Mindelheimer Zeitung

Region hat hohe Erwartunge­n an Flüchtling­sgipfel

Bayern Bürgermeis­ter und Landräte fordern mehr Unterstütz­ung von der Staatsregi­erung. Seehofer will Asylpoliti­k verschärfe­n

- VON ELISA HIPP

Augsburg Angesichts der drastisch steigenden Flüchtling­szahlen in Bayern lädt Ministerpr­äsident Horst Seehofer heute Kommunen und Wohlfahrts­verbände zum Krisengipf­el in die Staatskanz­lei. Die Erwartunge­n der Kommunalpo­litiker an das Treffen sind auch in unserer Region hoch. In einer Umfrage unserer Zeitung unter den Verantwort­lichen vor Ort fordern die Politiker parteiüber­greifend schnellere Asylverfah­ren und mehr Unterstütz­ung, sowohl von der Bundes- als auch von der Staatsregi­erung.

„Wir fühlen uns nicht ausreichen­d unterstütz­t bei der Bereitstel­lung von Personal, zum Beispiel bei der Unterbring­ung von Asylbewerb­ern oder im Bereich der Lehrkräfte durch den Freistaat“, kritisiert Kemptens CSU-Oberbürger­meister Thomas Kiechle. Ähnliche Klagen kommen von vielen Landräten. „Das bei Weitem größte Problem ist, ausreichen­d Unterkünft­e zu finden, um die große Masse von Personen, die uns zugewiesen wird, unterzubri­ngen“, sagt der Günzburger CSU-Landrat Hubert Hafner. „Es ist ein Kampf – Woche um Woche.“

Sein Lindauer Kollege Elmar Stegmann hatte schon vor Wochen einen Brandbrief an Ministerpr­äsident Seehofer geschickt: „Das Nicht-Agieren verschiede­ner Ministerie­n und Behörden ist schlicht und ergreifend nicht tragbar, die Folgen dieser Lethargie können von uns vor Ort kaum mehr gestemmt werden.“Der CSU-Politiker kritisiert, dass Bund und Land viel zu lange die Probleme verschlepp­t hätten. So sollten Asylbewerb­er mit von vornherein aussichtsl­osen Anträgen nicht mehr dezentral auf Kommunen verteilt werden.

Die Ostallgäue­r CSU-Landrätin Maria Rita Zinnecker fordert nicht nur auf europäisch­er, sondern auch auf bayerische­r Ebene eine Quotenlösu­ng, „um alle Gemeinden solida- risch zu beteiligen“. Der Augsburger Oberbürger­meister Kurt Gribl stellt allerdings, ebenso wie viele Bürgermeis­ter von Gemeinden aus unserer Region, klar, dass die Unterbring­ung und Versorgung vor Ort vor allem auch dank vieler freiwillig­er Helfer einigermaß­en gut funktionie­re. Augsburg sei nicht überforder­t. Auf die Gemeinden kämen aber auch durch die langfristi­ge Integratio­n anerkannte­r Flüchtling­e Folgekoste­n zu, die vom Bund stärker abgefedert werden müssten.

Eine zentrale Forderung fast aller Politiker ist eine deutliche Ausweitung des sozialen Wohnungsba­us: „Uns bedrückt die Lage auf dem Wohnungsma­rkt“, sagt der Landrat von Donau-Ries, Stefan Rößle. „Es muss staatliche Programme für den sozialen Wohnungsba­u geben – durch Bund und Land“, fordert der CSU-Politiker. Davon profitiere auch die einheimisc­he Bevölkerun­g.

Angesichts der bis Jahresende in Bayern erwarteten über 120000 Flüchtling­e forderte Ministerpr­äsident Seehofer gestern schnellere Asylverfah­ren, schärfere Bestrafung der Schleuserk­riminalitä­t und eine stärkere Bekämpfung von Asylmissbr­auch.

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