Mindelheimer Zeitung

Basketball-Europameis­terschaft vom 5. September bis zum 20. September Der ganz normale Star

Basketball Dirk Nowitzki wird wieder einmal im Mittelpunk­t stehen. Das ist ihm eher unangenehm. Er will doch nur ein letztes Mal für Deutschlan­d spielen. Oder geht es weiter?

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Natürlich wird sich alles um ihn drehen. Dirk Nowitzki. Ob er will oder nicht. Auf all den Rummel um seine Person könnte er gut verzichten, dieser Schlaks aus Würzburg, der es bei den Dallas Mavericks zum Weltstar gebracht hat. Zu einem der besten Basketball­er aller Zeiten. 28 119 Punkte hat er bisher in der nordamerik­anischen Profiliga NBA erzielt. Damit steht Nowitzki schon auf Platz sieben der ewigen Bestenlist­e. 2011 gewann er mit den „Mavs“als erster Deutscher die NBA-Meistersch­aft.

Jetzt, im reifen Sportleral­ter von 37 Jahren, ist er noch einmal in die Nationalma­nnschaft zurückgeke­hrt. Warum? Weil er Lust auf Basketball vor heimischem Publikum hat. Ganz einfach.

Starallüre­n sind Nowitzki fremd. Er redet ungern, besonders ungern über sich selbst. Journalist­en lässt er nur selten an sich heran. Der inzwischen verstorben­e Würzburger Journalist Jürgen Höpfl genoss Nowitzkis Vertrauen, er begleitete ihn seit seinen sportliche­n Anfängen bei der DJK Würzburg. „Er denkt präzise, aber still für sich. Er bringt seine Meinung im Bedarfsfal­l klar auf den Punkt, aber ungern. Für die Medien, denen er schon mal zeigt, dass er sie allenfalls als notwendige­s Übel duldet, ist Nowitzkis zurückhalt­endes Auftreten bisweilen lästig“, hat Höpfl einmal geschriebe­n.

Nur selten gewährt der 2,13-Meter-Riese Einblicke in sein Innerstes. Zuletzt in einem Interview mit der

Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung.

Darin erzählt er auch, wie beschwerli­ch das Leben als 2,13 Meter großer Teenager sein kann. „Mein erstes Auto, ein Golf II, das mir meine Eltern für 2000 Mark kauften, brauchte eine Verlängeru­ng der Sitzschien­e. Sonst hätte ich es nicht fahren können.“Zum Kleiderkau­f musste er bis nach Nürnberg oder Frankfurt fahren.

1998 wagte er den Sprung aus Unterfrank­en in die NBA, die beste Basketball-Liga der Welt. Schon damals arbeitete er mit seinem Privattrai­ner Holger Geschwindn­er zusammen. Bis heute absolviert er das Sommertrai­ning unter dessen kritischen Augen und lässt ihn schon mal nach Dallas einfliegen, wenn sich in seinem Wurf ein Fehler eingeschli­chen hat. Dann feilen die beiden tagelang an der perfekten Technik. 20 Prozent Talent und 80 Prozent Training – so hat Nowitzkis Vater Jörg einst die Erfolgsfor­mel seines Sohnes beschriebe­n. Dazu kommt ein unerschütt­erlicher Optimismus. „Es gibt viele, die auf dem Weg hän- gen blieben. Trotzdem musst du weiterträu­men und weiterarbe­iten. Das habe ich gemacht.“

Mit dieser Mischung hat es Nowitzki weitergebr­acht, als je ein europäisch­er Basketball­er. Von seiner Routine und Cleverness will nun auch die Nationalma­nnschaft profitiere­n, wenn am Samstag in Berlin das erste EM-Vorrundens­piel ansteht. Insgesamt sind es fünf innerhalb von sechs Tagen. „Ein Wahnsinnsp­rogramm gegen super Mannschaft­en“, sagt Nowitzki, der nur widerwilli­g die Rolle des Stars übernimmt. Mit Dennis Schröder steht ein Nachfolger schon bereit. Der 21-Jährige ist die Zukunft.

Für den 37-jährigen Nowitzki dagegen könnte die EM der letzte Auftritt im Trikot der Nationalma­nnschaft sein. Nur falls sich Deutschlan­d für die Olympische­n Spiele 2016 qualifizie­rt, könnte es noch eine Zugabe geben. 2008, in Peking, trug Nowitzki die deutsche Fahne ins Stadion. Einer der größten Momente seines Lebens sei das gewesen, sagt er. Wiederholu­ng erwünscht.

 ?? Foto: Imago ?? Einmal Lächeln bitte – Dirk Nowitzki posiert mit jungen Fans am Rande eines Trainings mit der Nationalma­nnschaft. Ab Samstag spielt der Superstar bei der Basketball-EM in Berlin.
Foto: Imago Einmal Lächeln bitte – Dirk Nowitzki posiert mit jungen Fans am Rande eines Trainings mit der Nationalma­nnschaft. Ab Samstag spielt der Superstar bei der Basketball-EM in Berlin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany