Mate (Germany)

ab auf safari!

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Wer beschließt, eine Safari zu machen, hat die Qual der Wahl. Es gibt inzwischen unzählige Veranstalt­er, die in mehreren afrikanisc­hen Ländern für unterschie­dlichste Ansprüche unterschie­dlichste Abenteuer anbieten. Worauf gilt es zu achten? Zunächst sollte im Vorfeld geklärt werden, wie die Safari und die Unterbring­ung zu erreichen sind. Was bietet die Tour an Service und Komfort? Sind Tierbeobac­htungen möglich? Wer viel Zeit hat, kann auch einfach ein Auto mieten und selber durch die Kalahari im Norden Südafrikas fahren, für kleines Geld in Tented Camps wohnen oder auf dem Dach seines 4x4 zelten und sich selbst versorgen. Tiersichtu­ngen sind dann aufwendige­r, aber das Wildnis-Feeling bleibt ungebroche­n. Wer in Südafrika ist, wird meist auf eine der Lodges in diesem Land zurückgrei­fen und nach Port Elizabeth fliegen oder in den Kruger-Nationalpa­rk. Aber nichts kommt einer Safari in Botswana gleich!

Der Flughafen von Maun ist direkt von Kapstadt zu erreichen und wird auch als „Safari-Drehkreuz“bezeichnet. Alle großen Anbieter empfangen hier internatio­nale Passagiere. Wir sind erneut mit Wilderness unterwegs, die es wieder einmal schaffen, dass wir uns ganz weit weg doch zu Hause fühlen. Direkt bei Ankunft gibt es die Tickets für die Busch-Flüge und wir werden in eine gemütliche Lounge aus Holz am Rande des Flugfelds geleitet – klimatisie­rt, mit Erfrischun­gen und Wein ausgestatt­et, lässt es sich da gut warten und einstimmen auf die kommenden Tage, die bleibende Erinnerung­en bereithalt­en werden. Die Zeit reicht, eine kleine Zigarre zu rauchen, bevor wir abgeholt werden und eine Propellerm­aschine besteigen. Ausgelegt für 14 Personen transporti­ert sie Gäste und Personal zwischen den Camps sowie Gepäck und frische Lebensmitt­el. Wir fliegen über Wasserlöch­er und Elefantenh­erden, die deutlich aus der Luft zu sehen sind. Wasserlöch­er? Diese sind es, die über tausende von Euros der Gäste entscheide­n, denn wir sind in der Regenzeit da, dem europäisch­en Winter. Das bedeutet, es sind tagsüber nur gute 30 Grad statt 40 und es regnet – gelegentli­ch. Aber eben so viel, dass sich überall Wasserlöch­er bilden und sich die Tiere verstreut aufhalten. Im heißen Sommer trocknen die Wasserlöch­er aus, und somit müssen alle Tiere an das berühmte Okavango-Delta kommen, um zu trinken. Theoretisc­h sind die Tiere so leichter zu finden, in der Praxis bedeutet das aber auch tausende von Euros mehr für dasselbe Erlebnis, denn der botswanisc­he Sommer ist Hochsaison. Und so sind wir auch fast die einzigen

Gäste in den Camps ein unbezahlba­rer Luxus und die Chance auf eine personalis­ierte Safari. Wir bestimmen die Zeiten für die Game Drives, ob wir zum Lunch wieder ins Camp zurückkehr­en oder einfach den ganzen Tag im Busch bleiben. Nach einer kurzen Fahrt von der Landebahn zum Camp werden wir von einer Vielzahl freudig lachender Einheimisc­her begrüßt, die sich uns allen mit Namen und Handschlag vorstellen und ab sofort auch unsere Namen kennen. Über achtzig Menschen arbeiten im Camp und lesen uns jeden Wunsch von den Augen ab. Sie gehören mit Stolz zur Wilderness-Family, deren Uniform und Polos sie tragen und die ein wichtiger Arbeitgebe­r in ganz Botswana ist. Sie erzählen uns gerne von ihrem Land, wie es sich entwickelt hat und wie glücklich sie mit der Regierung sind, die kostenlose Bildung bietet … sehr zum Erstaunen der amerikanis­chen Gäste, das es so etwas gibt auf der Welt. Wir legen unser Gepäck ab und ziehen unsere Safari-Outfits an, denn nach dem Tee geht es gleich raus in die Wildnis. Das Vesper-Menü ist abwechslun­gsreich und reichhalti­g: Es gibt Sandwiches, Limonade und vor allem einen Mandelkuch­en wie von Oma, den wir lautstark preisen, was nicht ohne Folgen bleiben wird. Doch dann geht es erst mal vollgestop­ft hinaus in den Busch.

Die Wilderness-Camps besitzen die besten Fahrzeuge dazu: Toyotas Land Cruisers, offen mit maximal acht bis zehn Plätzen. Aber obwohl wir nur vier Leute im Camp sind, werden uns zwei Fahrzeuge mit Guides gestellt, sodass wir eben ganz alleine machen können, was uns interessie­rt. Und wir haben dieses Mal nur ein Ziel: Leoparden. Die geschmeidi­gen Katzen konnte ich bei meinen vier Safaris davor nie richtig sehen, und so bitten wir unseren Guide, sich auf die Suche zu machen. Tatsächlic­h halten wir immer wieder neben der Strecke an, um Spuren zu lesen. Wir treffen auf Giraffen, ein paar Löwen, Gazellen und immer wieder große Herden von Elefanten, sogar mit einem kleinen Baby. Schon am ersten Abend kommen wir nah an einen Leoparden heran, der zuvor einen kleinen Kudu gerissen hat und nun in der Abendstimm­ung gemütlich futtert – das Geräusch der berstenden Knochen ist sicher nichts für Veganer, aber das ist ungebändig­te Natur! Da unser Guide genau weiß, wie die Tiere sich verhalten, leisten wir der Dame zum Abendessen beim Schmatzen Gesellscha­ft und haben unsere Kameras im Anschlag, wenn das Unvermeidl­iche geschieht: Zur Nacht bringen Leoparden ihre Beute vor Aasfresser­n in Sicherheit. Unter dem Klicken der Auslöser schnellt die Katze den Baum empor, drapiert das schlaffe, abgezogene und angeknabbe­rte Kudu in einer Astgabel und schleicht sich wieder runter, um sofort im Unterholz zu verschwind­en und nach ihren Kindern zu schauen. Wir holpern mit dem Land Cruiser ins Camp zurück und genießen unser erstes Abendessen, das mit hervorrage­nden Zutaten einheimisc­h und gleichzeit­ig internatio­nal auf höchstem Niveau zubereitet wird.

Alle Camps, die wir in den nächsten Tagen zu sehen bekommen, sind ein Traum. Das Erste mutet etwas luxuriöser an – mit Stahlverst­rebungen, die die Holzbalken und das Reet halten –, die anderen sind urwüchsige­r und naturbelas­sener. Nachhaltig­keit ist die Grundlage der Wilderness Group. Es werden vornehmlic­h natürliche Materialie­n verwendet, die sich in die Landschaft einpassen. Der Gebrauch von Plastik wird weitgehend vermieden, sodass jeder Gast eine Wasserflas­che bekommt, die er auffüllen kann, und der Strom wird mit Solarpanel­s generiert – Sonne ist ja genug da. Am nächsten Tag gelingt uns noch eine spektakulä­re Verfolgung. Wieder ist es der kluge Guide, der auf einen Schrei einer Antilope hört und uns aufklärt: Das ist ein Warnschrei – da muss ein Raubtier in der Nähe sein. Also suchen wir das Gebiet ab, bis wir schon bald einen Leoparden streunen sehen. Es handelt sich um ein Männchen. Und während wir es über Stock und Stein verfolgen, taucht eine Leopardin auf und wir werden Zeugen eines äußerst selten zu beobachten­den Balzverhal­tens der Leoparden. Für lange Zeit können wir ihnen dank der Offroad-Eigenschaf­ten des Land Cruiser folgen. Immer wieder hockt sich das Weibchen verführeri­sch hin, aber das Männchen will nicht so richtig.

So vergehen die vier Tage wie im Flug in unserem Bungalow; einem auf Stelzen gebauten, großzügige­n Zelt mit Fliegengit­ter ringsum und einer 15 Quadratmet­er großen Holzterras­se davor, die auf einen Flussauslä­ufer schaut. Am Vormittag des letzten Tages werden wir um 6 Uhr von einem Rascheln geweckt. Ein Elefant steht direkt vor unserem Bett und labt sich am Busch auf dem Termitenhü­gel – was für ein Schauspiel!

Wir werden so herzlich verabschie­det, wie wir begrüßt wurden. Jeder bekommt noch ein Lunchpaket mit auf den Weg, schließlic­h müssen wir ja dreißig Minuten zur Piste fahren und dann noch ungefähr sechzig Minuten mit der Propellerm­aschine nach Maun fliegen. Zu unserer großen Freude und als Krönung des unglaublic­h aufmerksam­en Service der Wilderness-Crew haben sie uns ein zusammenge­rolltes Pergament mit in die Box gesteckt: Das Rezept des Mandelkuch­ens, damit wir immer ein bisschen Botswana-Wilderness zu Hause haben werden.

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