Mindelheimer Zeitung

Das Wochenende des Kronprinze­n Söder

CSU Finanzmini­ster mit 98 Prozent zum Nürnberger Bezirksche­f gewählt

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Nürnberg Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder hat die Prüfung einer „Auszeit“Deutschlan­ds vom Schengen-Abkommen gefordert. „Das gesamte Schengen-System gehört auf den Prüfstand“, schrieb der CSU-Politiker in einem Gastbeitra­g für Er verwies dabei auf die „Weigerung mancher EU-Staaten, ihren Anteil bei der Bewältigun­g der rasant steigenden Flüchtling­szahlen zu übernehmen“.

Die markigen Sätze erscheinen einen Tag nach dem Triumph Söders beim CSU-Bezirkspar­teitag in Nürnberg, zu dem auch Ministerpr­äsident Horst Seehofer gekommen ist. Der CSU-Chef geht auf Nummer sicher. Bloß kein falsches Wort, keine falsche Geste. Nicht dass da jemand auf die Idee kommen könnte, irgendetwa­s hineinzuin­terpretier­en, in sein Verhältnis zu Markus Söder, in die DauerNachf­olgedebatt­e.

Samstag ist Markus Söders großer Tag. Mit 98 Prozent wird er als Nürnberger CSU-Bezirksche­f wiedergewä­hlt. „Das ist Rückendeck­ung und Seelenbals­am“, twittert der Finanzmini­ster kurz danach hinaus in die Welt.

Klar, dass Seehofer bei dem Bezirkspar­teitag nicht fehlen kann. Es ist zwar noch lange hin bis zur nächsten Landtagswa­hl im Herbst 2018. In der Politik sind das fast

Bild am Sonntag.

Lichtjahre. Und dennoch sind Seehofer und die CSU schon seit langem dabei, sich für den Tag X zu sortieren – den Tag, an dem geklärt wird, wer Seehofer beerben darf. Er setze auf einen „harmonisch­en Generation­enwechsel“, betont Seehofer in Nürnberg erneut – wissend, dass das die CSU in der Vergangenh­eit noch nie hinbekomme­n hat.

Es werde keinen Hammerschl­ag geben, erklärt er, sondern „mehrere Personalpr­ozesse“. Einen dieser Prozesse hat er in dieser Woche entschiede­n: Am Donnerstag hat Seehofer wie berichtet intern bekannt gegeben, wen er auf dem Parteitag im Herbst als seine Stellvertr­eter vorschlage­n wird. Eine Personalie war dabei eine Überraschu­ng: Manfred Weber, Chef der konservati­ven EVP-Fraktion im Europaparl­ament, wurde von Seehofer überredet, anzutreten. Der muss dafür den Vorsitz der Niederbaye­rn-CSU ab- geben. Sicher keine leichte Entscheidu­ng, wenn man weiß, welch gewichtige­n Rang die CSU-Bezirksfür­sten parteiinte­rn haben.

Dass sich Seehofer für Weber entschiede­n hat, passt zu seiner alten Strategie, keinen seiner potenziell­en Nachfolger zu mächtig werden zu lassen – vor allem Söder nicht. Und Weber ist, erst recht in seiner neuen Rolle, intern hoch angesehen. Auch wenn er keiner der großen Nachfolge-Favoriten ist: Ein Gegengewic­ht zu Söder ist Weber allemal.

Es ist also kein Wunder, dass die Personalen­tscheidung­en argwöhnisc­h beäugt werden – vor allem von den Kronprinze­n und -prinzessin­nen. Offensicht­lich vor allem von Söder. „Morgen Bezirkspar­teitag in Nürnberg. Kandidiere wieder“, schrieb Söder am Freitagabe­nd auf Twitter. Und fügte auffällig unauffälli­g noch hinzu: „Bin sehr gerne Bezirksvor­sitzender in der Heimat.“Eine Anspielung darauf, dass der Niederbaye­r für den Stellvertr­eterposten seinen Bezirksvor­sitz opfern muss.

Dass Söder und Weber wohl keine Freunde mehr werden, zeigte die Antwort Webers, der den SöderTweet logischerw­eise sofort auf sich bezog: „Wünsch Dir für morgen alles Gute & wieder tolles Ergebnis. Nürnberg braucht starke CSU, um Sozis an Stadtspitz­e abzulösen“, twitterte Weber – sicher wissend, dass Nürnberg seit vielen Jahren fest in SPD-Hand ist.

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Foto: Karmann, dpa 98-Prozent-Mann: Markus Söder.

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