Maki aus Foie gras, Aal und Apfel (Vorspeise 17,10 Euro), kombiniert Wagyu mit Orange, Avocado und Chipotle als Füllung für Tacos (18,90 Euro) und halbrohen Hummer mit Kaviar und einem 62-Grad-Ei (23,50 Euro), macht aus Pluma ibérica Tonkat-
su (24,80 Euro), eine Art Schnitzel, und aus Kaninchen Frikadellen mit Kardamom und Kokosnuss-Sauce (17,20 Euro). Kann man alles essen, muss man aber nicht: Auch abends werden Fisch und Fleisch klassisch zubereitet, gibt es Pasta, Risotto und ein Curry (Hauptgerichte bis 33 Euro, Fünf-Gänge-Menü 68, acht Gänge 80, mit Weinbegleitung 42/55 Euro). Und wahrscheinlich einen grandiosen Sternenhimmel – oder, wenn es zu kühl für Open-Air-Gelage ist, knisterndes Kaminfeuer. Für uns, die wir am anderen Ende der Insel logieren, war die Terrasse des Can Simoneta heute ein tolles Ausflugsziel. Wir würden gerne noch eine kurze Siesta in den Liegen halten, aber wir müssen – wie immer – weiter. Ein Essen hier macht Lust darauf, mal für ein paar Tage im Can Simoneta zu wohnen. Kann sein, dass kein Zimmer mehr frei ist. Wie gut, dass die Can Simoneta-Macher im Frühsommer 2017 nur 200 Meter weiter ein weiteres Hotel eröffneten: Pleta de Mar heißt es, fünf Sterne hat es, dazu ein exklusives Grill-Restaurant, zwei Infinity-Pools, Spa, privater Strandzugang. Wir werden es uns mal anschauen …
emkazwo