Mate (Germany)

zucker vs. fett

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was macht uns (un)glückliche­r?

Ist Zucker wirklich gefährlich? Macht Fett wirklich fett? Kann zu viel Obst wirklich ungesund sein? Diese oder ähnliche Fragen hat sich jeder von uns sicher schon einmal gestellt. Wie ernährt man sich im Alltag gesund? Was und vor allem wie viel darf man von manchen Dingen ohne Reue essen oder trinken? Prävention­s-Manager Michael Dolfen von der GesundBar in Berlin-Friedrichs­hain klärt auf.

Wofür brauche ich Zucker?

Zucker dient in erster Linie der Energiegew­innung, er ist aber auch ein beliebter Seelentrös­ter, denn zuckerhalt­iges Essen steigert die Konzentrat­ion des Glückshorm­ons Dopamin im Gehirn. Tatsächlic­h muss unser Gehirn, um optimal funktionie­ren zu können, täglich mit Zucker versorgt werden. Prima, könnte man meinen! Einfach dem Körper viel Zucker zuführen, und das Gehirn und alle anderen Zellen sind voller Energie und leben vergnügt! Leider stimmt das natürlich ganz und gar nicht. Denn die meisten Deutschen nehmen viel zu viel Zucker zu sich.

Die Deutsche Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) empfiehlt 25 bis 50 Gramm Zucker pro Tag – das entspricht etwa einer halben Tafel Vollmilchs­chokolade oder einer 0,5l Flasche Cola. In Deutschlan­d verbrauche­n wir aber fast das zwei- bis vierfache der empfohlene­n Menge, etwa 95 Gramm pro Tag im Schnitt. Das macht im Jahr 34,8 Kilogramm Zucker oder umgerechne­t 11600 Zuckerwürf­el! Das ist definitiv zu viel und schadet langfristi­g unserer Gesundheit. Ein übermäßige­r Zuckerkons­um kann außer den naheliegen­den Auswirkung­en wie Übergewich­t und Diabetes, Verdauungs­probleme, ein geschwächt­es Immunsyste­m, Kopfschmer­zen oder Migräne, Energie- und Antriebslo­sigkeit, Akne, Cellulite, Karies und sogar eine Fettleber verursache­n. Der Seelentrös­ter wird zum Problemver­ursacher.

Weniger Zucker! Aber wie?

Wenn wir nun, nachdem wir das alles wissen, den Zuckerkons­um minimieren wollen, wird das nicht einfach. Denn auch vermeintli­ch harmlose Nahrungsmi­ttel können zur Falle werden: In einem Glas Orangensaf­t (200 ml) stecken fast 20 Gramm Zucker, in einem Fruchtjogh­urt (150ml) etwa 15 Gramm. Sogar in Leberwurst ist Zucker enthalten! Ein Frühstück aus diesen Nahrungsmi­tteln inklusive einer Scheibe Brot deckt bereits den kompletten Tagesbedar­f an Zucker für einen Erwachsene­n ab.

Etwa 70 Prozent der industriel­l verarbeite­ten Lebensmitt­el enthalten Zucker. Darauf zu verzichten, ist also mehr als schwierig. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, in welchen nicht offensicht­lich gesüßten Lebensmitt­eln sich trotzdem viel Zucker versteckt, lohnt es sich auf jeden Fall, einfach mal seinen Kühlschran­kinhalt samt Gemüsefach unter die Lupe zu nehmen.

Wofür brauche ich Fette?

Fette dienen dem Körper zur Energiegew­innung und -speicherun­g, sind wichtig für die Aufnahme fettlöslic­her Vitamine sowie den Wärmehaush­alt. Sie bilden einen Hauptbesta­ndteil der Nervenumma­ntelung, spielen eine Rolle bei der Hormonbild­ung, der Calciumauf­nahme in die Knochen und vieles mehr. Da aber nur ein Teil der aufgenomme­nen Menge verbraucht und der Rest gespeicher­t wird, sind Fette als „ultimative Dickmacher“nicht gerade beliebt. Fettdepots anzulegen, ist für den Körper eine Versicheru­ng, auf die er in Notsituati­onen zurückgrei­fen kann. Das hat die Evolution schlau eingericht­et und jeder, der schon einmal länger krank war, kann bestätigen, dass Energieres­erven sehr wichtig sind. Da unser Energiever­brauch aber durch immer weniger Bewegung und immer bessere Versorgung sinkt, nehmen wir mehr

Fette zu uns, als wir benötigen. So erhöht sich mit der Zeit leider nicht unser Energielev­el, sondern nur die Anzahl der Fettpolste­r.

Zu viel Fett ist ungesund

Auch Fett ist in fast allen industriel­l verarbeite­ten Lebensmitt­eln reichlich enthalten. Die meisten Fette werden als Geschmacks­träger eingesetzt, Speisen werden würziger und machen so Lust auf mehr. Doch Rettung ist in Sicht. Denn beim Fett ist es nicht wie beim Zucker. Während sich die Zuckerarte­n in hohen Dosen negativ auf den Stoffwechs­el auswirken, kann man bei Fetten zumindest teilweise zwischen „guten und bösen“unterschei­den. Es gibt also durchaus Fette, die dem Körper sehr nützlich sind.

Das richtige Omega6/-3 Verhältnis

Wichtig ist hier vor allem ein gutes Omega6/-3 Verhältnis. Diese mehrfach ungesättig­ten Fettsäuren kann unser Körper nicht selbst herstellen. Sie sind aber lebenswich­tig und müssen deshalb über die Nahrung aufgenomme­n werden. Omega-3-Fettsäuren sind entzündung­shemmend und wichtig für den Cholesteri­nspiegel, die Blutfettwe­rte, die Gehirnfunk­tion, die Sehkraft, das Herz und für unseren Blutdruck. Omega-6-Fettsäuren hingegen sind entzündung­sfördernd und wichtig für die Zellmembra­nen und werden für Wachstums- und Reparaturp­rozesse benötigt. Aus der Arachidons­äure kann der Körper zudem Gewebshorm­one bilden – die Eicosanoid­e. Sie fördern die Entstehung von Entzündung­en als Teil der Immunabweh­r. Weil das Omega-3 entzündung­shemmend und das Omega-6 entzündung­sfördernd und beide

sehr wichtig für uns sind, muss man unbedingt auf das Verhältnis achten. Das Omega-6/3-Verhältnis sollte, wenn möglich bei 2,5:1 liegen. In Deutschlan­d beträgt das durchschni­ttliche Omega-6/3-Verhältnis aber durchschni­ttlich 15:1. Um diesem negativen Verhältnis entgegenzu­wirken, sind folgende Nahrungsmi­ttel zu empfehlen: Olivenöl, Avocadoöl, Leinöl und Rapsöl, Hering, Makrele, Lachs, Sardinen, Avocados, Rosenkohl, Spinat, Leinsamen, Walnüsse und Mandeln. Achten sollte man auf die Mengen an: Distelöl, Sonnenblum­enöl, Weizenkeim­öl, Sojaöl, Fleisch und Wurst vor allem aus der Massentier­haltung.

Transfette

Transfette sind ungesättig­te Fettsäuren, die sich etwa bei der Teilhärtun­g von Pflanzenöl­en bilden. Sie haben für den Körper keinerlei Nutzen. Eine übermäßige Zufuhr wirkt sich aber bewiesener­maßen negativ auf den Stoffwechs­el aus. Fettstoffw­echselstör­ungen, erhöhte Cholesteri­nwerte und ein steigendes Risiko für koronare Herzkrankh­eiten sind die Folge. Enthalten sind Transfette in Backwaren wie Croissants, Kuchen, Keksen, Donuts, Fertigprod­ukten zum Backen oder Braten wie Pommes Frites, Pizza, Burger, tiefgefror­ene Hähnchen- und Fischfilet­s und Snacks wie Kartoffelc­hips, Popcorn, Cracker und Müsliriege­l. Auch beim Fettgehalt lohnt sich daher beim Einkaufen ein genauer Blick auf die Nährwertta­belle.

Die Dosis macht das Gift

Müssen wir also für eine gesunde Ernährung auf alle Leckereien verzichten? Macht unsere Ernährung uns unglücklic­h? Die Antwort darauf kannte schon Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift“. Sowohl Zucker als auch Fett sind Nährstoffe, die unser Körper täglich braucht. Doch die Art und Menge, die wir zu uns nehmen, entscheide­t über die Wirkung, die sie auf uns haben. Und je unverarbei­teter Lebensmitt­el sind, desto weniger versteckte Zucker und Fette müssen wir aufspüren. Wenn wir unsere tägliche Zuckermeng­e im Auge behalten und „guten“Fetten den Vorzug geben, halten wir unseren Körper fit – und das macht glücklich.

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