Cases de Son Barbassa
Entspannung pur
Wer es bisher geschafft hat, darf sich hier auch schon mal auf seine Zehenspitzen stellen, zufrieden vor und zurück wippen und die Aussicht genießen, die die Cases de Son Barbassa bieten. Nämlich einen überwältigenden Panoramablick auf die Landschaft zu Füßen des Kastells Capdepera, das oberhalb der gleichnamigen Stadt thront, die sich malerisch an den Hang schmiegt. Als wir durch das Eingangstor der Cases de Son Barbassa, an der Hotelrezeption vorbei, auf die sonnige RestaurantTerrasse treten, durchströmt uns ein ganz warmes Gefühl. Und das rührt nicht nur von den Sonnenstrahlen her. Es ist eher das unglaublich entspannte Ambiente der gesamten Anlage. Die Finca – 16 zeitgemäß und stilvoll eingerichtete Gästezimmer, Restaurant mit zwei überdachten und einem offenen Speiseraum, viele kleine Salons und Lounges und eine Ecke mit Schalensesseln vor dem mobilen Gasheizer für den abendlichen Cocktail – ruht am Hang inmitten eines Olivenhains. Die Bäume ste- hen nicht nur zur Zierde her. Die Oliven werden geerntet und zu hochwertigem Öl verarbeitet, für den eigenen Salat verwendet und auch verkauft. Wer nur zum Essen kommt, sollte sich trotzdem die Zeit nehmen, über die komplette Anlage zu spazieren. Es lohnt sich! Von Teilen der Finca aus blickt man auf die Cala Mesquida, die Cala Agulla und bis nach Cala Ratjada, bei klarer Sicht sogar bis nach Menorca. Kurzum: Es ist der ideale Ort, um die Seele baumeln zu lassen. In dieses Bild fügt sich auch das professionelle, freundliche und entspannte Auftreten des Personals perfekt ein. Man hat uns und unsere Bedürfnisse rund ums Essen immer im Blick, die Speisen werden in der Abfolge ohne unnötige Verzögerungen serviert. Sonderwünsche? Fragen? Kein Problem. Wir haben jederzeit das Gefühl, hier gut umsorgt zu sein. Was uns weiterhin positiv auffällt: Die sehr gut sortierte Weinkarte bietet eine große Auswahl an gut bezahlbaren, ausnahmslos spanischen Weinen – die meisten darunter stammen aus mallorquinischer Produktion: Von den insgesamt 35 Tintos stammen 27 von der Insel, beginnend bei 16,90 Euro für die kleine Flasche (halber Liter Son Bordils Negre) bis zu 49,90 Euro für einen Ánima Negra. Von den insgesamt 28 Blancos werden 22 auf Mallorca gekeltert. Die Preise bewegen sich hier zwischen 16,70 Euro für einen halben Liter Chardonnay von Son Bordils und 37,40 Euro für einen Sa Vall Privada von Miquel Gelabert. Erstaunlich ist auch die große Auswahl an Roséweinen: zehn gibt es, acht davon aus Mallorca. Das Cases de Son Barbassa ist zu Recht stolz auf sein Weinangebot und organisiert für seine Gäste spezielle Besichtigungen der Weinkeller, wo man mit den Herstellern feinste Tropfen aus den Anbaugebieten Pla i Llevant und Binissalem sowie Vi de la terra de Mallorca probieren kann. Im Restaurant werden zudem im Frühjahr und im Herbst spezielle Abendessen mit viergängigen Menüs und Weinverkostung angeboten. Wir sind aber heute nicht nur wegen der Weine hier, sondern weil wir auf der sonnigen Terrasse neben der schönen Landschaft auch gutes Essen genießen wollen. Wir streifen mit einem Blick die Mittagskarte, die zum großen Teil typische Snackgerichte enthält. Eltern mit Kindern dürften sich freuen, dass sich auf der familientauglichen Karte Gerichte finden wie in Olivenöl frittierte Pommes (4,70 Euro), Pasta mit Bolognese oder Carbonara oder auch eine Pizza Margarita (jeweils 9,50 Euro). Für 20,50 Euro gibt es Tintenfisch à la Romana mit zwei Saucen oder Mittelmeer-Tintenfisch vom Grill. Auch ein simples SchinkenKäse-Sandwich für sechs Euro
oder der Klassiker, Club Sandwich mit Huhn, Speck, Ei und Salat (10,20 Euro), sind auf der Lunchkarte zu finden.Wir bringen keine Kinder, dafür aber einen guten Appetit mit und wenden uns der Standardkarte zu. Unser erster Eindruck beim Überfliegen: Keine gewagten Ausflüge in die Haute cuisine, dafür eine solide Auswahl an mallorquinischen, spanischen und international gern gegessenen Gerichten, die genau zu so einer entspannten Picknick-AusflugsAtmosphäre auf einer Finca passen. Das teuerste Gericht auf der Karte ist ein Rinderfilet aus Galizien mit Foie gras und Steinpilzsauce für 27,50 Euro. Auch ansonsten bleibt das Angebot mit den Füßen auf dem Boden. Neben vier warmen Vorspeisen zwischen 8,50 und 15,40 Euro bietet das Restaurant fünf kalte Vorspeisen (12,90 bis 19,70 Euro), drei Nudelbeziehungsweise Reisgerichte zwischen 12,70 und 14,20 Euro, vier Fischgerichte (19,80 bis 24,50 Euro), fünf Fleischgerichte zwischen 18 und 27,50 Euro und fünf Nachtische (7,50 bis 9,50 Euro) an. Für den Service, Brot und Oliven werden 2,80 Euro pro Person berechnet. Wir bestellen zwei Vorspeisen und eine Hauptspeise und bitten die Bedienung, diese nacheinander aufzutragen, damit wir uns alle Speisen teilen können. Dieser Bitte kommt sie sofort nach. Als Gruß aus der Küche erhalten wir verschiedene kleine Brötchen, darunter auch dunkle, mit hausgemachtem Olivenöl von der Finca, mit sehr schmackhaftem Meersalz und einigen Oliven. Schon nach kurzer Zeit kommt unser erstes Gericht: ein Salatteller mit Ziegenkäse, knusprigen Schinkenstreifen und Walnüssen für 12,90 Euro. Unser Salat (12,90 Euro) besteht aus mehreren Blattsalaten, einem großen Stück Ziegenkäse, der mit zwei kross gebratenen Schinkenscheiben belegt ist. Er ist nur wenig angemacht, erhält seine Würze aber durch den Chèvre und die Röstaromen des Schinkens. Wir geben zudem etwas von dem leckeren Olivenöl über den Salat. Eine gute Entscheidung. Wir beschließen, später noch eine Flasche davon für zu Hause zu kaufen. Als zweites Gericht haben wir uns für einen in knuspriger Panade zubereiteten Mozzarella auf Tomatenmarmelade mit Mahón-Käsespänen entschieden (10,90 Euro). Es kommt – ein Gaumen- und Augenschmaus. Die vier eher großen Mozzarella-Kugeln sind auf einem Spiegel von Tomatenmarmelade angerichtet und mit den Käsespänen belegt. Die Kugeln haben dierichtige Konsistenz, die Kruste ist kross, die Marmelade süß – ein spannender Kontrast. Unsere Hauptspeise, ein Thai-Hühnchencurry mit Basmatireis und Papadums (18 Euro), schmeckt genauso, wie man es von einem Hühnchen-Geschnetzelten in Currysauce erwartet, wenn man es in einem Ausflugslokal bestellt. Der Reis ist knackig, die Sauce eher mild im Geschmack. Nur die kleine Gemüsegarnitur aus Brokkoli, zwei Scheiben Karotte und einem Blumenkohl-Stengel passt irgend- wie so gar nicht zu einem Thaigericht. Aber wir sind ja auch in Spanien und nicht in Thailand, und dieses Gericht ist herrlich leicht – so leicht, dass man anschließend noch den in Sichtweite befindlichen Hügel zum Kastell in Capdepera erklimmen kann. Allerdings machen wir diesen guten Vorsatz mit dem Dessert zunichte. Wir bestellen Blätterteig mit Mascarpone-Creme, Sahne, Walnüssen und Karamellsauce für 9,50 Euro – die teuerste unter den Nachspeisen. Wer sich vorgenommen hat, im Urlaub abzunehmen, sollte an dieser Stelle die Lektüre abbrechen: Es kommt ein Türmchen aus runden Blätterteigscheiben mit fluffiger Sahnehaube auf einer kalten Mascarpone-Creme. Das Ganze ist umgeben von karamellisiertem braunem Sirup und Walnüssen. Diesen leckeren Turm haben wir im Sturm genommen. Die Burg erklimmen wir vielleicht beim nächsten Mal. mva