Der Preis der Milch
Zu „Wird das Image aufpoliert?“(Bild Titelseite) und „Aldi im Stall“(Wirtschaft), beides vom 12. Juni: Sieht so eine glückliche Kuh aus? Auf mich macht sie eher einen traurigen Eindruck. Erst werden die Kühe durch Enthornen (früher absägen, heute verätzen der Hornknospen bei Kälbern) gequält, dann bekommen sie für ihr Verdauungssystem völlig ungeeignetes Futter wie Mais, Getreide und Kraftfutter und man sperrt sie in viel zu kleine Laufställe ein. Durch Züchtung werden dann noch „Hochleistungskühe“gezüchtet, die in wenigen Jahren ausgemergelt zum Schlachthof kommen.
Eine rotierende Bürste in einer Ecke ist dann das ultimative Erlebnis für diese geschundenen Kreaturen. Und warum das Ganze? Damit Aldi und Co. den Liter Milch für 0,51 Euro verkaufen können. Und der Verbraucher ist begeistert, denn einen Liter Milch nach DemeterStandard (kein Enthornen der Tiere, ausreichend Auslauf, tiergerechtes Raufutter) der allerdings mindestens 1 Euro kostet, kann sich ja keiner mehr leisten. Wirklich nicht? 1950 lag der Durchschnittsstundenlohn in Deutschland bei 1,40 DM, 1 Liter Milch kostete damals 0,35 DM. Für einen Stundenlohn bekam man also 4 Liter Milch. Und heute? Jeder kann sich anhand seines Stundenlohnes ausrechnen, wie viel Liter Aldi-Milch er heute bekommt. Allerdings auf Kosten der geschundenen Tiere. Jürgen Henze,