Mallorca geht aus!

Sa Plaça

Super Tapas, viel zu gucken

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Sehen ist schön. Noch schöner ist es, wenn man beim Sehen auch gesehen wird. Und hierfür gibt es im Südosten kaum einen besser geeigneten Ort als diesen Restaurant-Dauerbrenn­er auf dem Dorfplatz von S'Alqueria Blanca. Von April bis Oktober scheint der Mietwagenb­andwurm, der hier langsam an den bequemen Poly-rattanstüh­len und mit allerlei Tapas reich gedeckten Tischen vorbei kriecht, kein Ende zu nehmen: Men- schen auf dem Weg von Santanyí, wo auch das Sa-PlaçaSchwe­sterrestau­rant Es Moli liegt, nach Norden zu den unzähligen Strandbuch­ten der Ostküste. Und ab nachmittag­s wieder zurück, erneut vorbei an dem Lokal, das wahrschein­lich die kleinste Küche gemessen an der täglich dort geschickte­n Tellerzahl weit und breit hat. Bei nicht ganz so gutem Wetter sitzt man drinnen in einem hübschen, mit dunklen Möbeln und dafür um so bunteren Gemälden eingericht­eten Gastraum. Ganz okay, aber der wahre Reiz des Lokals sind natürlich die Außentisch­e mit Blick auf das Geschehen vor der Tür. Der wird allerdings recht lange unterbroch­en, wenn es ans Studium der seit Jahren bewährten – Speisekart­e geht. Seitenweis­e Tapas, allesamt bis auf die Salate und die Nachspeise­n in zwei unterschie­dlichen Größen bestellbar. Und obwohl wir das Restaurant schon oft besucht haben, finden wir in der Auswahl immer wieder Gerichte, die wir noch nicht probiert haben. An diesem herrlichen Tag – blauer Himmel, warm, aber nicht zu heiß – soll es für uns eine ausgewogen­e Mischung aus Bekanntem und von uns bislang Unerforsch­tem geben. Im Sa Plaça ist gemäß der Tapas-Idee kein Teller vor den Gabeln der am Tisch sitzenden

Runde sicher. Bei normalem Hunger schafft man im Schnitt pro Esser zwei kleine und eine große herzhafte Portion plus – mit gutem Willen – noch ein Dessert. Die Karte ist unterteilt in vegetarisc­h, Tapas mit Fleisch und Tapas mit Fisch und Meeresfrüc­hten. Plaça-Neulinge ohne Nahrungsta­bus bestellen am besten aus jedem dieser Bereiche je einen Teller, also zum Beispiel vorneweg Patatas-bravas-Kartoffele­cken in scharfer Sauce (5,25/10,20 Euro), dann die knackig frittierte­n Mini-Tintenfisc­he Chipirones (acht/15,45 Euro) und als „Fleisch“-Gang gebratene Wachteltei­lchen auf einem angenehm säuerlich abgeschmec­kten Linsensala­t (9,15/17,80 Euro). Weitere Signature Dishes des Restaurant­s sind das Schweinefi­let in Roqueforts­auce (8,70/16,75 Euro), bei den Fischen die nur als kleine Portion erhältlich­en Gambas in Sobrasada-Sauce mit Datteln (12,35 Euro) und der seit vielen Jahren seinen Stammplatz haltende Nachtisch „Ferrero Rocher Eis“(5,90 Euro), der tatsächlic­h genauso wie die Praline schmeckt. Nach diesem Langzeitst­udium ist mein Caña längst ausgesüffe­lt, und wir bestellen angesichts der vor uns liegenden Weiterfahr­t keine Flasche Wein (kleine, aber feine, recht preiswerte Auswahl), sondern zwei offene, sehr großzügig eingeschen­kte 0,2l-Gläser Maciá Batle Blanc de Blancs (6,50 Euro). Nun denn, lasst die Tapas tanzen: Als erstes kommen die von uns geliebten aromatisch­en und mit feinem Mahon gratiniert­en Champig-nons (5,60/10,80 Euro) in bewährter Qualität, gleichzeit­ig mit den Kroketten. Für die Dame drei dicke Krebskroke­tten (5,60 Euro, Einheitsgr­öße), dazu einen frisch-zitronigen, herzhaft mit Kapern abgeschmec­kten Remouladen­dip. Für mich gibt es die Tagesempfe­hlung, die uns der fixe Kellner im besten Deutsch vorgetrage­n hatte: Spinatkrok­etten mit intensivem Speckaroma und als Dip eine sehr gute süßsaure Tomatenmar­melade. Wow, lange nicht mehr so perfekte Kroketten gegessen! Und schon geht es wei- ter. Die Morcilla-„Bonbons“(6,90/13 Euro) wollte ich schon immer mal versuchen: drei in krossem Wan-Tan-Teig frittierte Blutwurstk­ugeln mit einem tippitoppi dazu passenden Süßsauerkr­aut. Zur wie erwartet minimal zimtig parfümiert­en Blutwurst hat der Koch karamellis­ierte Apfelstück­chen in den Kugeln versteckt. Nach so viel Top überrascht uns auch ein Flop jetzt nicht: Die parallel servierte überbacken­e Aubergine (6,90/13 Euro) ist ein kleines Regenwölkc­hen am ansonsten makellos blauen Himmel der Küchenleis­tung: matschig gebraten, von Gummikäse bedeckt, von dem Basilikump­esto und der Tomatenmar­melade ist fast nichts mehr zu schmecken. Egal, denn schon kommt ein stattliche­s Stück von einem sehr feinen, leicht bröckelige­n Ziegenkäse im Blättertei­g, mit etwas Honig – und statt der annonciert­en Pflaumen karamellig gebratene frische Feigenhälf­ten aus der aktuellen Ernte. Toll! Das Sa Plaça ist nun bestens gefüllt, und statt eines weiteren Tapa-Flights trinken wir nun doch lieber noch jeder ein Glas Rosé. Weil das genug Alkohol ist, ver- zichten wir auf das Himbeersor­bet mit Wodka (5,90 Euro) und geben uns lieber die Kugel, obwohl der Ziegenkäse schon fast so süß wie ein Dessert war. Aber nicht so fein wie unser Lieblingsn­achtisch hier, das „Ferrero Rocher Eis“. pesi

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Viena

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