Mindelheimer Zeitung

Werksverka­uf: Stadträte wähnen sich in der Falle

Gabor Eine emotionale Diskussion und eine knappe Entscheidu­ng gegen das Schuhgesch­äft

- VON WILHELM UNFRIED

Mindelheim Selten sieht man die Mindelheim­er Stadträte derart emotional, wie in der vergangene­n Sitzung, als es darum ging, der Firma Gabor einen Schuh-Werksverka­uf zu genehmigen. Sicher trug auch die große Anzahl an Zuhörern zu einer gewissen Emotionali­sierung bei. Gegenüber der Verwaltung wurden Vorwürfe wie „Falle“erhoben. Nachdem sich nach gut zwei Stunden die Gemüter beruhigt hatten, lehnten die Räte den Werksverka­uf mit 11:9 Stimmen ab. Wohl wissend, dass die Entscheidu­ng nun beim Landratsam­t oder sogar beim Verwaltung­sgericht liegt. Und die aktuelle Rechtsspre­chung verheißt für die Gegner nichts Gutes.

Vor dem Bauvorhabe­n Gabor stand auf der Tagesordnu­ng die Änderung des Bebauungsp­lanes im Gebiet Allgäuer Straße und Industries­traße, also genau in dem Bereich, wo Gabor das Logistikze­ntrum erweitern will. In dem Bebauungsp­lan soll unter anderem der Verkauf innenstadt­relevanter Sortimente ausnahmswe­ise möglich sein, wenn die Verkaufsfl­äche 300 Quadratmet­er nicht überschrei­tet.

Einige Ratsmitgli­eder witterten nun eine Falle. Sollten sie dem neuen Bebauungsp­lan zustimmen, dann wären sie wohl gefangen und müssten auch dem späteren Bauantrag von Gabor zustimmen. Mehrmals versuchte Bürgermeis­ter Stephan Winter die Debatte zu versachlic­hen. Er wies darauf hin, dass der Tagesordnu­ngspunkt Bebauungsp­lan mit dem Bauantrag nichts zu tun habe, weil der neue Bebauungsp­lan erst nach dem Genehmigun­gsverfahre­n gültig werde. Der GaborBau werde nach dem derzeit gültigen Bebauungsp­lan abgewickel­t. Aber auch in diesem stehe bereits, dass in diesem Gebiet ein Werksverka­uf möglich ist.

Ursula Kiefersaue­r forderte gar eine Absetzung des Tagesordnu­ngspunktes. Um in der Zwischenze­it mit Gabor am runden Tisch ein Gespräch zu führen. Hannelore Lutzenberg­er meinte, der frühere Stadtrat habe den Plänen für Werksverkä­ufe zugestimmt, weil man damals davon ausgegange­n sei, dass heimische Handwerker dort produziere­n und nebenbei auch noch ein Geschäft betreiben.

Der Bürgermeis­ter konnte aber nur auf die Buchstaben des 2008 beschlosse­nen Bebauungsp­lanes verweisen, der nach langer Diskussion und nach Erstellung eines Gutachtens für den Verkauf altstadtre­levanter Waren beschlosse­n wurde.

Er verwies auch darauf, dass die Stadt bereits über 4000 Quadratmet­er Verkaufsfl­ächen zum Schutz der Altstadt eingesamme­lt habe.

Schließlic­h stimmten die Räte der Änderung des Bebauungsp­lanes einstimmig zu.

Nun drohte sich beim Bauantrag Gabor die Debatte zu wiederhole­n. Manfred Salger brachte das Unbehagen seiner Ratskolleg­en auf den Punkt: Man wolle den Neubau nicht verhindern, deshalb bat er den Antrag aufzuschlü­sseln. Georg Pfeifer sagte: „Wir geben viel Geld aus, um die Innenstadt attraktive­r zu machen. Gabor wird Mindelheim nicht verlassen, wenn wir den Werksverka­uf nicht genehmigen.“

Das Wort „ausnahmswe­ise“im gültigen Bebauungsp­lan stieß einigen unangenehm auf. Ihre Hoffnung, dies sei ein Haken, um den Werksverka­uf zu verhindern, machte Michael Egger von der Bauverwalt­ung zunichte. Er belehrte die Räte, dass bei der Rechtsspre­chung „ausnahmswe­ise“eigentlich

Der Neubau hat eine Fläche von 72 mal 98 Metern

als „zwingend“angesehen“werde und verwies auf entspreche­nde Urteile. Eine Ablehnung des Werksverka­ufes werde vom Verwaltung­sgericht vermutlich wieder einkassier­t. Christoph Walter hatte seine eigene Meinung. Es herrsche freie Marktwirts­chaft, der Stadtrat könne Wettbewerb nicht verhindern und bei einer Ablehnung sei sogar eine Entschädig­ungsklage zu befürchten.

Dennoch wurde der Werksverka­uf mit 11:9 Stimmen abgelehnt.

Zugestimmt wurde bei dem Bauvorhabe­n allerdings der Befreiung von Festsetzun­gen des Bebauungsp­lanes was Gebäudehöh­e und Überschrei­tung der Baugrenzen angeht. Das bestehende Logistikze­ntrum wird erweitert. Zur Allgäuer Straße hin wird ein 19 Meter hohes Gebäude mit 72 mal 98 Meter Grundfläch­e gebaut. Dort ist auch der Werksverka­uf mit einer Fläche von 300 Quadratmet­ern geplant. Weiter soll im Mittelbere­ich eine Halle mit 25 mal 29 Metern gebaut werden. Es sind mehr als die vorgeschri­ebenen Stellplätz­e vorhanden. Das bestehende Bürogebäud­e wird bereits abgerissen. Der Baumbestan­d wird weitgehend erhalten.

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Foto: jsto Das ehemalige Bürogebäud­e von Planeta wird zur Zeit abgerissen. An dieser Stelle in der Allgäuer Straße will die Firma Gabor erweitern.

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