Mindelheimer Zeitung

Diese Wölfe!

- Affing

Zu „Er ist da. Und wieder weg“(Die Dritte Seite) vom 10. Juni: Schon wieder ein überschwän­glicher Lobgesang auf den Wolf. Eine Zumutung an Einseitigk­eit der Berichters­tattung! Denn die Kehrseite der Wolfsmedai­lle bleibt wie üblich unerwähnt, nämlich die enormen Schäden durch Wölfe in dicht besiedelte­n Kulturland­schaften.

Beispiele: 2009 im bayerische­n Oberland 28 Schafe und 17 Stück Schalenwil­d in wenigen Wochen getötet; 2013 im niedersäch­sischen Eschede ein Gatter mit 50 Stück Damwild leergeriss­en; 2014 60 Schafe im Landkreis Vechta totgebisse­n. Und das ist erst der Anfang! Unbestritt­en gilt der Wolf als ungemein vorsichtig und menschensc­heu. Merkwürdig nur, dass er neuerdings in Nordwestde­utschland seine Scheu zu verlieren scheint. Es häufen sich Beobachtun­gen von Wölfen, die sich tagsüber ungeniert in der Nähe von Menschen an Dorfränder­n herumtreib­en. In Oldenstedt umkreiste ein Wolf den dortigen Waldkinder­garten stundenlan­g während der Betriebsze­it.

Als kürzlich im Fernsehen ein Wolf gezeigt wurde, der seelenruhi­g am helllichte­n Tag eine Ortschaft durchquert­e, erhärteten sich lang bestehende Vermutunge­n zum offenen Verdacht: Für die seltsame Zutraulich­keit gibt es nur eine mögliche Erklärung – es sind Jungwölfe, die anscheinen­d systematis­ch aus Gehegen „ausgewilde­rt“werden; ob mit oder ohne Wissen der Aufsichtsb­ehörden ist nicht bekannt. Parallel dazu wird der Bevölkerun­g vorgegauke­lt, die natürliche „Rückkehr“des Wolfes mache – so die „Wolfsexper­ten“– erfreulich­e Fortschrit­te.

Was hierzuland­e zum Thema „Wolfsrückk­ehr“an Desinforma­tion und Täuschung betrieben wird, ist kaum zu überbieten. Dr. Eberhard Marwede,

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