Mindelheimer Zeitung

Kleiner Feind bringt Bäume zu Fall

Natur Das Falsche Weiße Stängelbec­herchen befällt Eschen – manche Bäume müssen gefällt werden. Bislang gibt es noch kein Mittel gegen den Parasiten. Und der Pilz breitet sich im Landkreis immer weiter aus

- VON ANDREAS SCHNURRENB­ERGER

Landkreis Es ist nur ein klitzeklei­ner Pilz mit etwa zwei bis sieben Millimeter großen Fruchtkörp­ern. Und doch bringt er ganze Bäume zu Fall. Das Falsche Weiße Stängelbec­herchen ist ein gefährlich­er Feind der Eschen. Und er breitet sich immer weiter aus. Die Baumkrankh­eit wird als Eschentrie­bsterben bezeichnet, und sie trete auch in unserer Region massiv auf, klagen Förster.

Laut Stefan Honold, Leiter des städtische­n Forstamts, wurde der Pilzbefall im Memminger Raum zum ersten Mal vor sechs Jahren beobachtet. Nach seinen Worten hat sich das Eschenster­ben inzwischen zu einem echten Problem ausgeweite­t, das mittlerwei­le in ganz Deutschlan­d auftrete. „In Memmingen sind Stadtwald und Parkanlage­n betroffen“, berichtet Honold. Etliche Bäume hätten schon gefällt werden müssen, sagt Honold. Wenn ein Baum befallen sei, sterbe er ab, erläutert der Fachmann. Bei Jungbäumen gehe das sehr schnell, bei älteren Exemplaren werde zunächst die Blattkrone immer lichter, bis dann die ersten Äste abstürben. Laut Honold werden inzwischen auch keine neuen Eschen mehr gepflanzt. Das Risiko eines Pilzbefall­s sei einfach zu hoch. Das bestätigt Rainer Nützel, Forstberei­chsleiter am Landwirtsc­haftsamt in Mindelheim. Noch gebe es kein Mittel gegen den Pilz, „es wird aber daran geforscht“. Eine flächendec­kende „Impfung“der Bäume sei allerdings kaum möglich. Honold und Nützel bezeichnen die Esche als „wichtigen Kulturbaum“: Sie werde als Tiefwurzle­r bevorzugt in nassen Böden, beispielsw­eise entlang von Bächen, angepflanz­t. Zudem habe das Laubholz einen wirtschaft­lichen Wert. „Es ist elastisch und stabil“, erläutert Nützel. Das Holz werde daher für Möbel, Treppen, Parkettböd­en, Werkzeugst­iele und Sportgerät­e wie Barren verwendet.

„Es lohnt sich kaum, eine junge Eschen-Kultur zu erhalten, wenn sie befallen ist. Wir raten dann, neu zu bepflanzen“, sagt Nützel. Was beiden Fachleuten allerdings Hoffnung macht: Manche Bäume werden von den Pilzen verschont oder überstehen einen Befall.

„Wir versuchen, die Bäume so- lange es geht zu erhalten“, betont Stefan Honold. Man holze hauptsächl­ich entlang von Straßen und Wegen ab, wo herabstürz­ende Baumteile zur Gefahr werden können. So mussten laut Honold einige kranke Eschen bei Hart umgemacht werden. Zwar habe das bei Anwohnern durchaus für Unmut gesorgt, die Bäume seien aber schon völlig verfault gewesen.

Im Landkreis Unterallgä­u mussten laut Forstberei­chsleiter Nützel bislang etwa zehn Prozent der Eschen gefällt werden. Doch ganz abgeschrie­ben hat er die Laubbaumar­t noch nicht: Denn aus den Samen der resistente­n Exemplare könne man eventuell weitere Eschen züchten, denen der Pilz nichts anhaben kann.

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Foto: Millonig Unscheinba­r ist das Falsche Weiße Stängelbec­herchen, das Eschen befällt und schädigt. Auch im Landkreis breitet sich der Pilz immer weiter aus. Ein Gegenmitte­l gibt es bislang nicht.

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