Mindelheimer Zeitung

Der unerklärte Cyberkrieg

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger-allgemeine.de

Welche Mail ist noch sicher, welche nicht? Welcher Anhang kann problemlos geöffnet werden, welcher ist mit einem Trojaner infiziert? Die Abgeordnet­en des Bundestags sind massiv verunsiche­rt, mehr noch, der Hackerangr­iff auf das Netzwerk des Parlaments, hinter dem wahrschein­lich ein ausländisc­her Geheimdien­st steht, droht die gesamte Arbeitsfäh­igkeit des Hohen Hauses lahmzulege­n.

Allerdings gibt auch der Bundestag kein allzu gutes Bild dabei ab. Viel zu lange wurden die Cyberattac­ken nicht ernst genug genommen, die Abgeordnet­en und ihre Mitarbeite­r steckten arglos USB-Sticks und ungeprüfte private Rechner an das Netz, mit dem gesicherte­n Netz der Bundesregi­erung wollte man nichts zu tun haben, ebenso wenig mit dem Verfassung­sschutz und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik. Angesichts der Bedrohungs­lage war dies arglos, geradezu naiv.

Nun ist der Schaden groß, größer als zunächst behauptet. Der Bundestag braucht wohl doch eine neue Software und neue Rechner. Das kostet Zeit und Geld. Und der unerklärte Cyberkrieg geht derweil weiter. Norbert Lammert hat viel zu erklären. Diese Schlacht hat der Bundestag schon verloren.

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