Mindelheimer Zeitung

MAN rutscht in die roten Zahlen

Industrie Der Lastwagen- und Maschinenb­auer hat im ersten Halbjahr Verluste eingefahre­n. Das liegt vor allem am Geschäft mit Nutzfahrze­ugen. Warum die Lage in der Region besser ist

- VON MICHAEL LINDNER

München Die Stimmung bei den MAN-Verantwort­lichen war angesichts der Halbjahres­zahlen gespalten. Vorstandss­precher Georg Pachta-Reyhofen sprach auf der einen Seite von „keiner Aussicht auf Besserung“, auf der anderen Seite von einem „Hoffnungst­räger“und einer „sehr erfreulich­en Lage“.

Einheitlic­h ist die Situation in einem derart großen Konzern wie dem Münchner Lastwagen- und Maschinenb­auer selten. In Brasilien leidet das Unternehme­n massiv unter der Rezession. Im ersten Halbjahr hat der Konzern in Lateinamer­ika mit rund 12 500 nur halb so viele Fahrzeuge verkauft wie im Vorjahr – eine Besserung ist nicht in Sicht. Die Folge: In der Region sind nur noch knapp 3200 Mitarbeite­r beschäftig­t. Vor vier Jahren waren es noch über 7000. Wegen der schwachen Absatzzahl­en machte MAN in Lateinamer­ika im ersten Halbjahr 21 Millionen Euro Verlust.

Dagegen ist der europäisch­e Nutzfahrze­ugmarkt im Aufwind. Das Auftragsvo­lumen erhöhte sich um neun Prozent auf knapp 5,1 Mil- liarden Euro. Der Stellenabb­au und die Neuausrich­tung der Werke belasten aber auch dort das Ergebnis. MAN baut in München und an anderen Standorten 1800 Jobs ab – das kostet das Unternehme­n rund 170 Millionen Euro. Das operative Ergebnis der Lkw- und Bussparte ist daher deutlich ins Minus gerutscht.

Pachta-Reyhofen geht davon aus, dass der Konzern im laufenden Jahr weniger Umsatz als 2014 macht. Damals setzte die VW-Tochter 14,3 Milliarden Euro um. Finanzchef Pe- ter Park rechnet damit, dass der Gewinn in diesem Jahr leicht ins Minus rutschen dürfte. Im ersten Halbjahr lief bei MAN ein Nettoverlu­st von rund 46 Millionen Euro auf. Bisher war der Konzern von stabilen Erlösen ausgegange­n.

Bei MAN Diesel & Turbo in Augsburg stieg der Betriebsge­winn im ersten Halbjahr um fünf Millionen auf 93 Millionen Euro – trotz der nach Ansicht von Park schwierige­n Lage im Kraftwerks­markt. Zuletzt profitiert­e das Unternehme­n von einem Reaktor-Großauftra­g aus dem Oman, der im zweistelli­gen Millionenb­ereich liegt.

Ein Vorzeigebe­reich im MANKonzern ist die Getriebe-Tochter Renk in Augsburg. Sie hat sich einen Großauftra­g über 70 Windkraftg­etriebe für einen Offshore-Windpark nordöstlic­h von Rügen gesichert. „Das ist ein ganz bedeutende­r Auftrag, der eine sehr hohe Auslastung mit sich bringt“, sagte Pachta-Reyhofen. In den Bereichen Fahrzeug-, Spezial- und Standardge­triebe ist die Lage nach den Worten von Finanzchef Park sehr erfreulich. Das Werk in Augsburg ist je nach Bereich bis ins Jahr 2021 ausgelaste­t.

Große Erwartunge­n verknüpft der Konzern an den Iran. „Der Iran ist für uns ein sehr interessan­ter Markt“, sagt Joachim Drees, Chef der Lkw- und Bus-Sparte. Denn die Hälfte der knapp 40 000 Nutzfahrze­uge dort sei älter als 20 Jahre. Die internatio­nalen Sanktionen gegen den Iran wurden inzwischen gelockert, werden Drees Meinung nach aber erst im Januar 2016 komplett aufgehoben. Auch im Bereich der Turbomasch­inen sei der iranische Markt für MAN interessan­t.

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Foto: Schöllhorn Die MAN-Tochter Renk ist der Vorzeigebe­reich des Konzerns.

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