Todesurteil gegen Gaddafi-Sohn
Seif al-Islam sollte in Libyen herrschen
Tripolis In Libyen ist ein Sohn des getöteten Machthabers Muammar al-Gaddafi, Seif al-Islam, zum Tode verurteilt worden. Ein Gericht in Tripolis verurteilte am Dienstag zudem acht Vertraute des langjährigen Machthabers zur Hinrichtung durch ein Erschießungskommando, unter ihnen der frühere Regierungschef Baghdadi al-Mahmudi. Ihnen wurden Verbrechen während des blutig bekämpften Aufstands gegen Gaddafi im Jahr 2011 vorgeworfen.
Der einst als Gaddafis Nachfolger auserkorene al-Islam war bei der Urteilsverkündung nicht im Gerichtssaal. Er befindet sich seit seiner Gefangennahme im November 2011 in der Hand früherer Aufständischer. Die Miliz, die die aus der Hauptstadt geflohene, international anerkannte Regierung unterstützt, hält ihn in der Stadt Sintan gefangen und lehnt es ab, ihn an die von islamistischen Milizen kontrollierten Behörden in Tripolis zu übergeben.
Generalstaatsanwalt Siddick alSur räumte ein, dass es derzeit keine Aussicht auf eine Vollstreckung des Urteils gebe. Dies sei aber ein politisches Problem. Der Prozess hatte im April 2014 in der libyschen Hauptstadt begonnen. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag bemühte sich zuvor vergeblich um eine Auslieferung des GaddafiSohns. Libyen befindet sich seit dem mithilfe der Nato erfolgten Sturz Muammar al-Gaddafis in einem Bürgerkrieg, in dem sich zwei rivalisierende Regierungen und Parlamente gegenüberstehen. Zudem kämpfen mehrere Milizen um Einfluss in dem nordafrikanischen Land.