Mozarts Stimme
Peter Schreier Der große Tenor wird 80
Augsburg Über ein Vierteljahrhundert hinweg, seit dem frühen Tod seines Fachkollegen Fritz Wunderlich 1966, war Peter Schreier lyrische deutsche Tenor. Seine Stimme stach heraus, mit ihrem ungewöhnlich hellen Timbre bei festem Kern, mit ihrer Geschmeidigkeit und Homogenität. Das hat Schreier, der vor zehn Jahren von Bühne und Podium Abschied nahm, prädestiniert für die Partien Mozarts – aber auch für Liedgesang und die Evangelisten-Partien in Bachs Passionen.
Hier, in der protestantischen Musiktradition Sachsens, lagen die Wurzeln Schreiers. In Meißen geboren, sang er als Knabe im Dresdner Kreuzchor unter dem legendären Kantor Rudolf Mauersberger. 1959 stand er in Dresden erstmals auf der Opernbühne, wo seine Karriere schnell an Fahrt gewann. Es dauerte nicht lange, bis auch internationale Bühnen und große Festivals Notiz von ihm nahmen, sodass Schreier sich zum regelrechten Sänger-Exportschlager der DDR entwickelte.
In den 70ern und 80ern war er na-
der
hezu konkurrenzlos vor allem in den deutschen Mozart-Rollen – als Belmonte („Entführung“), als Tamino („Zauberflöte“). Sein Vorgänger Wunderlich besaß wohl mehr Feuer, mehr Träne in der Stimme; hinsichtlich nach innen gewandter Beseeltheit jedoch tat es Schreier niemand nach. Eine Fähigkeit, die auch seine Lied-Interpretationen kennzeichnete. Tief vermochte er sich in Schumann’sche „Mondnacht“-Romantik hineinzusenken, und Schuberts große Zyklen gerieten ihm zu Tableaus emotional hochintelligenten Mitleidens.
Nach einer Reihe schwerer Erkrankungen ist er inzwischen wieder obenauf. Am heutigen Mittwoch wird Peter Schreier in Dresden 80 Jahre alt – nach wie vor künden ungezählte Einspielungen vom Rang dieses Ausnahmetenors.