Piëch fehlt Volkswagen schon heute
In Machtkämpfen setzt sich meist durch, wer am stärksten ist, also die meisten Truppen hinter sich schart. Der Gewinner ist oft nicht der fähigere und weitsichtigere Mann. So verhält es sich bei Volkswagen. Dass Martin Winterkorn Ferdinand Piëch zur Seite gedrängt hat, liegt vor allem an der Menge und Schlagkraft seiner Verbündeten. Der VW-Chef wusste die bei dem Konzern bizarr einflussreiche Gewerkschaft IG Metall, das SPD-regierte Land Niedersachsen als Großaktionär und die Familie Porsche auf seiner Seite. Das reichte Winterkorn, um den „Alten“, wie Piëch im Unternehmen heißt, zur Aufgabe zu zwingen. Der Erfolg könnte sich als Pyrrhussieg erweisen. Denn Winterkorn wirkte schon zuletzt überfordert, das vor allem von Piëch geschaffene automobile Riesenreich mit zwölf Marken und rund 600 000 Mitarbeitern zu steuern.
Volkswagen-Urgestein Piëch hatte erkannt, dass sein jahrzehntelanger Günstling Winterkorn Fehler macht. So schwächelt die Rendite der Kernmarke VW. Zudem versucht der Autobauer nach wie vor, vor allem mit für amerikanische XXL-Verhältnisse zu klei- nen Fahrzeugen auf dem wachsenden Markt zu punkten. Doch Benzin ist in den USA billig und riesige Geländewagen sind daher wieder stärker gefragt. Dabei wird Amerika für die großen Fahrzeughersteller immer wichtiger, weil die chinesischen Verbraucher nicht so viele Autos wie lange erhofft kaufen.
All das hat der Fuchs Piëch messerscharf analysiert. Auch wenn es die Mächtigen in Wolfsburg nie zugeben würden: Der Patriarch fehlt ihnen schon heute. VW steuert auf harte Zeiten zu. Winterkorn muss eigene Fehler korrigieren. So souverän sind die wenigsten Manager.