Mindelheimer Zeitung

CSU fordert Gesetz gegen Asylmissbr­auch

Interview Generalsek­retär Andreas Scheuer warnt vor unkontroll­ierter Einwanderu­ng. Städtetag gegen Dramatisie­rung der Lage

- VON JÖRG SIGMUND

Augsburg CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer hat das Nein seiner Partei zu einem Einwanderu­ngsgesetz bekräftigt und ein „Gesetz gegen Asylmissbr­auch“gefordert. Im Interview mit unserer Zeitung sagte Scheuer, die Menschen hätten kein Verständni­s dafür, „dass so viele Flüchtling­e nach Deutschlan­d kommen und die Politik gleichzeit­ig von mehr Zuwanderun­g spricht“.

Die Diskussion über ein Einwanderu­ngsgesetz werde zur falschen Zeit geführt, sagte Scheuer. Die CSU sehe keinerlei Bedarf, da es bereits ein funktionie­rendes System gebe. Auf der anderen Seite finde jedoch auch eine hochemotio­nale Debatte über Asyl und Flüchtling­e statt. Der Zustrom müsse begrenzt werden, so der Generalsek­retär. Die Kommunen hätten bei der Aufnahmeka­pazität die Belastungs­grenze überschrit­ten. Der falscheste Weg sei es deshalb zu sagen: „Macht die Tore auf.“

Der Deutsche Städtetag warnte dagegen trotz der steigenden Flüchtling­szahlen vor einer Dramatisie­rung der Lage. „Die Situation vor Ort wird zwar schwierige­r, aber einen Kollaps sehe ich nicht auf uns zukommen“, betonte Städtetags­Geschäftsf­ührer Stephan Articus. Scheuer sieht dies völlig anders. „Ich lade Herrn Articus herzlich ein, nach Bayern zu kommen, und sich in den Kommunen umzuschaue­n, wie die Lage wirklich ist.“

Scheuer unterstric­h die Pläne Bayerns, grenznah Aufnahmeze­ntren für Asylsuchen­de aus dem westlichen Balkan einzuricht­en. „Sie werden kommen.“Außerdem müssten Verfahren für Wirtschaft­sflüchtlin­ge schneller abgewickel­t werden. „Wir brauchen humanitäre Luft für wirklich schutzbedü­rftige Kriegsflüc­htlinge“, sagte der 41-jährige Niederbaye­r.

Auch der innenpolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion im Bundes- tag, Stephan Mayer (CSU), forderte die Länder auf, abgelehnte Asylbewerb­er schneller abzuschieb­en. Länder wie Berlin und BadenWürtt­emberg dürften „nicht immer nur pauschal die Hand aufhalten, ohne ihre Hausaufgab­en zu machen“. Mayer plädierte zudem dafür, neben Bosnien-Herzegowin­a und Mazedonien auch Albanien, Kosovo und Montenegro möglichst schnell zu sicheren Herkunftsl­ändern zu erklären, weil auch die Flüchtling­e aus diesen Ländern so gut wie keine Chance auf Anerkennun­g ihres Asylantrag­s hätten.

Angesichts steigender Flüchtling­szahlen will das grün-rot regierte Baden-Württember­g abgelehnte Asylbewerb­er stärker zu einer Rückkehr in ihre Heimatländ­er bewegen. Nach Angaben des Stuttgarte­r Innenminis­teriums gab es vom 1. Januar bis zum 15. Juli des laufenden Jahres 1241 Abschiebun­gen – also bereits mehr als im gesamten Vorjahr mit 1211. (mit dpa)

Den genauen Wortlaut des Interviews mit CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer finden sie auf Bayern. In der Politik lesen Sie, wie Flüchtling­sheime besser geschützt werden sollen.

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