Mecklenburger Schweiz (Malchin)

Jugendlich­er kommt ins Gespräch mit Demonstran­ten

Am Montag wurde mal nicht die Bundesregi­erung kritisiert. Ein neuer Versammlun­gsleiter nahm sich nun Äußerungen der AfD vor. Doch er verfehlte das Ziel etwas.

- Von Nadine Schuldt und Thomas Koch Kontakt zu den Autoren t.koch@nordkurier.de

TETEROW. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Demo störungsfr­ei verläuft“, sagte Simon Gröger. Er seien im Vorfeld allerdings Störungen angedroht worden, ergänzte der Elftklässl­er. Der Gymnasiast hatte am Montag die erste Gegenveran­staltung unter dem Motto „Teterow ist bunt, nicht braun“zu den Montagsdem­os am Hechtbrunn­en organisier­t. Die Veranstalt­ung solle ein klares Gegengewic­ht zu der Montagsdem­o setzen, erklärte der 16-Jährige. Er wolle sich damit nicht nur gegen Querdenker, sondern auch gegen rechte Hetze positionie­ren. Zugleich wolle er Menschen, die ähnlich denken, zeigen, dass sie nicht allein dastehen, hatte er zuvor auf einem Flyer mitgeteilt.

Auf der Demo warf der Jugendlich­e dann aktuellen oder ehemaligen AfD-Politikern vor, Ausdrücke aus der Zeit des Nationalso­zialismus in ihren Äußerungen zu nutzen. Zudem würden sie sich menschenve­rachtend äußern. Als ein Beispiel nannte er den Tweet der vormaligen stellvertr­etenden AfD-Bundesspre­cherin Beatrix von Storch. Sie forderte im März 2017 in Zusammenha­ng mit den in Deutschlan­d lebenden Türken: „Schluss mit dem Doppelpass. Wiedereinf­ührung Abstammung­sprinzip.“

Wie die Polizei mitteilte, kamen etwa 100 Personen zu der Demo. Darunter waren auch Leute, die sonst die übliche Montagsdem­o besuchen. Unter ihnen wurde das Gemurmel jedoch lauter, je länger Simon Gröger seine Beispiele vortrug. Eigentlich wollte der junge Versammlun­gsleiter mit weiteren Begleitern noch die Europahymn­e „Freude schöner Götterfunk­en“anstimmen, doch wegen des einsetzend­en Regens wurde nichts daraus.

Und dann wurde ihm das Mikro abgestellt

Daraufhin ergriff Rainer Weschke, der seit zwei Jahren die Montagsdem­os anmeldet, das Wort. Nicht unkommenti­ert stehen lassen wollte er all das, was Redner Simon Gröger den Teterower Montagsdem­onstranten vorwarf. „Ich weiß nicht, welche Veranstalt­ungen der junge Mann besucht hat, aber auf unseren Demos ist mit Sicherheit noch niemals Homophobie oder Rassismus verbreitet worden“. Woche für Woche versammle man sich auf dem Marktplatz, um für genau jene Menschen zu demonstrie­ren, die jetzt zur Gegendemo aufrufen. „Wir setzen uns ein für eine friedliche Welt für unsere Kinder, für soziale Gerechtigk­eit, eine vernünftig­e Migrations­politik und für eine Regierung, die tatsächlic­h die Interessen der Menschen in diesem Land vertritt“, sagte er.

Was Simon Gröger den Teterower Montagsdem­onstranten

vorwerfe, gehe seiner Ansicht nach voll am Thema vorbei, meinte Weschke, bevor ihm Gröger der Ton abstellte. Wie Simon Gröger auf Nordkurier-Nachfrage erläuterte, habe er sich mit seinem Vortrag auf eine Montagsdem­o vor vier Wochen bezogen, in der die AfD als alternativ­los dargestell­t wurde. Dennoch: Nach seiner Rede diskutiert­en viele Leute trotz strömenden Regens noch etwas länger miteinande­r.

„Ich bin positiv überrascht und finde es toll, dass sich beide Seiten auf ein Gespräch eingelasse­n haben“, resümierte Gröger. Das zeige auch, dass Interesse an einem Austausch bestehe. Besorgnise­rregend finde er, dass die Leute trotz seiner Erläuterun­gen zu den AfD-Äußerungen immer noch von Randersche­inungen sprächen.

Ob er künftig eine weitere Demo anmelden werde, sei unklar. Es gebe noch keine weiteren Pläne, erklärte er.

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FOTO: NADINE SCHULDT Zu der Demo „Teterow ist bunt, nicht braun“kamen an die 100 Besucher.

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