Kleiner Feind bringt Bäume zu Fall
Natur Das Falsche Weiße Stängelbecherchen befällt Eschen – manche Bäume müssen gefällt werden. Bislang gibt es noch kein Mittel gegen den Parasiten. Und der Pilz breitet sich im Landkreis immer weiter aus
Landkreis Es ist nur ein klitzekleiner Pilz mit etwa zwei bis sieben Millimeter großen Fruchtkörpern. Und doch bringt er ganze Bäume zu Fall. Das Falsche Weiße Stängelbecherchen ist ein gefährlicher Feind der Eschen. Und er breitet sich immer weiter aus. Die Baumkrankheit wird als Eschentriebsterben bezeichnet, und sie trete auch in unserer Region massiv auf, klagen Förster.
Laut Stefan Honold, Leiter des städtischen Forstamts, wurde der Pilzbefall im Memminger Raum zum ersten Mal vor sechs Jahren beobachtet. Nach seinen Worten hat sich das Eschensterben inzwischen zu einem echten Problem ausgeweitet, das mittlerweile in ganz Deutschland auftrete. „In Memmingen sind Stadtwald und Parkanlagen betroffen“, berichtet Honold. Etliche Bäume hätten schon gefällt werden müssen, sagt Honold. Wenn ein Baum befallen sei, sterbe er ab, erläutert der Fachmann. Bei Jungbäumen gehe das sehr schnell, bei älteren Exemplaren werde zunächst die Blattkrone immer lichter, bis dann die ersten Äste abstürben. Laut Honold werden inzwischen auch keine neuen Eschen mehr gepflanzt. Das Risiko eines Pilzbefalls sei einfach zu hoch. Das bestätigt Rainer Nützel, Forstbereichsleiter am Landwirtschaftsamt in Mindelheim. Noch gebe es kein Mittel gegen den Pilz, „es wird aber daran geforscht“. Eine flächendeckende „Impfung“der Bäume sei allerdings kaum möglich. Honold und Nützel bezeichnen die Esche als „wichtigen Kulturbaum“: Sie werde als Tiefwurzler bevorzugt in nassen Böden, beispielsweise entlang von Bächen, angepflanzt. Zudem habe das Laubholz einen wirtschaftlichen Wert. „Es ist elastisch und stabil“, erläutert Nützel. Das Holz werde daher für Möbel, Treppen, Parkettböden, Werkzeugstiele und Sportgeräte wie Barren verwendet.
„Es lohnt sich kaum, eine junge Eschen-Kultur zu erhalten, wenn sie befallen ist. Wir raten dann, neu zu bepflanzen“, sagt Nützel. Was beiden Fachleuten allerdings Hoffnung macht: Manche Bäume werden von den Pilzen verschont oder überstehen einen Befall.
„Wir versuchen, die Bäume so- lange es geht zu erhalten“, betont Stefan Honold. Man holze hauptsächlich entlang von Straßen und Wegen ab, wo herabstürzende Baumteile zur Gefahr werden können. So mussten laut Honold einige kranke Eschen bei Hart umgemacht werden. Zwar habe das bei Anwohnern durchaus für Unmut gesorgt, die Bäume seien aber schon völlig verfault gewesen.
Im Landkreis Unterallgäu mussten laut Forstbereichsleiter Nützel bislang etwa zehn Prozent der Eschen gefällt werden. Doch ganz abgeschrieben hat er die Laubbaumart noch nicht: Denn aus den Samen der resistenten Exemplare könne man eventuell weitere Eschen züchten, denen der Pilz nichts anhaben kann.