Auf der Suche nach dem Sinn
Eigentlich hat die Natur einen ziemlich genauen Plan für unser Leben. Doch in Bezug auf die Wechseljahre erschließt sich der Sinn manchmal erst bei genauerem Hinsehen:
In den fruchtbaren Jahren ist ein hoher Östrogenspiegel wichtig. In den Wechseljahren wird er heruntergefahren. Das meint der Körper gut, denn Östrogene sind hochaktive Wachstumshormone, die dafür zuständig sind, Gewebe wie Brustdrüsen, Ovarien und Gebärmutterschleimhaut für eine mögliche Schwangerschaft regelmäßig auf- und umzubauen. „Doch nach drei Jahrzehnten Zyklusaktivität ist es gut, dass damit nun Schluss ist. Denn mit zunehmendem Alter sind die Zellen nicht mehr so reaktionsfreudig wie bisher, wodurch das Risiko steigt, dass diese Umbauprozesse nicht mehr so glatt und reibungslos ablaufen wie in jüngeren Jahren“, erklärt Ellen Cornely-Peeters. „Zellstoffwechsel-Prozesse könnten, je älter wir werden, außer Kontrolle geraten und zu Zellwucherungen und Zellentartungen, sprich: Krebs, führen.“
Durch die Veränderung des Hormonspiegels bleiben auch (schmerzhafte) Menstruationsblutungen aus. Manchmal bilden sich nach der Menopause auch eine eventuell vorhandene Endometriose oder kleinere Myome teilweise oder sogar ganz zurück. Ebenso können Migräneattacken nachlassen oder völlig verschwinden.
Die Natur hat es nicht so eingerichtet, dass Frauen bis ins hohe Alter schwanger werden können. Auch wenn Frauen heute immer später Kinder bekommen und die
Reproduktionsmedizin immer weiter voran schreitet. Eine Schwangerschaft kostet Kraft. Von daher macht es Sinn, dass es die Wechseljahre gibt. „Mit der Menopause, die meist zwischen 45 und 55 Jahren stattfindet, werden die Frauen und/oder Mütter dann nahezu gleichzeitig aus der biologischen und oder familiären Versorgerrolle entlassen“, sagt Ellen Cornely-Peeters. „Sie können sich dann wieder auf sich selbst konzentrieren und noch mal mit neuen Projekten durchstarten.“
Nicht ausser Acht gelassen werden dürfe allerdings, dass auch für Frauen über 40 der Babywunsch noch präsent sein kann und die späte Mutterschaft das Richtige ist, um in die zweite Lebenshälfte zu starten.
Manche Frauen stellen in den Wechseljahren fest, dass der bisherige Lebensentwurf einfach nicht mehr passt. Die Zeit nach der Menopause bietet die Chance, innezuhalten. Nicht ohne Grund drückt der Körper die Stopp-Taste und bringt so manche Frau dazu, den Autopiloten des Lebens abzuschalten und selbst die Kontrolle zu übernehmen.
Vielleicht ist es auch der Sinn der Wechseljahre, Frauen mehr Authentizität zu ermöglichen. Mit sich selbst ins Reine zu kommen und die eigene Weiblichkeit, mit all ihren Facetten zu leben.