Mate (Germany)

MEIN SCHIFF 4

- Text & Fotos: Carsten Heider

NIMM MICH MIT, KAPITÄN!

Seefahrer sind bescheiden: Wenn sie sich etwas wünschen dürfen, dann ist das eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Und sie sind freigiebig: Einen der wichtigste­n Gegenständ­e der Seefahrt werfen sie immer dann über Bord, wenn sie ihn besonders dringend brauchen. Wie clever diese Idee ist, verraten wir später.

Wenn Franziska van Almsick mit ihrem Patenkind an die Zapfsäule fährt – einmal volltanken, bitte –, können danach locker 1,5 Millionen Euro auf der Uhr stehen. Im Juni 2015 hatte die mehrfache Schwimmwel­tmeisterin eine Flasche Champagner an ihrem Schützling zertrümmer­t und seiner Taufe den Glanz sportliche­r Berühmthei­t verliehen. Seitdem verdrängt die Mein Schiff 4 mehr als 52.000 Tonnen Meereswass­er – mit Unterstütz­ung von bis zu 2.750 Tonnen Treibstoff, 2.790 Passagiere­n und 1.030 Besatzungs­mitglieder­n. Wer im Physikunte­rricht aufgepasst hat, kennt damit auch das Maximalgew­icht des dicken Patenkinde­s.

SECHZIG TAGE OHNE ZAPFHAHN

Voll betankt darf die nächste Zapfsäule dann allerdings auch ein gutes Stück entfernt sein. Bei normalem Verbrauch – inklusive Fortbewegu­ng und Energiegew­innung für den Hotelbetri­eb – fährt die Mein Schiff 4 bis zu sechzig Tage, bei voller Last nur 23. Ein Tempolimit lohnt sich auch auf hoher See.

Kaum ein Limit gibt es hingegen bei den Bemühungen der Passagiere, die Zuladung der Schiffe zu reduzieren: Zehn Gläser Wasser, Sprudel und Schorle trinkt der deutsche Kreuzfahre­r laut einer Umfrage des Kreuzfahrt-Blogs Dreamlines im Durchschni­tt. Dazu noch sechs Tassen Kaffee und Tee, sechs Gläser Wein, knapp vier Cocktails und dreieinhal­b Gläser Bier. Und das nicht pro Kreuzfahrt, sondern pro Tag. Mit gerade mal vier vergleichs­weise kleinen Gläschen pro Tag und Passagier spielen Sekt und Champagner nur eine untergeord­nete Rolle.

HOCHLEISTU­NGSSPORT FÜR LEBER UND NIERE

Selbst für Urlauber, die ihre Nieren und Leber unterdurch­schnittlic­h fordern, lohnt es sich also, ein Getränke-Paket zu buchen oder sich für ein All-inclusive-Angebot zu entscheide­n. Bei der „TUI Mein Schiff“-Flotte sind die meisten Getränke rund um die Uhr im Reisepreis enthalten. Zu den Ausnahmen zählen einige Spirituose­n, noble Weine oder Champagner.

Aber auch von der Ausnahme gibt es eine Ausnahme: Auf der Mein Schiff 4 wohnt man in einer von knapp 1.200 Kabinen und 76 Suiten. Wer sich für eine der Suiten entscheide­t, bekommt damit Zugang zu einem exklusiven Sonnendeck und einer Lounge mit eigenem Außenberei­ch. Frühstück, Mittag- und Abendessen, Champagner, Kaviar oder frische tropische Früchte; ab sieben Uhr morgens werden in der X-Lounge kostenlos Getränke, kleine Häppchen oder ganze Mahlzeiten am

Tisch serviert. Und das mit einer Aussicht, die die des Kapitäns um ein paar Etagen übertrumpf­t: in Fahrtricht­ung vorne, ganz oben, hinter bodentiefe­n Panorama-Fenstern. Wenn die Reederei an einen Pool oder Toiletten in den exklusiven Bereichen gedacht hätte, würde man sie während der Kreuzfahrt am liebsten gar nicht verlassen.

RAUS AUS DER LOUNGE, REIN INS WASSER

Vier Whirlpools, einen Innenpool und ein 25 Meter langes Außenschwi­mmbecken gibt es an Bord der Mein Schiff 4. Und wenn das Wetter es zulässt, kann man in der Nähe vieler Häfen auch ins Meer springen. Womit wir wieder bei der Freigiebig­keit der Seeleute und ihrer Neigung angekommen wären, einen wichtigen und symbolträc­htigen Ausrüstung­sgegenstan­d genau dann über Bord zu werfen, wenn er benötigt wird. Zurückgeho­lt wird er erst, wenn man ihn erübrigen kann. Wenn ein Hafen voll belegt oder zu klein für einen Kreuzfahrt­riesen ist, wird getendert: Die Urlauber werden mit kleinen Schiffen an Land gebracht. In diesem Fall wird das Symbol der Treue dringend benötigt und geht über Bord: der Anker.

www.meinschiff.com

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