MAN rutscht in die roten Zahlen
Industrie Der Lastwagen- und Maschinenbauer hat im ersten Halbjahr Verluste eingefahren. Das liegt vor allem am Geschäft mit Nutzfahrzeugen. Warum die Lage in der Region besser ist
München Die Stimmung bei den MAN-Verantwortlichen war angesichts der Halbjahreszahlen gespalten. Vorstandssprecher Georg Pachta-Reyhofen sprach auf der einen Seite von „keiner Aussicht auf Besserung“, auf der anderen Seite von einem „Hoffnungsträger“und einer „sehr erfreulichen Lage“.
Einheitlich ist die Situation in einem derart großen Konzern wie dem Münchner Lastwagen- und Maschinenbauer selten. In Brasilien leidet das Unternehmen massiv unter der Rezession. Im ersten Halbjahr hat der Konzern in Lateinamerika mit rund 12 500 nur halb so viele Fahrzeuge verkauft wie im Vorjahr – eine Besserung ist nicht in Sicht. Die Folge: In der Region sind nur noch knapp 3200 Mitarbeiter beschäftigt. Vor vier Jahren waren es noch über 7000. Wegen der schwachen Absatzzahlen machte MAN in Lateinamerika im ersten Halbjahr 21 Millionen Euro Verlust.
Dagegen ist der europäische Nutzfahrzeugmarkt im Aufwind. Das Auftragsvolumen erhöhte sich um neun Prozent auf knapp 5,1 Mil- liarden Euro. Der Stellenabbau und die Neuausrichtung der Werke belasten aber auch dort das Ergebnis. MAN baut in München und an anderen Standorten 1800 Jobs ab – das kostet das Unternehmen rund 170 Millionen Euro. Das operative Ergebnis der Lkw- und Bussparte ist daher deutlich ins Minus gerutscht.
Pachta-Reyhofen geht davon aus, dass der Konzern im laufenden Jahr weniger Umsatz als 2014 macht. Damals setzte die VW-Tochter 14,3 Milliarden Euro um. Finanzchef Pe- ter Park rechnet damit, dass der Gewinn in diesem Jahr leicht ins Minus rutschen dürfte. Im ersten Halbjahr lief bei MAN ein Nettoverlust von rund 46 Millionen Euro auf. Bisher war der Konzern von stabilen Erlösen ausgegangen.
Bei MAN Diesel & Turbo in Augsburg stieg der Betriebsgewinn im ersten Halbjahr um fünf Millionen auf 93 Millionen Euro – trotz der nach Ansicht von Park schwierigen Lage im Kraftwerksmarkt. Zuletzt profitierte das Unternehmen von einem Reaktor-Großauftrag aus dem Oman, der im zweistelligen Millionenbereich liegt.
Ein Vorzeigebereich im MANKonzern ist die Getriebe-Tochter Renk in Augsburg. Sie hat sich einen Großauftrag über 70 Windkraftgetriebe für einen Offshore-Windpark nordöstlich von Rügen gesichert. „Das ist ein ganz bedeutender Auftrag, der eine sehr hohe Auslastung mit sich bringt“, sagte Pachta-Reyhofen. In den Bereichen Fahrzeug-, Spezial- und Standardgetriebe ist die Lage nach den Worten von Finanzchef Park sehr erfreulich. Das Werk in Augsburg ist je nach Bereich bis ins Jahr 2021 ausgelastet.
Große Erwartungen verknüpft der Konzern an den Iran. „Der Iran ist für uns ein sehr interessanter Markt“, sagt Joachim Drees, Chef der Lkw- und Bus-Sparte. Denn die Hälfte der knapp 40 000 Nutzfahrzeuge dort sei älter als 20 Jahre. Die internationalen Sanktionen gegen den Iran wurden inzwischen gelockert, werden Drees Meinung nach aber erst im Januar 2016 komplett aufgehoben. Auch im Bereich der Turbomaschinen sei der iranische Markt für MAN interessant.