„Niemand will Exzesse!“
Dass gehobener Anspruch nicht auf dem Rücken der Natur passieren muss, zeigt das vielfältige Familien-Unternehmen Iberostar mit cleveren Konzepten und Investitionen in Technologien, die Ressourcen schonen. Im Interview mit MALLORCA IM ÜBERBLICK erzählt Ve
Wie ist die Marke Iberostar im Hotelbereich auf Mallorca aufgestellt?
Wir haben auf der Insel zurzeit 16 Hotels in unseren drei Kategorien Iberostar, Iberostar Selection und Iberostar Grand. Darunter sind Hotels, die stark auf Familien ausgerichtet sind wie das Selection Albufera Park oder Alcúdia Park, manche nur für Erwachsene wie das Selection Llaut Palma oder das Iberostar Cala Millor. Einige der reinen Adults-Only-Hotels haben wir wieder für Familien geöffnet, etwa das Grand Portals Nous. Dass in höheren Kategorien Kinder unerwünscht sind, ist weit entfernt von unserer Philosophie.
Was gibt es Neues in der Saison 2023/24? Im Juni 2023 wurde an der Playa de Muro das Iberostar Selection Albufera Resort wiedereröffnet. Mit hohen Investitionen haben wir dafür das Selection Albufera Park und Selection Albufera Playa vereint und bieten ein 100-Prozent-All-inclusive, wie man es aus der Karibik kennt – mehr Speisenauswahl, etwa in drei Spezialitäten-Restaurants, ein umfangreicheres Getränke-Angebot und weniger Zeitbegrenzung. Man kann beide Hotels vollständig nutzen, unabhängig davon, welches gebucht wurde.
Was wird beim
Thema Nachhaltigkeit getan?
Mit unserer Initiative „Wave of Change“haben wir die Dekarbonisierung vorangetrieben. Das Iberostar „Cristina“wurde 2023 zu 100 Prozent elektrifiziert, also fossile Brennstoffe durch Energie aus erneuerbaren Quellen ersetzt. Wir sind zudem Mit-Investor beim Projekt „Grüner Wasserstoff“der BalearenRegierung und planen, diesen als Energiequelle für unsere Mallorca-Hotels aus dem Werk in Lloseta zu beziehen. Das Pilotprojekt im ersten Hotel startet im Herbst 2023.
Konnten Sie trotz der Schutzmaßnahmen in der Pandemie Einwegplastik reduzieren?
Seit 2020 sind wir in all unseren Hotels frei von Einwegplastik. Daran hat sich nichts geändert. In der „Agenda 2030“definieren wir unsere Ziele. Mehr als 30 Mitarbeiter, vorwiegend Wissenschaftler, beschäftigen sich in unserer Nachhaltigkeits-Abteilung damit, wie wir bis 2030 CO2-neutral operieren können, bis 2025 rein nachhaltig produzierten Fisch und Meeresfrüchte konsumieren und komplett restmüllfrei nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft werden.
Kann Fischerei komplett nachhaltig sein?
Bereits heute stammen etwa 80 Prozent des von uns verwendeten Fischs und der Meeresfrüchte aus nachhaltigen Quellen. Wir arbeiten in einigen Urlaubsregionen mit lokalen Fischern zusammen, stellen sie an und bilden sie aus. So gewinnen wir Zulieferer und lassen sie an der Wertschöpfung teilhaben. Für unsere Restaurants nutzen wir ein System basierend auf künstlicher Intelligenz, das uns hilft, Essensabfälle zu analysieren und damit zu vermeiden. Wir lernen so, wie wir effizienter einkaufen und viel wichtiger: welche Speisen der Gast möchte. Oft denkt man, Nachhaltigkeit kostet nur Geld. In dem Fall sieht man das Gegenteil.
Wie wichtig sind die Hotels an der Playa de Palma und der deutsche Urlaubermarkt dort?
Aus unserer Sicht sind die Bemühungen der vergangenen zehn Jahre nicht ins Leere gelaufen. Das Angebot ist höherwertiger in Sachen Hotels und Gastronomie, das findet international Anklang. Wir haben selbst
Vier- und Fünf-Sterne-Hotels an der Playa de Palma. Unser wichtigster Markt ist der deutsche Markt, gefolgt von den Engländern. Mittlerweile buchen auch mehr Amerikaner, die interessieren sich ganz klar für höherwertige Produkte.
Wie schätzen Sie die Situation an der Playa de Palma ein? Medial bekommt man oft ein Bild präsentiert, das keiner Aufwertung entspricht.
Die Nachfrage nach Party-Tourismus ist da. Die Frage ist: Wie geht man mit Exzessen um? Die will niemand – kein Hotelier, kein Gastronom. Die existierenden Gesetze sind gut, ich wünsche mir aber mehr Durchsetzung. Der strikte Erlass zum All-inclusiveGesetz hingegen geht an der Realität vorbei. Meistens geht es bei All-inclusive um ein breites Angebot an Speisen und Getränken, nicht um unbegrenzte Mengen Alkohol. Das müssen wir unseren Kunden vorab erklären. Wir sind gespannt, wie sich die Situation weiterhin entwickeln wird.
Das Gespräch führte Diana Serbe