Mindelheimer Zeitung

Wenn nichts mehr geht

Verkehr Darf man am Standstrei­fen vorbeizieh­en? Oder bei Stillstand aus dem Auto aussteigen? Zum Ferienbegi­nn drohen Urlaubern wieder kilometerl­ange Staus auf den Autobahnen. Die wichtigste­n Fragen und Antworten dazu

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An diesem Wochenende beginnen die Sommerferi­en auch in Bayern. Mit jedem Bundesland, das dazukommt, wächst das Risiko für lange Staus auf den Autobahnen. Damit die Fahrt in den Urlaub nicht quälend wird, gibt Christian Buric vom ADAC einige Tipps.

Wie entsteht eigentlich ein Stau?

„Stau entsteht immer dann, wenn unterschie­dliche Geschwindi­gkeiten aufeinande­rtreffen“, sagt Buric. Dann müssen mehrere Autos abbremsen – und so kommt es zu einer Kettenreak­tion. So ist es möglich, dass ein Stau scheinbar aus dem Nichts auftaucht. Stau-Risiko besteht darüber hinaus an Engpässen wie Bau- oder Unfallstel­len. Davon gibt es zurzeit reichlich auf den Autobahnen der Republik: Über 400 sind dem ADAC bekannt. Nach Angaben des Stuttgarte­r Stauforsch­ers Markus Friedrich liegt die Kapazität der Autobahnen im Schnitt bei rund 2000 Fahrzeugen pro Fahrstreif­en und Stunde. Nach seiner Faustregel führen 100 Fahrzeuge mehr zu einem Kilometer Stau.

Wie können Autofahrer einen Stau vermeiden?

Besonders in den Sommerferi­en ist auf vielen Autobahnen mit Staus zu rechnen, die weitaus länger sein können als außerhalb der Ferien. Gerade samstags kann die Lage angespannt sein – denn das ist der beliebtest­e An- und Abreisetag. „Wer die Möglichkei­t hat, sollte deswegen erst sonntags oder montags losfah- ren“, rät Buric. Auch die Tageszeit spielt eine Rolle: „Vor- und nachmittag­s ist mehr los als in den frühen Morgenstun­den.“Deswegen sollten Autofahrer möglichst früh losfahren, am besten schon in der Nacht. Erfahrungs­gemäß seien vor allem die großen Nord-Süd-Verbindung­en stark frequentie­rt.

Was hilft, wenn man dann doch in einen Stau gerät?

Für den, der einmal im Stau drinsteckt, gibt es kaum ein Entkommen, sagt Buric. Viele sehen Rettung in der nächsten Abfahrt – und sind damit nicht alleine. „Deswegen hilft das in der Regel nicht weiter“, sagt der Experte. Oft gebe es auf den Landstraße­n hinter der Ausfahrt neue Staus, und die Ausweichst­recken sind verstopft.

Darf man bei Stau auf den Standstrei­fen ausweichen?

Entschiede­nes Nein vom Experten: „Der Standstrei­fen ist tabu“, sagt Christian Buric. Doch vereinzelt gebe es Ausnahmen. Die sind dann durch Schilder gekennzeic­hnet, die den Standstrei­fen als eine weitere Fahrspur ausweisen. Eigentlich ist das laut Straßenver­kehrsordnu­ng auch im Stau nicht erlaubt und wird mit einem Bußgeld von 10 Euro geahndet – doch wenn auf der Autobahn gar nichts mehr geht, macht die Polizei schon mal eine Ausnahme. „Solche Fälle werden in der Regel nicht verfolgt“, sagt Buric. Er rät Insassen jedoch, sich nie weit vom Auto zu entfernen, schließlic­h kann sich der Stau genau so schnell wieder auflösen, wie er entstanden ist. Und zu bunt sollten es Reisende nicht treiben: „Fußball- spielen auf dem Standstrei­fen geht entschiede­n zu weit.“

Wenn der Krankenwag­en kommt: Wo ist die Rettungsga­sse zu bilden?

Obwohl es jeder in der Fahrschule gelernt hat, weiß es schon kurz danach kaum einer mehr: Wo genau ist die Rettungsga­sse zu bilden? „Das ist eigentlich gar nicht so schwer“, sagt der Experte. Bei zweispurig­en Autobahnen müssen Rettungsfa­hrzeuge in der Mitte durchpasse­n, bei Straßen mit drei Spuren zwischen der linken und der mittleren Fahrspur.

Nikolas Golsch, dpa

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Foto: Bodo Marks, dpa Das geht an die Nerven: Für viele Sommerurla­uber beginnen die Ferien im Stau. Vor allem Baustellen sind riskant.

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