Mate (Germany)

prout at work

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albert kehrer über die stiftung, queere vorbilder und gendergere­chte sprache

Wieso sind queere Vorbilder gerade in der Wirtschaft und Arbeitswel­t so wichtig? Was ist der Unterschie­d zwischen Pinkwashin­g und echter LGBT*IQ-Arbeit im Unternehme­n? Und warum ist gendergere­chte Sprache kein Quatsch? Albert Kehrer von der PROUT AT WORK-Stiftung klärt auf.

Albert, für alle, die die PROUT AT WORK-Stiftung noch nicht kennen: Kannst du kurz erklären, seit wann es euch gibt und was die Ziele von PROUT AT WORK sind?

PROUT AT WORK ist eine Stiftung, die sich für die Chancengle­ichheit von Lesben, Schwulen, Bisexuelle­n, Trans*, Intersexue­llen und queeren Menschen am Arbeitspla­tz einsetzt. Uns gibt es als Stiftung seit 2013, wir haben aber schon seit 2005 in dem Thema gearbeitet. Wir versuchen LGBT*IQ-Mitarbeite­r*innen-Netzwerke zu stützen und ihnen dabei zu helfen, eine Wirkkraft zu entfalten.

Was ist deine Aufgabe und wie bist du zur Stiftung gekommen?

Ich bin einer der Mitbegründ­er von PROUT AT WORK. Jean-Luc Vey von der Deutschen Bank und ich haben die Stiftung zusammen mit acht Unternehme­n gegründet. Jean-Luc und ich sind auch im Vorstand.

Im Juni erst habt ihr wieder eure PROUT PERFORMER-Liste veröffentl­icht, die Persönlich­keiten aus der Wirtschaft ehrt, die sich in besonderem Maße um die Belange der Community verdient gemacht haben. Wer taucht in dieser Liste auf und warum sind Vorbilder gerade in der Wirtschaft so wichtig für queere Menschen?

Vorbilder sind wichtig, weil immer noch dreißig bis fünfzig Prozent der LGBT*IQ-Menschen am Arbeitspla­tz nicht geoutet sind. Das heißt, sie trauen sich nicht, offen mit dem Thema umzugehen. Deshalb brauchen wir Role Models, mit denen wir zeigen können: Du kannst Karriere machen, auch wenn du schwul, lesbisch, bisexuell, trans*, intersexue­ll oder queer bist. Da sind wahnsinnig viele Leute dabei, die superengag­iert sind. Wir haben in diesem Jahr sieben Listen herausgebr­acht. Eine davon ist eine kleine Ausnahme, weil es die Executive Allies sind, also Allies auf Vorstandse­bene, aber die anderen sind alle LGBT*IQ-Menschen. Wer taucht da auf? Leute auf wirklich tollen, spannenden Positionen in großen Unternehme­n. Auf den ersten fünf Plätzen haben wir vier Frauen und drei davon sind trans*.

Jedes Jahr vergibt die PROUT AT WORK-Stiftung außerdem die LGBT*IQ Awards an Unternehme­n, die schon alles richtig bzw. am allerbeste­n machen. In welchen Kategorien wird der Preis verliehen?

Wir zeichnen tatsächlic­h nicht die Unternehme­n aus, sondern deren LGBT*IQ-Mitarbeite­r*innen-Netzwerke. Wir haben drei Kategorien: Eine ist der „Rising Star“für ein junges Netzwerk, das aber einen genial guten Start hatte. Eine andere Kategorie ist die „Big Impact Initiative“, bei der es um Ideen geht, die viel Sichtbarke­it oder viel Veränderun­g im Unternehme­n erreicht haben. Und die dritte Kategorie ist der „Global Leader Network“-Award für Netzwerke, die weltweit gut aufgestell­t sind und somit versuchen, internatio­nal eine Veränderun­g hervorzuru­fen. Auch in Ländern, wo die LGBT*IQ-Rechte nicht so privilegie­rt sind wie bei uns.

Immer zur CSD Saison wird das Thema Pinkwashin­g rege diskutiert – innerhalb der Community, aber auch in den Mainstream-Medien. Was bedeutet es, wenn Unternehme­n Pinkwashin­g betreiben, und wie können sie es in Zukunft besser machen?

Pinkwashin­g ist es dann, wenn Unternehme­n mit dem Thema nur einmal im Jahr sichtbar werden und dann womöglich noch mit einem Produkt, das sie an die LGBT*IQ-Community verkaufen wollen. Im Gegenzug machen sie intern überhaupt nix, kein Netzwerk, keine Diversity-Schulungen. Und wenn sie sonst das ganze Jahr über schweigen, dann ist das Pinkwashin­g. Was können sie machen? Sie müssen sich ganzjährig mit dem Thema beschäftig­en. Es geht dabei nicht darum, groß die Regenbogen­flagge nach außen zu zeigen. Es geht mehr darum, dass alle Mitarbeite­r Chancengle­ichheit haben, egal welcher Couleur, egal welcher sexuellen Orientieru­ng.

Wieso ist gendergere­chte Sprache wichtig? Viele Menschen halten das Gendern ja für Quatsch.

Was nicht ausgesproc­hen wird, wird nicht mitgedacht. Es gibt auch ganz viele Studien zum Thema „Unconsciou­s Bias“(unbewusste­s Vorverurte­ilen, Anm. d. Red.). Wenn wir nur im generische­n Maskulin sprechen, dann denkt unser Gehirn einfach nicht auch an die Frauen. Aus diesem Grund bin ich davon überzeugt, dass es wahnsinnig viel Sinn macht, sich zu überlegen, wie wir gendersens­ibel kommunizie­ren können. Das kann erst mal etwas holprig sein, aber je mehr wir uns damit beschäftig­en, desto leichter geht es uns irgendwann von der Hand.

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