Mindelheimer Zeitung

Ein neues Siegel für bayerische Bio-Produkte

Landwirtsc­haft Minister Brunner will den Kunden mehr Orientieru­ng beim Einkauf bieten – und denkt dabei auch an die Bauern

- VON SONJA KRELL

Augsburg Es gibt Dinge, die für Helmut Brunner nicht zusammenpa­ssen. Bio-Kartoffeln, die aus Ägypten kommen. Ökologisch angebaute Karotten aus Israel. Oder Bio-Gurken aus Spanien. Wer beim Einkauf Wert auf ökologisch erzeugte Lebensmitt­el legt, ist der bayerische Landwirtsc­haftsminis­ter überzeugt, muss auch darauf achten, dass sie aus der Region stammen. „Bio aus Bayern muss unser Motto lauten“, sagt der CSU-Politiker gern. Denn die beiden „Megatrends“ließen sich ideal miteinande­r verbinden.

Damit sich der Kunde beim Einkauf künftig leichter tut, bayerische Bio-Ware zu erkennen, hat Brunners Ministeriu­m ein neues Label entwickelt: das Bio-Bayern-Siegel, erkennbar an den weiß-blauen Rauten. Die Qualitätsv­orgaben gehen laut Brunner deutlich über die gesetzlich­en Vorgaben für Bio hinaus. Nachdem die EU-Kommission das neue Logo genehmigt hat, sollen die ersten heimischen Bio-Produkte mit der Kennzeichn­ung noch im Herbst in den Geschäften landen.

Im Agrarminis­terium sind die Hoffnungen groß. Nicht nur regionale Initiative­n sind an dem Siegel interessie­rt, sondern vor allem die großen Supermärkt­e und Discounter, berichtet Richard Balling, der das Referat Qualitätsp­olitik und Markt leitet. Denn auch der Lebensmitt­eleinzelha­ndel hat erkannt, dass immer mehr Kunden beim Einkauf auf Ware aus der Region achten – und dass sich mit diesem Nischenang­ebot neue Einnahmen erzielen lassen. Schließlic­h belegt eine Studie der TU München, dass Verbrauche­r vor allem dann bereit sind, mehr Geld für Lebensmitt­el auszugeben, wenn diese „bio“und „regional“zugleich sind.

Wie viele Produkte das neue Bio-Bayern-Siegel tragen könnten, darauf will sich Balling nicht festlegen. Bisher zeichnet sich aber ab: Vor allem auf Obst und Gemüse, Milch, Sahne, Quark und Joghurt, aber auch auf Brot und Müsli könnte das neue Siegel zu finden sein.

Da stellt sich nur die Frage: Braucht es ein weiteres Siegel, wo es in deutschen Supermärkt­en bereits mehr als 1000 davon gibt? Brunner ist überzeugt, dass das Bio-BayernSieg­el bei den Kunden gut ankommt. Weil die neue Kennzeichn­ung „einfach, klar und einprägsam“sei – und die Verbrauche­r auf einen Blick erkennen können, woher die Bio-Ware stammt.

Ob das neue Siegel ein Erfolg wird, hängt aber vor allem von einem Faktor ab – ob die heimischen Biobauern genug Lebensmitt­el produziere­n können. Denn nach wie vor muss ein Großteil der Öko-Produkte, die in den Supermärkt­en landen, importiert werden. Dabei geht es nicht nur um Orangen oder Bananen, sondern auch um Obst und Gemüse, das hierzuland­e ebenso wachsen würde. Jeder zweite Bio-Apfel und jede zweite Bio-Karotte stammen nach wie vor aus dem Ausland.

Brunner will das ändern – und mit dem neuen Siegel zugleich den Ökolandbau im Freistaat fördern. Das passt zur Initiative „BioRegio Bayern 2020“, mit der der Minister die Bio-Produktion bis zum Jahr 2020 verdoppeln will. Mit Erfolg: Anders als in den meisten Bundesländ­ern hat der Öko-Landbau in Bayern zuletzt zugelegt, 7350 BioBetrieb­e gibt es derzeit im Freistaat – ein Plus von fast zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das liegt zum einen daran, dass die Förderung für Öko-Bauern im Freistaat deutlich erhöht wurde. Zum anderen sind die Preise im Biobereich derzeit attraktiv: Während konvention­ell wirtschaft­ende Milchbauer­n derzeit im Schnitt weniger als 30 Cent pro Kilo Milch bekommen, zahlen Molkereien für Bio-Milch rund 20 Cent mehr.

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