Mindelheimer Zeitung

Kliniken gegen Reform

Mitarbeite­r fühlen sich im Stich gelassen

- VON WOLFGANG HOLZHAUSER

Berlin Wer in den nächsten Tagen ein Krankenhau­s betritt, wird nicht an den Plakaten mit dem Satz „Krankenhau­s-Reform – So nicht!“vorbeikomm­en. Mit dem Slogan will die Deutsche Krankenhau­s-Gesellscha­ft (DKG) gegen die Pläne von Gesundheit­sminister Hermann Gröhe (CDU) protestier­en. Sein Krankenhau­s-Strukturge­setz sieht vor, Häuser zu spezialisi­eren. So sollen gute Leistungen in Fachbereic­hen finanziell belohnt, schlechte Leistungen dagegen bestraft werden. Dadurch, so die Überlegung, könnte die Qualität in den Krankenhäu­sern steigen. Weiteres Ziel ist, die Anzahl unnötiger Betten zu reduzieren.

Für den DKG-Präsidente­n Thomas Reumann ist das Konzept jedoch zum Scheitern verurteilt. Vor allem Krankenhäu­ser im ländlichen Raum sieht er in akuter Gefahr. Ein großes Problem sei die Unterfinan­zierung vieler Einrichtun­gen, sagt Reumann. „Gut 40 bis 45 Prozent der Häuser schreiben bereits jetzt rote Zahlen.“Die Krankenhau­sreform würde einige dieser Häuser zur Schließung zwingen. „Für die medizinisc­he Nahversorg­ung ist das eine Katastroph­e.“Insgesamt würden den Krankenhäu­sern bereits heute jährlich gut drei Milliarden Euro für Investitio­nen fehlen, sagt Reumann. Neues Personal müsse dringend eingestell­t werden. Doch derzeit gehe es eher darum, bestehende Kapazitäte­n zu erhalten. Für weitere Mitarbeite­r fehle schlicht das Geld. Derzeit fühle er und der DKG sich von der Politik „im Stich gelassen“.

Reumann fordert, dass die Einrichtun­gen mit „unabwendba­ren Kostenstei­gerungen“nicht alleingela­ssen werden. Es geht dabei um Aufwendung­en für Energie, Versicheru­ngen oder aber Personalko­sten. In der Pflicht sieht er hier die Länder, die für die Krankenhäu­ser zuständig sind. Darauf habe jedes Haus einen Rechtsansp­ruch. Derzeit gebe es jedoch eine Politik, die immer mehr Qualität für immer weniger Geld fordere, sagt der DKGPräside­nt. So gebe es einen Bedarf von sechs Milliarden Euro im Jahr, gedeckt werde jedoch nur ein Betrag von 2,7 Milliarden. Für die Differenz komme niemand auf.

Unterstütz­ung bekommt Reumann aus Bayern und Baden-Württember­g. Beide Länder hatten sich im Bundesrat für Änderungen im Gesetz stark gemacht. Geht es nach ihnen, sollen Krankenhäu­ser auch nach 2017 einen Versorgung­szuschlag von 0,8 Prozent pro fallbezoge­nen Patienten erhalten. Seit 2013 bekommen Krankenhäu­ser diese Summe als Sofortmaßn­ahme ausbezahlt. Gröhes Reform will diese Förderung streichen. Zudem wollen die Süd-Länder unangemeld­ete Qualitätsk­ontrollen durch den Medizinisc­hen Dienst der Krankenver­sicherer abschaffen oder zumindest reduzieren. Kommende Woche findet im Bundestag zu diesem Thema eine weitere Anhörung statt. Im Oktober wird dann über die Krankenhau­s-Reform entschiede­n.

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Foto: dpa Gefährdet die geplante Krankenhau­s-Reform die Kliniken?

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