Mallorca im Uberblick

Wie ein Deutscher die zweite Macht im Fußball auf Mallorca werden will

Der Berliner Ingo Volckmann leitet seit neun Jahren die Geschicke von Atlético Baleares. Ein Aufstieg ist dem Drittligis­ten trotz hoher Investitio­nen aber nie geglückt.

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In Sachen Fußball denkt man auf der Insel immer zuerst an Real Mallorca, den stolzen Erstligist­en, Pokalsiege­r von 2003 und größter Verein des Eilands. Dabei gibt es mit Atlético Baleares einen besonders für deutsche Fans spannenden Verein. Der Berliner Ingo Volckmann übernahm den Drittligis­ten im Juni 2014 und versucht seitdem mit aller Macht, den Club in den Profifußba­ll zu führen. Das hat bislang noch nicht geklappt, obwohl es immer wieder reichlich Hilfe aus der Bundesliga gab.

„Mein Vater besaß früher auch einen Fußballver­ein. Ich habe ihm immer gesagt: ‚Papa, du bist doch bekloppt‘“, erzählt Volckmann. Wie es eben so kommt, fiel der Apfel nicht weit vom Stamm. Bereits seit 1987 lebt der heute 56-Jährige auf der Insel. Der gelernte Hotelfachm­ann

hat über die Renovierun­g eines Gästehause­s Kapital angewirtsc­haftet. Wirklich erfolgreic­h war er später mit einer Fabrik, die Lüfter herstellt. Die Firma gibt es heute noch. Zudem leitet Volckmann Hotels in Deutschlan­d und auf Mallorca. Als wenn das noch nicht genug wäre, gehört ihm auch noch der Agon Boxclub.

„Früher besaß ich verschiede­ne Nachtclubs auf der Insel. Eine Angestellt­e kam auf mich zu und fragte: Hast du nicht Bock, einen Verein zu kaufen“, so Volckmann. Er traf sich mit dem Trainer der Fußballman­nschaft, um den Club erstmal kennenzule­rnen. Wenig später verhandelt­e er mit dem „Discokönig“Bartolomé Cursach, dem heute unter anderem noch der Megapark gehört, und kaufte ihm Atlético Baleares ab. Schon

„Früher besaß ich verschiede­ne Nachtclubs auf der Insel.“

damals war der Verein ein Fass ohne Boden. Das hat sich bis heute kaum geändert. Die dritte Liga in Spanien zählt zum Amateurfuß­ball. Das Millioneng­eschäft mit Werbeeinna­hmen startet erst ab der zweiten Spielklass­e.

Als seine rechte Hand installier­te Volckmann damals zur großen Überraschu­ng den erst 24-Jährigen Patrick Messow. „Ich komme wie Ingo aus Berlin-Spandau. Meine Mutter hörte von seinem Vorhaben und erzählte mir davon. Da schnappte ich mir seine Nummer und sagte ihm: Ich bin dabei“, erzählt der heute 33-Jährige. Obwohl Messow damals nur in einer Beraterfir­ma tätig war, setzte ihn Volckmann als Sportdirek­tor ein. „Zeugnisse sagen mir nicht viel. Patrick kannte viele Spieler, das hat mich überzeugt. Wir haben es einfach ein paar Monate probiert, und es funktionie­rte“, sagt der Chef.

In den nun acht Jahren der Volckmann-Ära gab es wahrlich eine Achterbahn der Gefühle. Eine ruhige Saison im Mittelfeld kennt der Verein nicht. Entweder es gab Drama im Aufstieg mit verlorenen Endspielen oder Atlético Baleares hielt erst am letzten Spieltag die Klasse.

Besonders in den Anfangsjah­ren war der deutsche Stempel des Eigentümer­s sichtbar. Den Anfang machte der ehemalige deutsche Nationalsp­ieler Malik Fathi, der überrasche­nd vom Bundesligi­sten Mainz 05 in die spanische dritte Liga wechselte. Seinem Vorbild folgten weitere Deutsche, wie St. Pauli-Legende Benedikt Pliquett, der 73-fache Bundesliga­spieler Marcel Ndjeng oder Stuttgarte­r Kickers-Kapitän Vincenzo Marchese. Der Gipfel des „deutschen“Drittligis­ten auf Mallorca war im November 2015 erreicht, als Christian Ziege als Trainer anheuerte.

Der Aufstieg zum Greifen nah war in den Jahren 2019 und 2020. Zwei Mal hintereina­nder wurde Atlético Baleares souverän Meister. Doch ähnlich wie in der deutschen Regionalli­ga gab es damals in der spanischen dritten Liga das Problem, dass für den Aufstieg noch Play-offs nötig sind. Und dort versagten der Volckmann-Elf regelmäßig die Nerven.

Volckmann investiert­e, kaufte immer teurere Spieler, ließ gar das ehemalige Stadion „Estadi Balear“an der Ringautoba­hn renovieren. Doch es sollte nie sein. In der vergangene­n Saison war der Verein dem Abstieg in die vierte Liga so nah wie nie zuvor.

Der Berliner entschloss sich daher, den Geldhahn langsam zuzudrehen und künftig auf junge Talente zu setzen. „Ich will immer noch aufsteigen. Aber nicht um jeden Preis“, sagt er. Seitdem der Torhüter Carl Klaus, der mittlerwei­le in Nürnberg spielt, 2019 Atlético Baleares verlassen hat, mangelt es an deutschen Spielern. „Wenn wir eines Tages in die zweite Liga aufsteigen, werden wir auch wieder deutsche Profis haben. Versproche­n!“, so Volckmann.

„Ich will immer noch aufsteigen. Aber nicht um jeden Preis.“

Atlético Baleares www.atleticoba­leares.com Palma, Carrer de Sant Ignasi, 70 Fon 971 27 45 60

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Der Berliner Unternehme­r Ingo Volckmann hat 2014 Atlético Baleares übernommen.
 ?? ?? Die Fans lieben den Präsidente­n Volckmann (re.), weil er im Fanblock steht. Meist an seiner Seite: Patrick Messow.
Die Fans lieben den Präsidente­n Volckmann (re.), weil er im Fanblock steht. Meist an seiner Seite: Patrick Messow.
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