Wetterkapriolen E
rich Kästner, der Autor von „Emil und die Detektive“und vielen anderen Kinderbüchern, war auch ein Held der Alltagslyrik. In seinem Aprilgedicht geht es wettermäßig drunter und drüber. Die Bäume, die Oberkellner und die Liebespärchen wissen nicht woran sie sind: sollen die Blätter raus, sollen die Stühle raus, und was macht man mit den Gefühlen?
Nun ist jetzt nicht mehr April, sondern Juni, also Frühsommer Aber auch der Normalmensch hat so seine Probleme mit der aktuellen eher aprilmäßigen Wetterlage: Temperaturen wie in der Sahara lassen die Hüllen fallen, und nach nächtlichen Stürmen kehrt der Hüllenlose schlotternd zurück zum Wolljäckchen und der Cordhose. Was wird es dieses Mal? Erwartungsvoll schwankt man zwischen Seidentop und Tweedjacke und denkt wie die Liebespärchen des Dichters mit Berliner Schnauze, die nach dem Wetter schielen: „Also raus mit die Jefühle oder rin mit die Jefühle oder was?“