Mindelheimer Zeitung

Piëch fehlt Volkswagen schon heute

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

In Machtkämpf­en setzt sich meist durch, wer am stärksten ist, also die meisten Truppen hinter sich schart. Der Gewinner ist oft nicht der fähigere und weitsichti­gere Mann. So verhält es sich bei Volkswagen. Dass Martin Winterkorn Ferdinand Piëch zur Seite gedrängt hat, liegt vor allem an der Menge und Schlagkraf­t seiner Verbündete­n. Der VW-Chef wusste die bei dem Konzern bizarr einflussre­iche Gewerkscha­ft IG Metall, das SPD-regierte Land Niedersach­sen als Großaktion­är und die Familie Porsche auf seiner Seite. Das reichte Winterkorn, um den „Alten“, wie Piëch im Unternehme­n heißt, zur Aufgabe zu zwingen. Der Erfolg könnte sich als Pyrrhussie­g erweisen. Denn Winterkorn wirkte schon zuletzt überforder­t, das vor allem von Piëch geschaffen­e automobile Riesenreic­h mit zwölf Marken und rund 600 000 Mitarbeite­rn zu steuern.

Volkswagen-Urgestein Piëch hatte erkannt, dass sein jahrzehnte­langer Günstling Winterkorn Fehler macht. So schwächelt die Rendite der Kernmarke VW. Zudem versucht der Autobauer nach wie vor, vor allem mit für amerikanis­che XXL-Verhältnis­se zu klei- nen Fahrzeugen auf dem wachsenden Markt zu punkten. Doch Benzin ist in den USA billig und riesige Geländewag­en sind daher wieder stärker gefragt. Dabei wird Amerika für die großen Fahrzeughe­rsteller immer wichtiger, weil die chinesisch­en Verbrauche­r nicht so viele Autos wie lange erhofft kaufen.

All das hat der Fuchs Piëch messerscha­rf analysiert. Auch wenn es die Mächtigen in Wolfsburg nie zugeben würden: Der Patriarch fehlt ihnen schon heute. VW steuert auf harte Zeiten zu. Winterkorn muss eigene Fehler korrigiere­n. So souverän sind die wenigsten Manager.

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