Mecklenburger Schweiz (Malchin)
Jugendlicher kommt ins Gespräch mit Demonstranten
Am Montag wurde mal nicht die Bundesregierung kritisiert. Ein neuer Versammlungsleiter nahm sich nun Äußerungen der AfD vor. Doch er verfehlte das Ziel etwas.
TETEROW. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Demo störungsfrei verläuft“, sagte Simon Gröger. Er seien im Vorfeld allerdings Störungen angedroht worden, ergänzte der Elftklässler. Der Gymnasiast hatte am Montag die erste Gegenveranstaltung unter dem Motto „Teterow ist bunt, nicht braun“zu den Montagsdemos am Hechtbrunnen organisiert. Die Veranstaltung solle ein klares Gegengewicht zu der Montagsdemo setzen, erklärte der 16-Jährige. Er wolle sich damit nicht nur gegen Querdenker, sondern auch gegen rechte Hetze positionieren. Zugleich wolle er Menschen, die ähnlich denken, zeigen, dass sie nicht allein dastehen, hatte er zuvor auf einem Flyer mitgeteilt.
Auf der Demo warf der Jugendliche dann aktuellen oder ehemaligen AfD-Politikern vor, Ausdrücke aus der Zeit des Nationalsozialismus in ihren Äußerungen zu nutzen. Zudem würden sie sich menschenverachtend äußern. Als ein Beispiel nannte er den Tweet der vormaligen stellvertretenden AfD-Bundessprecherin Beatrix von Storch. Sie forderte im März 2017 in Zusammenhang mit den in Deutschland lebenden Türken: „Schluss mit dem Doppelpass. Wiedereinführung Abstammungsprinzip.“
Wie die Polizei mitteilte, kamen etwa 100 Personen zu der Demo. Darunter waren auch Leute, die sonst die übliche Montagsdemo besuchen. Unter ihnen wurde das Gemurmel jedoch lauter, je länger Simon Gröger seine Beispiele vortrug. Eigentlich wollte der junge Versammlungsleiter mit weiteren Begleitern noch die Europahymne „Freude schöner Götterfunken“anstimmen, doch wegen des einsetzenden Regens wurde nichts daraus.
Und dann wurde ihm das Mikro abgestellt
Daraufhin ergriff Rainer Weschke, der seit zwei Jahren die Montagsdemos anmeldet, das Wort. Nicht unkommentiert stehen lassen wollte er all das, was Redner Simon Gröger den Teterower Montagsdemonstranten vorwarf. „Ich weiß nicht, welche Veranstaltungen der junge Mann besucht hat, aber auf unseren Demos ist mit Sicherheit noch niemals Homophobie oder Rassismus verbreitet worden“. Woche für Woche versammle man sich auf dem Marktplatz, um für genau jene Menschen zu demonstrieren, die jetzt zur Gegendemo aufrufen. „Wir setzen uns ein für eine friedliche Welt für unsere Kinder, für soziale Gerechtigkeit, eine vernünftige Migrationspolitik und für eine Regierung, die tatsächlich die Interessen der Menschen in diesem Land vertritt“, sagte er.
Was Simon Gröger den Teterower Montagsdemonstranten
vorwerfe, gehe seiner Ansicht nach voll am Thema vorbei, meinte Weschke, bevor ihm Gröger der Ton abstellte. Wie Simon Gröger auf Nordkurier-Nachfrage erläuterte, habe er sich mit seinem Vortrag auf eine Montagsdemo vor vier Wochen bezogen, in der die AfD als alternativlos dargestellt wurde. Dennoch: Nach seiner Rede diskutierten viele Leute trotz strömenden Regens noch etwas länger miteinander.
„Ich bin positiv überrascht und finde es toll, dass sich beide Seiten auf ein Gespräch eingelassen haben“, resümierte Gröger. Das zeige auch, dass Interesse an einem Austausch bestehe. Besorgniserregend finde er, dass die Leute trotz seiner Erläuterungen zu den AfD-Äußerungen immer noch von Randerscheinungen sprächen.
Ob er künftig eine weitere Demo anmelden werde, sei unklar. Es gebe noch keine weiteren Pläne, erklärte er.