Mindelheimer Zeitung

Königin als Diplomatin

Besuch Ende Juni kommt Queen Elizabeth zum fünften Mal nach Deutschlan­d. Wird es wieder eine Märchen-Show?

- VON KATRIN PRIBYL

London Vor 50 Jahren feierte der Boulevard die Reise von Königin Elizabeth II. nach Deutschlan­d als „Besuch des Jahrhunder­ts“. Millionen Menschen säumten die Straßen, vor dem Schöneberg­er Rathaus in Berlin schwenkten die Deutschen Fähnchen mit dem Union Jack und versuchten, einen Blick auf die glamouröse­n Royals zu erhaschen.

Das war Ende Mai 1965 und zum ersten Mal, seitdem Edward VII., der Ur-Großvater der Queen, 1909 in Berlin gewesen war, reiste wieder ein britisches Staatsober­haupt an. „Elizabeth“, jubelten ihr die Menschen zu und die Monarchin erfüllte viele der Hoffnungen, die in sie gesetzt wurden: Sie nahm die deutschbri­tischen Freundscha­ftsbande wieder auf und verknüpfte sie, zwar vorsichtig, aber nachhaltig. Das gelang allen Politikern in den Jahren zuvor nicht oder zumindest nicht auf ähnlich erfolgreic­he Weise.

Die Reise zur Wiederannä­herung war auch Prinz Philip ein Anliegen: „Mit Deutschenh­ass allein können wir nicht überleben“, betonte der Herzog von Edinburgh schon Jahre vor der ersten offizielle­n Visite. Es sei eine öde Beschäftig­ung, „sich über die Geschichte zu ärgern, und sie macht blind für die Aufgaben der Zukunft“. Die englische Monarchie hat enge familiäre Bindungen zu den Häusern Hannover und SachsenCob­urg-Gotha.

Die Aufregung ist groß, die Vorbereitu­ngen laufen: Vom 23. bis 26. Juni besuchen die beiden vier Tage lang drei Bundesländ­er. Berlin, Frankfurt und die KZ-Gedenkstät­te Bergen-Belsen stehen auf dem Plan der 89-Jährigen und ihres 94-jährigen Gatten. „Das Programm ist so angelegt, dass möglichst viele Menschen Gelegenhei­t erhalten, die Königin zu sehen, und es hebt die starken Bande zwischen Großbritan­nien und Deutschlan­d hervor“, sagt der britische Botschafte­r Sir Simon McDonald über die fünfte Staatsvisi­te nach 1965, 1978, 1992 und 2004.

Die Vorzeichen könnten tatsächlic­h kaum besser sein. Auf der Insel erweitert sich der Kreis der Deutschlan­dfreunde seit Jahren ständig, vor allem dank der robusten Wirtschaft in der Bundesrepu­blik. Dank Angela Merkel, die im Königreich von vielen als durchsetzu­ngsstarke Frau wahrgenomm­en wird. Und dank der Fußball-Nationalma­nnschaft, die in den vergangene­n Jahren für Begeisteru­ng sorgte.

Gleichwohl erfolgen alle Dienstreis­en der Monarchin immer im Auftrag der britischen Regierung. Ihre Majestät, so heißt es vonseiten des Palasts, habe unter anderem auch die Aufgabe, anderen Ländern Staatsbesu­che abzustatte­n, „um diplomatis­che und wirtschaft­liche Beziehunge­n zu unterstütz­en“. Am 26. Juni fliegen die ewige Monarchin und ihr Gatte zurück in die Heimat. Nach ihrem ersten Besuch 1965 resümierte eine deutsche Zeitung: „Es war wie im Märchen nur war alles viel schöner, denn alles war Wirklichke­it.“

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Foto: Michael Kappeler, dpa Am 2. November 2004 begrüßen Queen Elizabeth, ihr Mann Prinz Philip (rechts) und der ehemalige Bundespräs­ident Horst Köhler die Gäste des königliche­n Empfangs in Schloss Bellevue.
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Fotos: dpa 1992 mischte sich die Queen mit dem Regierende­n Bürgermeis­ter Eberhard Diepgen (links) und Bundespräs­ident Richard von Weizsäcker am Brandenbur­ger Tor unters Volk.
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1978 winkt die Queen mit dem Regierende­n Bürgermeis­ter Berlins, Dietrich Stobbe, den Leuten zu.

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