Mecklenburger Schweiz (Teterow)
Überfall vorgetäuscht, Finger ab: Anklage gegen Helfer erhoben
In Chemnitz wollte sich ein Neonazi mutmaßlich Sozialleistungen ergaunern - und ließ sich verstümmeln.
CHEMNITZ – Nach einem erlogenen Macheten-Überfall Linksextremer auf einen mutmaßlichen Neonazi in Chemnitz hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen seinen Komplizen erhoben. Dem 37-jährigen Deutschen wird unter anderem gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Er soll mit dem damals 29-Jährigen vereinbart haben, ihm die linke Hand abzutrennen, damit er infolge der Behinderung staatliche Leistungen kassieren kann, informierte Behördensprecherin Ingrid Burghart. „Verabredet war, dies als linksextremen Überfall darzustellen.“
Doch dieser Plan ging den Ermittlern zufolge nicht auf. Zwar wählte der Verletzte Mitte August den Notruf und berichtete, er sei in einem Park von Vermummten angegriffen und mit einer Machete attackiert worden. Dabei seien ihm drei Finger abgehackt worden. Auch im Telegram-Kanal der rechtsextremen Freien Sachsen wurde seine Lügengeschichte verbreitet - samt Foto aus der Klinik mit bandagierter Hand.
Weil der Verdacht einer politisch motivierten Straftat im Raum stand, hatte die Soko LinX die Ermittlungen übernommen. Doch es ergaben sich rasch Widersprüche. Die abgetrennten Finger wurden später in einem Glascontainer gefunden. Die Ermittlungen kehrten sich schließlich gegen den Mann selbst, unter anderem wegen Vortäuschens einer Straftat. Sie dauern an - wann Anklage erhoben wird, vermochte Burghart vorerst nicht zu sagen.
Kuriosum in dem Fall: Entgegen dem ursprünglichen Plan hatte sein Helfer offensichtlich mit der Machete schlecht getroffen und drei Finger statt der ganzen Hand erwischt. Laut Staatsanwaltschaft ist er bereits erheblich wegen Körperverletzungen und Diebstählen vorbestraft. Ob er auch der rechtsextremen Szene angehört, blieb unklar.